Ausstellung „Antifaschistischer Widerstand in Europa 1922 – 1945“ ab 22. Januar 2019 im Thüringer Landtag

13. Januar 2019

Am Dienstag, den 22. Januar 2019 um 16 Uhr, eröffnet die Präsidentin des Thüringer Landtags Birgit Diezel eine Ausstellung des nationalen belgischen Instituts der Veteranen und Opfer des Krieges und der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer – Bund der Antifaschisten zum Thema „Antifaschistischer Widerstand in Europa 1922 – 1945“.

Die Ausstellungseröffnung findet im Zwischengang des Funktionsgebäudes des Thüringer Landtags statt. Im Anschluss erfolgt ein gemeinsamer Rundgang durch die Ausstellung.

Es sprechen:
Birgit Diezel
Präsidentin des Thüringer Landtags

Einführung:
Dr. Ulrich Schneider
Sprecher der VVN-BdA in Deutschland und Ge- neralsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer – Bund der Antifaschisten Kurator der Ausstellung

Musik:
Berndt Klinke
Saxophon

Gezeigt wird eine Ausstellung über den antifaschistischen Widerstand in verschiedenen Ländern Europas. Beteiligt an der Ausstellung waren das nationale belgische Institut der Veteranen und Opfer des Krieges (IV-INIG) und die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten. Unterstützung leisteten das nationale Widerstandsmuseum (Belgien), ONAC (Frankreich), ANPI (Italien), NIOD (Niederlande), das Nationalarchiv des Großherzogtums Luxemburg sowie Veteranenverbänden aus verschiedenen Ländern. Die Ausstellung in deutscher, französischer und englischer Sprache wurde im Sommer 2013 erstmals im Europäischen Parlament in Brüssel gezeigt.
Die Ausstellung stellt auf 50 Tafeln dar, wie Männer und Frauen aus den damaligen europäischen Ländern Widerstand geleistet haben und welche unterschiedlichen Ausprägungen ihre Aktionen in den einzelnen Ländern hatten. Die Ausstellung lebt durch eindrucksvolle Bilder und reproduzierte Dokumente, die die knappen erläuternden Texte unterstreichen. Dabei wurden besonders solche Bilder gewählt, die Breite und Tiefe des Widerstands darstellen, nationale Besonderheiten des Kampfes und allgemeine Tendenzen zum Ausdruck bringen. Die Ausstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie zeigt aber, dass der Widerstandskampf in allen europäischen Ländern in unterschiedlicher Form und unter Berücksichtigung der nationalen Spezifika stattfand. Sie wurde mittlerweile in zehn europäischen Ländern und in zahlreichen deutschen Städten gezeigt.

Ausstellung vom 22. Januar bis 22. Februar 2019 im Thüringer Landtag | Jürgen-Fuchs-Straße 1 | 99096 Erfurt | Montag bis Freitag | 8 – 18 Uhr (außer an Plenartagen) | Am Wochenende nach Vereinbarung. | Kontakt: Frau Erlekampf, Tel.: 036137 72005

Dem Schwur von Buchenwald verpflichtet – Nachruf für Ottomar Rothmann ( * 06.12.1921 – † 14.12.2018)

