Die Geschichte eines Ehrenmals

16. Dezember 2021

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Autorin: Brigitte Dornheim (BG Sonneberg)

Die Gedenkstätte wurde am 8. Mai 1977 eingeweiht. Das Ehrenmal, das sich noch heute auf dem Sonneberger Hauptfriedhof befindet, haben wir dem Bildhauer Erich Schramm aus Steinach zu verdanken. Erich Schramm wurde dafür am 6. Mai 1977 mit einer Ehrenurkunde des Zentralvorstandes der Gesellschaft für Deutsch-sowjetische Freundschaft geehrt. Er schuf für 104 Bürger der Sowjetunion eine würdige Grabstätte. Auf einem halbkreisförmigen Grabstein stehen ihre Namen. In die Listen reihen sich die Namen von 12 polnischen, einem tschechischen und einem jugoslawischen Bürger ein. Insgesamt sind in 45 Gräbern 118 Tote bestattet. In diesem Ehrenmal wurden Einzelgräber des Sonneberger Friedhofs und Gräber aus Friedhöfen des Kreises Sonneberg zusammengefasst.

Es waren Soldaten der Roten Armee und zivile Zwangsarbeiter, die hier in fremder Erde begraben liegen. Die menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter, die in Sonneberger Rüstungsbetrieben und auch auf Bauernhöfen des Kreisgebietes schuften mussten, waren die Ursachen für das Sterben der zumeist jungen Menschen, die man seit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939, aber vor allem seit Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion, der sich am 22. Juni zum 80. Male jährt, aus ihren Heimatländern deportierte.

Der Sonneberger „Arbeitskreis antifaschistische Gedenkkultur“, zu dem Reiner Kotulla und ich gehören, organisierte am 8. Mai dieses Jahres, am Tag der Befreiung, an diesem Ehrenmal eine Gedenkveranstaltung, an welcher unter Beachtung der Corona-Hygieneregeln acht antifaschistisch gesinnte Bürger unseres Landkreises teilnahmen. Zum wiederholten Mal stellten wir fest, dass sich auf dem Grabstein eine flachgeschliffene Stelle gab, die den Schluss zuließ, dass sich hier ein Sowjetstern befunden haben könnte. Von den entsprechenden Behörden der Stadt und des Landkreises Sonneberg erhielten wir leider keinen Hinweis und auch kein Foto aus dem Jahre 1977 und danach, die das Vorhandensein des Sterns hätten dokumentieren können. Nur den Namen des Bildhauers, der das Ehrenmal geschaffen hatte, teilte man uns mit. Wir blieben auf dieser Spur – und wirklich, die Firma Schramm in Steinach existiert noch und wird vom Sohn des Erich Schramm, Otto Schramm, geleitet.

Das ursprüngliche Ehrenmal 1977

Otto Schramm suchte und fand Bilder und Texte, die sein Vater aufgehoben hatte und wirklich – auf dem Grabstein prangte ein Sowjetstern aus rotem Porphyr.

Höchstwahrscheinlich wurde er nach der sogenannten Wende abgeschlagen, denn bei der Sanierung des Grabmahls vor ungefähr 10 Jahren war kein Sowjetstern vorhanden. Nur die in Form eines Sterns geschnittene Hecke ließ den Schluss zu, dass es einen solchen Stern aus Stein gegeben haben konnte. Nun nahmen wir wieder Verbindung zum Amt für Denkmalschutz und zum Bürgermeister von Sonneberg auf. Der stellvertretende Bürgermeister Christian Dressel versicherte uns, die ganze Angelegenheit vor den Kulturausschuss zu bringen, so wie er das vor zwei Jahren mit der von uns beantragten Sanierung der Gedenkplatte für die Opfer des Faschismus gemacht hatte, welche sich ursprünglich auf dem Woolworth-Gelände in der Nähe des Rathauses befand und jetzt nahe der evangelischen Kirche Sonneberg in würdiger Form erinnert und mahnt.

Wir hoffen, dass das Ehrenmal in seine ursprüngliche Form zurückversetzt wird und möchten allen, die unseren Arbeitskreis „Antifaschistische Gedenkkultur“ bei seinem wichtigen Projekt „Wider das Vergessen – erinnern, mahnen und handeln“ unterstützten, an dieser Stelle danken.