Gedenken an Opfer des Faschismus

16. September 2016

Der zweite Sonntag im September ist traditionell Anlass, die Opfer des Faschismus und die antifaschistischen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer zu ehren – eine gute Tradition des Erinnerns und des Ehrens, die auch in diesem Jahr am 11. September bundesweit an vielen Orten gepflegt wurde, in Thüringen unter anderem in Arnstadt, Bad Salzungen, Erfurt und Suhl. Eine notwendige Tradition ist es auch, dass die Ehrungen überparteilich angelegt sind. Denn eine Lehre aus dem deutschen Faschismus und dem Widerstand gegen den NS war, dass Antifaschisten zusammen stehen müssen – was auch immer sie in anderen politischen, kulturellen, religiösen oder lebensweltlichen Fragen trennt. Und so versammelten sich beispielsweise auf dem Erfurter Hauptfriedhof am Ehrenhain der Verfolgten des Naziregimes neben Angehörigen von Opfern des Faschismus auch Vertreter und Abgeordnete von CDU, DIE LINKE, DKP und SPD, Erfurts Bürgermeisterin, Gewerkschafter, junge Antifaschisten und eine Reihe von Mitgliedern der Thüringer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten (TVVdN/BdA). Die Fraktionen des Erfurter Stadtrates legten einen gemeinsamen Gedenkkranz am Ehrenhain nieder. „Ehrendes Gedenken dem Antifaschistischen Widerstand und den Opfern des Naziregimes“, heißt es in eisernen Buchstaben an der langen Wand aus Stein. Und: „Im ehrenden Gedenken an die durch den Faschismus in den Jahren 1933 – 1945 ermordeten jüdischen Bürger der Stadt Erfurt“.

Nachdem im vergangenen Jahr Steffen C. Lemme, Thüringer Bundestagsabgeordneter der SPD, die Gedenkworte hielt, sprach dieses Jahr Elke Pudszuhn, Landesvorsitzende des TVVdN/BdA und Tochter der Widerstandskämpfer Hans und Else Raßmann. In ihrer Rede warnte sie unter anderem vor den politischen Gefahren durch die neue Rechtspartei AfD und wies darauf hin, dass während des NS viele Menschen nur deshalb überlebt hätten, da sie als Flüchtlinge in anderen Ländern Asyl gefunden hätten. Gegen den aktuellen Rechtstrend und gegen rassistische Hetze müsse gelten: „Unsere Alternative heißt Solidarität!“ Bis heute gelte es, an den Schwur von Buchenwald zu erinnern: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“. Zum Abschluss sprach Karl-Heinz Voigt, Sohn des KPD-Landtagsabgeordneten, Widerstandskämpfers und späteren Buchenwaldhäftlings Arno Voigt, noch einige bewegende Worte zum Erinnern an die Opfer und den antifaschistischen Widerstand.

Seit 1947 liegt der Termin des Gedenkens an die Opfer des Faschismus auf dem zweiten Sonntag im September – im kommenden Jahr also zum 70. mal. Es ist zu hoffen, dass am 10. September 2017 noch mehr Menschen an noch mehr Orten als in diesem Jahr zum Gedenken zusammen kommen! (Paul Wellsow)