30. Dezember 2018

Ottomar Rothmann

Am 14. Dezember 2018 verstarb hochbetagt unser langjähriger Kamerad Ottomar Rothmann. Schon als Kind erfuhr er was Armut bedeutet, er musste als Laufbursche zum Familienunterhalt beitragen. Statt seines Traumberufes –Autoschlosser- musste er aus prekären Erwägungen heraus einen kaufmännischen Beruf erlernen. In seiner Familie wurden die gesellschaftlichen Verhältnisse anders beurteilt als in den damals propagierten Sichtweisen und so war für ihn tätige Solidarität gegenüber Juden und Zwangsarbeitern selbstverständlich. Als zwei seiner Brüder wegen kommunistischer Umtriebe angeklagt und eingesperrt wurden, steigerte das nur seinen Hass auf die Nazis und er fertige Handzettel gegen das verbrecherische Hitlerregime an. Am 30. Januar 1943 in Magdeburg verhaftet, kam er nach Verhören, die nicht seine Schuld bewiesen, allein auf Grund seiner familiären und rassischen Herkunft als 21-Jähriger in das Konzentrationslager Buchenwald. Im Block 17 kam er unter die Obhut des Blockältesten Otto Storch, der ihn in seiner Auffassung gegenüber dem Naziregime nur bestärkte. Durch seine klare Haltung und Zuverlässigkeit erwarb er sich das Vertrauen seiner Mithäftlinge so dass ihn das Illegale Lagerkomitee in den Rettungsplan für gefährdete Lagerfunktionäre einbezog. Gemeinsam mit etwa 21.000 Überlebenden leistete er am 19. April 1945 den Schwur von Buchenwald, der zur Maxime seines Lebens werden sollte. Getreu dem Schwur von Buchenwald: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“ stellte er sich verschiedenen Aufgaben: so ab Juli 1945 dem Aufbau einer neuen Polizeibehörde in der Stadt Weimar, die frei von Nazis die neu entstehende antifaschistisch-demokratische Ordnung zu schützen vermochte oder so ab 1. Oktober 1946 als persönlicher Referent von Ministerialdirektor Dr. Wiese im thüringischen Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, so als Direktor der Deutschen Handelszentrale in Erfurt und ab September 1960 als Vorstandsmitglied des Konsumbezirksverbandes Erfurt. Ab 15. November 1974 nahm der ehemalige Buchenwaldhäftling als Leiter der pädagogischen Abteilung und stellvertretender Direktor der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte auf dem Ettersberg seine Tätigkeit auf. Gemeinsam mit dem Antifaschisten Rolf Barthel entwickelte er eine neue antifaschistische Gedenkkultur, die noch heute in ihren Grundprinzipien praktiziert wird. Menschen aus dem In- und Ausland vermittelte er eindrucksvoll die Grausamkeiten des Lageralltags und das menschenverachtende System des Nationalsozialismus.
Auch weit über das Pensionsalter hinaus war er insbesondere für Jugendliche ein kompetenter und interessanter Zeitzeuge und Gesprächspartner. Kamerad Ottomar Rothmann hat als Gründungsmitglied der VVN 1945 als auch des Interessenverbandes VdN 1990, wie auch als langjähriger Vorsitzender der Sozialkommission des Landesvorstandes des TVVdN–BdA bleibende Verdienste um unseren Verband erworben. Die Stadt Weimar hat Ottomar Rothmann als einen Vertreter des deutschen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus zum Ehrenbürger erklärt. Wir verneigen uns tief vor seiner Lebensleistung und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten
Landesvorstand und Basisgruppe Weimar-Apolda

Die „Thüringer Rose“ für Elke Pudszuhn

20. November 2018

Der Freistaat Thüringen ehrt heute auf der Wartburg in Eisenach ehrenamtlich Tätige mit der „Thüringer Rose“ für ihr herausragendes Engagement. Unter ihnen ist auch unsere Genossin Elke Pudszuhn.

Thüringer Rose für Elke Pudszuhn

Elke Pudszuhn gehörte 1990 zu den Gründungsmitgliedern des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen (VdN/BdA e.V.) und ist seitdem in leitenden Funktionen, seit 2010 als Landes-Vorsitzende, tätig. Als Tochter der von den Nationalsozialisten verfolgten Widerstandskämpfern, Hans und Else Raßmann hat Elke ihr Leben dem Kampf gegen Diktatur und Willkür gewidmet.

Sie half und hilft Betroffenen mit ihren Erinnerungen, gesundheitlichen Schäden und familiären Belastungen umzugehen. So leistet Sie eine wichtige soziale Betreuungsarbeit für die noch lebenden antifaschistischen Widerstandskämpfer und Verfolgten des Naziregimes und deren Hinterbliebenen.

