Geraer Bürgerinnen und Bürger gedenken der Opfer des Faschismus
21. September 2022
Autor: Dieter Hausold (BG Gera)
Wie alljährlich am zweiten Sonntag im September gedachten am 11. dieses Monats zirka 50 Menschen am Mahnmal im Geraer Küchengarten den Opfern des Hitler-Faschismus. Unter ihnen Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser (SPD), Landtagsabgeordneter Andreas Schubert (DIE LINKE), die Dezernentin und Beigeordnete für Gesundheit und Soziales, Sandra Wanzar sowie Mitglieder des Stadtrates und der demokratischen Parteien Geras.
Zu Beginn der Gedenkveranstaltung legten die Anwesenden Kränze und Blumen zur Ehrung der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und zur Erinnerung an jene Menschen nieder, die dem Terrorregime Widerstand leisteten.
Dieter Hausold, Vorsitzender der Basisgruppe VdN/BdA Gera, verwies auf die Folgen von Hitlers Machtergreifung vor fast 90 Jahren. Die industrielle Ermordung von mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden, von Sinti und Roma, die Euthanasie, die Verfolgung und Hinrichtung von zigtausenden Menschen des politischen Widerstandes. Schließlich insgesamt mehr als 60 Millionen Tote im zweiten Weltkrieg, ein verwüstetes Europa. „Diese Verbrechen sind singulär,“ so Hausold, „deshalb gilt es immer wieder die Frage zu stellen, wie konnte es soweit kommen?“
Der Redner machte vor allem drei Gründe aus. Reaktionäre Politiker, die die Demokratie verabscheuten, die nach dem Motto „Deutsche zuerst“ – wie heute die AfD – einen autoritären, rassistischen Staat errichten wollten. Die großen Banken und Konzerne und die Rüstungsindustrie, die im Krieg verdienen wollten. Schließlich die letzten Regierungen der Weimarer Republik, die mit immer weiterem Sozialabbau die Not der Menschen verschärften, so dass sie für die braune Propaganda immer anfälliger wurden.
„Weil rechtsextreme und rassistische Parteien“, so Hausold abschließend, „schon wieder auf Straßen und Plätzen ihre Parolen verbreiten, die AfD auch in Parlamenten und Kommunalvertretungen agieren, gilt es für alle Demokraten, diesen Kräften überall entschieden entgegen zu treten.“ Zugleich komme es darauf an, „für eine solidarische und soziale Gesellschaft zu streiten, in der die Lasten der aktuellen Krisen eben nicht auf jene Menschen abgewälzt werden, die eh schon die geringsten Einkommen und größten Belastungen haben.“
Weil rechtsextreme und rassistische Parteien schon wieder auf Straßen und
Dieter Hausold
Plätzen ihre Parolen verbreiten, die AfD auch in Parlamenten und Kommunalvertretungen agieren, gilt es für alle Demokraten, diesen Kräften überall entschieden entgegen zu treten.
Sandra Wanzar unterstrich in ihrem Beitrag, „das es in Gera viele Menschen gibt, die sich für ihre Mitbürgerinnen, insbesondere für Menschen in Not, einsetzen.“ Das gilt, so die Beigeordnete „insbesondere auch für Menschen, die vor Krieg und Gewalt flüchten und zu uns kommen.“ Im weiteren betonte sie, dass angesichts der Lehren aus der Geschichte Demokratie und Menschlichkeit entschieden verteidigt werden müssen.
Die Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser unterstrich die Aktualität, immer wieder daran zu erinnern, wohin Nationalismus, Ethnozentrismus und Rassismus führen. „Deswegen ist es so wichtig“, so die Abgeordnete, „der Millionen Opfer zu gedenken, die Erinnerung wach zu halten, denn nur so lässt sich das Bewusstsein schärfen und Menschenfeindlichkeit erkennen.“ Sie verwies dabei auch auf heutige Opfer rechter Gewalt. „Seit der Wiedervereinigung“, so Kaiser, „sind 218 Menschen durch rechte Gewalt ums
Leben gekommen.“
Die Rednerin betonte, dass rechtsextreme Aufmärsche nicht als „Spaziergänge“ verharmlost werden dürften und das Gera Gesicht zeigen müsse, gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit, wie dies auf der Veranstaltung im Küchengarten, aber auch Tags zuvor durch viele junge Menschen in der Stadt geschehen sei.