Treu seinen Idealen bis in den Tod – Nachruf auf Karl Metzner
6. September 2018
Am 26.08.2018 verstarb Pfarrer i.R. Karl Metzner im 91. Lebensjahr. Wir Mitglieder des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten verneigen uns vor unserem Kameraden in Trauer tief vor seiner Lebensleistung.
Am 01.10.1927 in Großbreitenbach/Thür. in einer sozialdemokratisch geprägten Familie geboren, zeigte er schon als Schüler reges Interesse an den politischen Vorgängen in Deutschland und der Welt. Angeregt durch das Feindhören seines Onkels und durch Diskussionen mit gleichgesinnten Mitschülern der Handelsschule in Erfurt kam eine kleine Gruppe überein, gegen die Verhältnisse etwas zu tun. Sie entwarfen und schrieben Flugblätter und verteilten sie. Sie wurden verraten und 1943 über acht Monate im Untersu-chungsgefängnis in der Andreasstraße in Erfurt eingesperrt. Glückliche Umstände bewahrten sie vor der Todesstrafe. Der „Rädelsführer“ Jochen Bock musste bis zum Kriegsende unter harten Haftbedingungen dort verbringen. Diese führten auch 1947 zu seinem frühen Tod.
Karl Metzner musste Soldat werden, was aber bald ein Ende hatte. Im Gefangenenlager beeindruckte ihn ein Militärseelsorger so sehr, dass er sich ihm anschloss und unter den gefangenen Soldaten jahrelang Seelsorge betrieb, was dann zum Beruf Pfarrer führte. Ihre im Widerstand formulierten Forderungen: 1. Frieden, 2. Freiheit, 3. Brot, 4. Ende des Hitlerterrors und 5. Ende des totalen Krieges sind lebenslang Leitschnur seines Handelns gewesen.
Er hat sich konsequent als Mitglied der christlichen Friedensbewegung jahrzehntelang um den Frieden gekümmert, sei es als Verfechter der Losung „Schwerter zu Pflugscharen“ oder als ein Initiator der donnerstäglichen Friedensgebete in der Lorenzkirche. Beispielhaft auch seine Bemühungen um gute Beziehungen zur jüdischen Gemeinde, um die Verbreitung der Kenntnisse über die Greueltaten des Faschismus, der menschenverachtenden Ideologie, die diesem System innewohnt, hat er sich besonders der Jugend zugewandt, indem er Fahrten zu Gedenkstätten organisierte und zum Teil selbst die Kosten trug. Unzählige Gesprächsrunden mit Interessierten aller Altersgruppen führte er durch und ließ an seiner Haltung gegen jegliche Gewaltherrschaft, gegen faschistische und rassistische Hetze keine Zweifel. Davon zeugen auch seine Besuche der Gedenkstätten in Auschwitz und Yad Vashem in Israel.
Karl Metzner war von Anbeginn an aktiv in unserem Verband tätig. Viele Jahre war er Mitglied des Landesvorstandes. Er gab uns viele Impulse für das antifaschistische Wirken unseres Verbandes und für die Pflege und Bewahrung des Vermächtnisses der antifaschistischen Widerstandskämpfer und Verfolgten des Naziregimes.
Kamerad Karl Metzner hat seine Überzeugungen gelebt und für die Menschen in seiner Kirchgemeinde so manches bewegt. Er war ein stiller, aber umso ausdauernder Kämpfer für seine Gemeinde, für die Erhaltung des Friedens auf der Welt und die Bewahrung der Schöpfung. Seine Reden appellierten an Herz und Verstand. Nie stachelte er zu Hass und Gewalt auf. Vernunft und Menschenliebe prägten sein Tun und Handeln.
Kamerad Karl Metzner wird uns für immer ein leuchtendes Vorbild sein, wir sind dankbar, dass er unser Weggefährte war.