Sie hat viel Zeit investiert, um Schicksale einstmals Verfolgter öffentlich zu machen. Deshalb ist sie auch viel an Schulen unterwegs, um mit Schülerinnen und Schülern zum Thema Widerstand und Verfolgung zu sprechen und somit einen wichtigen Teil beizutragen, Geschichte aufzuarbeiten.

Darüber hinaus ist Elke Pudszuhn seit vielen Jahren aktives Mitglied der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora. Viele der zahlreichen Veranstaltungen dort bereitete sie mit vor und unterstützte das Internationale Lagerkomitee bei deren Durchführung. Regelmäßig führt sie zudem meist junge Besuchergruppen, durch das ehemalige Konzentrationslager und leistet dabei mit ihrem umfangreichen Wissen über die damaligen Geschehnisse eine erfolgreiche Aufklärungsarbeit.

Elke ist aktiv gesellschaftlich tätig. Sie hat für die damalige PDS und dann DIE LINKE viele Jahre in ihrer Heimatstadt Zella-Mehlis im Stadtrat, aber auch als Kreistagsmitglied im Landkreis Schmalkalden-Meiningen mitgearbeitet. Von Beginn an hat Elke das Archiv der PDS katalogisiert und damit einen wichtigen Beitrag zur Sicherung von Unterlagen geleistet.

Im Hotel Am Wald in Elgersburg, dem ehemaligen MOPR- Heim hat Elke die historischen Dokumente gesichert, und eine Dauerausstellung zu Geschichte des Hauses als Kinderheim der „Roten Hilfe“ erarbeitet.

Bis heute ist sie Vorsitzende einer Basisgruppe unserer Partei, sie ist Mitglied im Bündnis für Toleranz, Demokratie und gegen Rechtsextremismus Suhl/Zella-Mehlis und überall dort zur Stelle, wo Menschen sich dem Rechtsruck entgegenstellen.

Zur Auszeichnung gratulieren wir Elke Pudszuhn ganz herzlich, bedanken uns bei ihr für das große Engagement und wünschen alles Gute, vor allem Gesundheit für die Zukunft.

Quelle: Die Linke Thüringen

Nachruf von Die Linke für Kurt Pappenheim

24. September 2018

Wir dokumentieren der Nachruf von Die Linke Schmalkalden-Meiningen zum Tod vom Kurt Pappenheim.

Mit Trauer und Betroffenheit hat DIE LINKE. Thüringen heute die Nachricht zur Kenntnis nehmen müssen, dass Kurt Pappenheim aus Schmalkalden verstorben ist. Im Juli hat er seinen 91. Geburtstag noch im Kreise seiner Familie mit langjährigen Freunden und Genossen feiern können.

Pappenheim arbeitete bis 2014 im Thüringer Landesvorstand des VVN BdA (Thüringer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der AntifaschistInnen) mit, deren langjähriger Vorsitzender er auch war. Im vergangenen Jahr, anlässlich seines 90. Geburtstages, wurde er für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement mit der „Schmalkaldener Rose“ und dem Ehrenbrief des Landes Thüringen, unterzeichnet vom Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, geehrt.

Kurt Pappenheim hat die Gefangenschaft in einem nationalsozialistischen Zwangsarbeitslager überstanden. Nach seiner Rückkehr begann er zunächst eine Lehre, die er zugunsten seiner Ausbildung als Neulehrer schnell wieder beendete. Ab 1948 war er als stellvertretender und später als Schulleiter in Breitungen tätig, anschließend in der Rosa-Grund-Schule in Schmalkalden.

Pappenheim ist Vielen durch sein Wirken als Zeitzeuge der NS-Zeit bekannt. Nach der politischen Wende und im Ruhestand hat er sich intensiv in der Gedenkkultur engagiert und seine Erkenntnisse vielen Menschen zugänglich gemacht. 1999 erschien sein Buch „Die jüdische Gemeinde Schmalkalden und ihr Ende im Holocaust“. Er hat Ausstellungen vorbereitet, Gesprächsrunden organisiert, wach gerüttelt und erinnert. Kurt Pappenheim hat großen Anteil daran, dass die Erinnerungstafel für die jüdische Synagoge in Schmalkalden angebracht und Stolpersteine in der Stadt verlegt wurden. In den 1990er Jahren kümmerte er sich um formelle Belange bei der Rückgabe und Entschädigung jüdischer Familien.

Kurt Pappenheim lebte den Schwur von Buchenwald. „Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht. Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden und ihren Angehörigen schuldig.“

Pappenheim war seit über 70 Jahren Parteimitglied. Bis zuletzt war er aktiv in den Arbeitsgemeinschaften „Antifaschismus“ und „Senioren“ der Partei DIE LINKE.

Wir sind in Gedanken bei seiner Familie in den schweren Stunden des Abschieds. Wir verneigen uns vor der Lebensleistung von Kurt Pappenheim, die uns in Erinnerung bleiben und Ansporn für das politische Agieren sein wird.

 

Nachruf der Stadtverbandsvorsitzenden für Kurt Pappenheim

22. September 2018

Wir trauern um unseren Genossen, VVN-Kameraden und Freund
Kurt Pappenheim,
der am 11. 9. 2018 nur wenige Wochen nach seinem 91. Geburtstag von uns gegangen ist.
Bereits in früher Kindheit, im Alter von sechs Jahren, wurde Kurt mit der Menschenverachtung und Grausamkeit des Faschismus konfrontiert: Schon im Januar 1934 wurde sein Vater Ludwig Pappenheim, ein führender Sozialdemokrat, im KZ Börgermoor ermordet. Für die Familie begann eine sehr schwere Zeit, die schließlich in KZ-Haft in Buchenwald für Kurts Bruder Günter und in einem Zwangsarbeitslager für ihn selbst endete. Im April 45 gelang ihm die Flucht. Aus diesem eigenen, sehr schmerzlichen Erleben, den Buchenwaldschwur zur Leitlinie wählend, entwickelte sich Kurt sehr zeitig zu einem politisch geprägten Menschen, der sich schon im Februar 1946 der SPD anschloss und dann für ihn folgerichtig Mitglied der SED wurde. Ebenso logisch war es für ihn, sich der 1947 gegründeten Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, später Bund der Antifaschisten, anzuschließen und dort als Mitglied des Landesvorstandes bis vor wenigen Jahren maßgeblichen Einfluss auf deren wirkungsvolle antifaschistische Arbeit zu nehmen.
Freunde des Vaters bewogen Kurt, sich als Neulehrer ausbilden zu lassen, sodass er ab 1946 zuerst in Herrenbreitungen und später im Rosagrund arbeitete; nach erfolgtem Studium als Fachlehrer für Biologie und Chemie begann Kurt Pappenheim als Lehrer und stellvertretender Direktor an der Schmalkalder Seumeschule, wo er schließlich bis zum Ende seiner Tätigkeit 1987 für 33 Jahre als Direktor und Fachlehrer eingesetzt war.
Von Anbeginn seiner Lehrertätigkeit sah es Kurt als eine seiner wichtigsten Aufgaben an, im antifaschistischen Sinne tätig zu werden und vor allem seine Schüler über den Charakter des Faschismus, den Krieg, die Millionen Opfer, die Notwendigkeit eines demokratischen Neuaufbaus zu unterrichten und dabei auch das eigene Schicksal und das seiner Familie mit einzubeziehen.
Kurt trat also von Anfang an bis wenige Monate vor seinem Tod als antifaschistischer Zeitzeuge auf. Gesprächsrunden mit Schülern, Besuche von KZ- Gedenkstätten, insbesondere Buchenwald standen auf dem Programm; nach 1990 kamen u. a. die Betreuung von etwa 25 Projektarbeiten, die Gewinnung von Gesprächspartnern, die Teilnahme an Gedenkveranstaltungen dazu.
Seit Jahren bemühte sich Kurt Pappenheim um die Schaffung einer gemeinsamen Gedenkkultur, in die die Stadt, Parteien, Kirchen, Vereine und insbesondere die Schulen einbezogen werden sollten. Außerordentliche Verdienste hat er sich in der Entwicklung der jüdischen Gedenkkultur erworben. Da waren u. a. eine Ausstellung und ein Buch über die Juden in Schmalkalden und Südthüringen, und es ging um die Gestaltung persönlicher Kontakte zu ehemaligen Schmalkalder jüdschen Mitbürgern und zu deren Nachfahren in Frankreich, den USA, Chile und Israel, die bis zu Besuchen dieser Menschen jeweils zum 9. November in unserer Stadt führten.
Für sein hohes gesellschaftliches Engagement wurde Kurt Pappenheim 2015 mit der Verleihung der „Schmalkalder Rose“ geehrt. Anlässlich seines 90. Geburtstages würdigte ihn der Thüringer Ministerpräsident mit dem „Ehrenbrief des Landes Thüringen“, während ihm die Stadt Schmalkalden die „Ehrenmedaille der Stadt“ verlieh.
Genosse Kurt Pappenheim wird uns fehlen als der Erinnerer, Mahner, Vordenker und als Mensch.

Ingrid Krauss
Vorsitzende des Stadtverbandes Schmalkalden
Mitglied des Landesvorstandes VVN-BdA Thüringen

Treu seinen Idealen bis in den Tod – Nachruf auf Karl Metzner

6. September 2018

Am 26.08.2018 verstarb Pfarrer i.R. Karl Metzner im 91. Lebensjahr. Wir Mitglieder des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten verneigen uns vor unserem Kameraden in Trauer tief vor seiner Lebensleistung.

Am 01.10.1927 in Großbreitenbach/Thür. in einer sozialdemokratisch geprägten Familie geboren, zeigte er schon als Schüler reges Interesse an den politischen Vorgängen in Deutschland und der Welt. Angeregt durch das Feindhören seines Onkels und durch Diskussionen mit gleichgesinnten Mitschülern der Handelsschule in Erfurt kam eine kleine Gruppe überein, gegen die Verhältnisse etwas zu tun. Sie entwarfen und schrieben Flugblätter und verteilten sie. Sie wurden verraten und 1943 über acht Monate im Untersu-chungsgefängnis in der Andreasstraße in Erfurt eingesperrt. Glückliche Umstände bewahrten sie vor der Todesstrafe. Der „Rädelsführer“ Jochen Bock musste bis zum Kriegsende unter harten Haftbedingungen dort verbringen. Diese führten auch 1947 zu seinem frühen Tod.
Karl Metzner musste Soldat werden, was aber bald ein Ende hatte. Im Gefangenenlager beeindruckte ihn ein Militärseelsorger so sehr, dass er sich ihm anschloss und unter den gefangenen Soldaten jahrelang Seelsorge betrieb, was dann zum Beruf Pfarrer führte. Ihre im Widerstand formulierten Forderungen: 1. Frieden, 2. Freiheit, 3. Brot, 4. Ende des Hitlerterrors und 5. Ende des totalen Krieges sind lebenslang Leitschnur seines Handelns gewesen.

Er hat sich konsequent als Mitglied der christlichen Friedensbewegung jahrzehntelang um den Frieden gekümmert, sei es als Verfechter der Losung „Schwerter zu Pflugscharen“ oder als ein Initiator der donnerstäglichen Friedensgebete in der Lorenzkirche. Beispielhaft auch seine Bemühungen um gute Beziehungen zur jüdischen Gemeinde, um die Verbreitung der Kenntnisse über die Greueltaten des Faschismus, der menschenverachtenden Ideologie, die diesem System innewohnt, hat er sich besonders der Jugend zugewandt, indem er Fahrten zu Gedenkstätten organisierte und zum Teil selbst die Kosten trug. Unzählige Gesprächsrunden mit Interessierten aller Altersgruppen führte er durch und ließ an seiner Haltung gegen jegliche Gewaltherrschaft, gegen faschistische und rassistische Hetze keine Zweifel. Davon zeugen auch seine Besuche der Gedenkstätten in Auschwitz und Yad Vashem in Israel.

Karl Metzner war von Anbeginn an aktiv in unserem Verband tätig. Viele Jahre war er Mitglied des Landesvorstandes. Er gab uns viele Impulse für das antifaschistische Wirken unseres Verbandes und für die Pflege und Bewahrung des Vermächtnisses der antifaschistischen Widerstandskämpfer und Verfolgten des Naziregimes.

Kamerad Karl Metzner hat seine Überzeugungen gelebt und für die Menschen in seiner Kirchgemeinde so manches bewegt. Er war ein stiller, aber umso ausdauernder Kämpfer für seine Gemeinde, für die Erhaltung des Friedens auf der Welt und die Bewahrung der Schöpfung. Seine Reden appellierten an Herz und Verstand. Nie stachelte er zu Hass und Gewalt auf. Vernunft und Menschenliebe prägten sein Tun und Handeln.

Kamerad Karl Metzner wird uns für immer ein leuchtendes Vorbild sein, wir sind dankbar, dass er unser Weggefährte war.

Presseinformation: Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung

5. September 2018

Seit 1945 ist der Tag der Opfer des Faschismus, seit 1990 der Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung, eine antifaschistische Veranstaltung, die sich mit Verfolgung und Widerstand in der Nazi-Zeit und zugleich mit Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in der Gegenwart auseinandersetzen.

Der zweite Sonntag im September, von den Überlebenden von Konzentrationslagern, Zuchthäusern und Gefängnissen, den Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern ins Leben gerufen, hat bis heute nicht an Aktualität verloren.

Am Sonntag, dem 09. September 2018 um 11.00 Uhr findet am Mahnmal im Suhler Stadtpark die diesjährige Gedenkveranstaltung statt.

Die Basisgruppe Suhl des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der Antifaschisten lädt alle Bürgerinnen und Bürger dazu herzlich ein.

Elke Pudszuhn
i.A. des Vorstandes der Basisgruppe

Landkarte der Erinnerung im Saale-Holzland-Kreis

3. September 2018

Wer Spuren aus der Zeit zwischen 1933­ und 1945 im Saale-­Holzland­-Kreis sucht, kann entlang der Landkarte der Erinnerung dokumentierte Zeugnisse finden:

Link zur Karte (pdf)

Enthüllung einer Infotafel am Mahnmal der Opfer des Faschismus

21. Juli 2018

Am 15. Juli besuchte uns im Prager-Haus die Vorsitzende der VVN-BdA Thüringen, Elke Pudszuhn/Zella-Mehlis, und sprach mit uns über Sinn und Ziel des antifaschistischen Bekenntnisses. In einem Wort gesagt: Der Schwur der 21.000 befreiten Häftlinge des Nazi-KZ Buchenwald am 19. April 1945 ist leider noch nicht erfüllt. Der Kampf gegen den Nazifaschismus in neuen Formen und Gewändern muss weitergehen! – Nach dieser Zusammenkunft haben wir in Anwesenheit von Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand eine Info-Tafel am Mahnmal für die Opfer des Faschismus in der Bahnhofstraße enthüllt. Der Prager-Haus-Verein, die VVN-Ortsgruppe Weimar-Apolda und die Deutsch-Russische Freundschaftsgesellschaft haben diese Tafel gestiftet, um den Einwohnern und den Besuchern der Stadt Apolda ein paar wichtige Hinweise über die Bedeutung dieses Kunstwerks zu geben.


Vor der Enthüllung


Nach der Enthüllung


Bürgermeister Eisenbrand grüßt die Versammelten

Gegen das Vergessen – Die 26. Antifa – Bildungsreise, Ende Mai 2018 – 73 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus

13. Juni 2018

In diesem Jahr begaben wir uns auf die Spuren der letzten Häftlinge des KZ in Bad Sulza, die am 9. Juli 1937 in das KZ Lichtenburg deportiert wurden, und später im neu gebauten KZ Buchenwald weiter leiden und sterben mussten.
Mit der massenweise Verfolgung von Kommunisten, Sozialdemokraten und bürgerliche Patrioten nach dem von den Faschisten durchgeführten Reichstagsbrand Ende Februar 1933 wurde am 13. Juni 1933 die Lichtenburg als „Sammellager“ für politische Gefangene in der Kleinstadt Prettin/ Sachsen Anhalt eröffnet. Die Lichtenburg wird damit zu einem der fünf von der SS geführten und der Inspektion der Konzentrationslager (IKL) unterstellten Lagern. Die Leiterin der Gedenkstätte, Frau Melanie Engler, erläuterte uns den brutalen, menschenverachtenden Gefangenenalltag und dass man die Schreie der Gepeinigten im Ort hören konnte. Der Terror und die Angst um das eigene Leben ließ die Einwohner schweigen und das Erlebte verdrängen. Die Lichtenburg war eines der Konzentrationslager, das über die gesamte dunkle Zeit des Faschismus betrieben wurde. Die bekannten Kommunisten Theodor Neubauer und Ernst Busse waren hier inhaftiert und wurden von hier in das KZ Buchenwald überführt. Von1937 bis 1939 wurde die Lichtenburg nach der Inbetriebnahme der großen Barackenlager in Buchenwald und Sachsenhausen eine brutale Peinigungsstätte für Frauen. Das Schicksal von Olga Benario, sie wurde 1942 in der »Euthanasie«-Anstalt Bernburg ermordet, steht für all die anderen gequälten und ermordeten Frauen. Im Prettiner Schloss befand sich damit das erste zentrale Frauen-KZ, das von der SS geführt wurde. Auch nach seiner weiteren Umnutzung gehen für die dort eingelieferten Häftlinge die Qualen weiter. Der ehemalige Bunker im Keller des Schlosses ist heute Mahnmal als Ort der Misshandlungen und des Todes. Die Inschrift »Es ist böse Zeit, mehr denn 1200 Menschen sind hier, die man zu Grunde richtet« in einer Zelle der Folterstätte belegt dies.

Am 23. April 1945 fliehen die SS-Männer vor der Roten Armee in Richtung Süden und zwingen die Gefangenen auf einen Todesmarsch. Anfang Mai verhaften Angehörige der U.S. Army die Bewacher in Hof (Bayern) und befreien die Gefangenen.
Im Bunker legten wir im Gedenken an die überlebenden und toten Häftlinge der Lichtenburg ein Gebinde nieder. Unklar blieb, was aus den Tätern wurde.
Bei unserem Besuch in Frankfurt an der Oder beschäftigten wir uns bei einem antifaschistischen Stadtrundgang mit dem Widerstand gegen die Nazibarbarei. Die Nationalsozialisten sperrten ihre politischen Gegner (darunter den späteren Oberbürgermeister Willy Jentsch) ins historische Gerichtsgefängnis ein, welches von 1933 bis 1945 Gestapo-Gefängnis war.

Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagogevon Nationalsozialisten zerstört. Das Schicksal der Mitglieder der Widerstandsgruppen der KPD und auch der SPD nach ihrem Auffliegen waren Tod und Leiden in langer Gefangenschaft. Zwischen 1933 und 1945 kamen tausende Frankfurter durch die Nationalsozialisten zu Tode. Bis 2018 wurden mehr als 170 von ihnen ein Stolperstein gesetzt. Ihnen gedachten wir am Denkmal der Opfer des Faschismus. Die Stadt fiel im Frühjahr 1945 kurz vor ihrer Befreiung durch die Rote Armee einer Brandstiftung zum Opfer. 93% der Bausubstanz waren nur noch Trümmer.

Guben, der ehemaligen Wilhelm – Pieck – Stadt, galt unser nächster Besuch. Am Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt die Stadt bedingt durch massive Kampfhandlungen vom 18. Februar bis 24. April 1945 schwere Zerstörungen. Fast 90 Prozent des historischen Stadtzentrums wurden zerstört. Am Denkmal für unseren ersten Präsidenten legten wir ein Gebinde ihm zu Ehren nieder.

Von Forst aus besuchten wir die beiden Städte, da sich hier unser Hotel befand.
Die SA schändete in der Progromnacht 1938 die Synagoge von Forst. Durch die Tat eines Feuerwehrmannes wurde sie vor dem Abbrennen gerettet, fiel aber 1945 den Kämpfen zum Opfer. Ein Gedenkstein erinnern an dieses Geschehen. Am 25. Februar 1945 begann die Schlacht um die Stadt. Mitte April eroberte die Rote Armee die Stadt Forst. Nach Beendigung der Kämpfe lagen 85 Prozent der Stadt in Trümmern. Am sowjetischen Ehrenmal für die Gefallenen Rotarmisten bei der Befreiung der Stadt erinnerten wir an ihr Opfer für uns. In der Nähe befindet sich ein Denkmal mit Ehrenhain für die Opfer des Faschismus und ein Gedenkstein für 80 erschossene Deserteure. 73 Jahre sind seitdem vergangen. Mit Hilfe der heutigen Medien und durch die Politik stehen die hier geschilderten Ereignisse nicht mehr im Fokus der Menschen. Gleichgültigkeit und Unwissen breiten sich aus und bereiten den Boden für das Anwachsen einer neuen faschistischen Gefahr. Dies kam in vielen Gesprächen zum Ausdruck. Mit unserem Handeln stellen wir uns der braunen Gefahr in den Weg.

In den besuchten Städten konnten wir schön renovierte Häuser, Kirchen, schöne Grünanlagen und große Wiesen, auf denen früher Häuser voller Menschen standen sowie Ruinen ehemaliger Betriebe sehen. Alle drei Städte haben seit 1990 über 40 % der Einwohner verloren.
Auch in diesem Jahr kam trotz aller Krisen die Lebensfreude bei der Reise nicht zu kurz. Eine Spreewald – Kahnfahrt und die gemütlichen Abende werden uns in Erinnerung bleiben.
An dieser Stelle möchten wir uns bei Elke, unserer Landesvorsitzenden, für die schwierige aber mit tollen Ergebnissen beendete Planung der Reise bedanken. Dank gilt auch dem Busfahrer Jürgen vom Busunternehmen Schmidt-Reisen, der Inhaberin Frau Wurmehl.

Ein weiterer besonderer Dank für die Führungen durch die besuchten Städte und die interessanten Ausführungen gelten den Kameradinnen und Kameraden
Melanie Engler, Leiterin der Gedenkstätte Lichtenburg in Prettin Gerhard Hoffmann, LAG-Mitglied, Frankfurt/Oder
Edeltraud Mäser, Andreas Peter in Guben
Günther Mattern, Horst Beier, Elke Schubert in Forst
Außerdem bedanken wir uns für die finanzielle Unterstützung der diesjährigen Antifa- Bildungsreise bei: dem Verein der Bundestagsfraktion DIE LINKE e.V., der Alternative 54 e.V. der Thüringer Landtagsfraktion DIE LINKE und der Abgeordneten des Europäischen Parlaments Gabriele Zimmer.

J. Powollik
Basisgruppe des TVVdN-BdA SLF-RU, Mai 2018

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