Gedenken an die Widerstandsgruppe Friedberg

5. Januar 2023

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Die Gaststätte „Zum Schuppen“ in der Suhler Arbeitersiedlung Friedberg war der gemeinsame Treffpunkt der hiesigen Widerstandsgruppe, welcher ihr später auch den Namen gab. Hier planten die Widerstandskämpfer gemeinsame Flugblattaktionen, organisierten Kleingruppen in den Betrieben der Waffenindustrie sowie Spendensammlungen für die Verfolgten und fanden Verstecke für Handfeuerwaffen und Maschinengewehre.

Mehrere Jahre lang überwachte die Gestapo die Friedberg-Gruppe durch einen Spitzel. Im September 1943 und Juni 1944 schlug sie zu. Etwa 200 Männer und Frauen fielen ihr in die Hände. Alle Verhafteten wurden schwer gefoltert, einige während der Folter totgeschlagen. Emil Eckstein n (* 23. September 1889, † 1. November 1944, Sozialdemokrat) und Alfred Gerngroß (* 4. Februar 1896, † 6. Oktober 1944, Gewerkschafter) verstarben bereits Ende 1944 an den Folgen grausamer Misshandlungen in Gestapohaft.

In den sogenannten „Suhler Hochverratsprozessen“ fällte der Volksgerichtshof Ende 1944 acht Todesurteile wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung“ zum Tode und lebenslangen Ehrverlust. Das Urteil wurde am 5. Januar 1945 vollstreckt. Im Innenhof des Landgerichts werden acht Männer und eine Frau enthauptet. Jede Hinrichtung dauerte 20 Sekunden.

Unter den Hingerichteten war Adolf Wicklein (*26. Januar 1886, Kommunist und Widerstandskämpfer) der einzige, der nicht zur Friedberg-Gruppe gehörte. In Sonneberg wohnhaft, unterstützte er sowjetische Zwangsarbeiter und verhalf Kriegsgefangenen zur Flucht.

Das Ehepaar Minna und Emil Recknagel (*9. Februar 1882 und *18. Januar 1880, Widerstandskämpfer, seit 1901 verheiratet, zwei Kinder), Carl Stade (*2. Mai 1900, Schlossermeister und Widerstandskämpfer), Adolf Anschütz (*20. September 1889, Kommunist, ehemaliger regionale Geschäftsführer des Deutschen Metallarbeiterverbandes), Ernst König (*3. März 1898, KPD-Mitglied, kannte Ewald Stübler aus der gemeinsamen Haft im KZ Buchenwald), Rudolf Gerngroß (*15. Februar 1898, ehemaliger Polizeileutnant, 1934 wegen seiner SPD-Mitgliedschaft entlassen), Friedrich Heinze (*4. April 1889, Kaufmann und früheres Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei), Adolf Wicklein und Ewald Stübler wurden am 5. Januar 1945 im Landgericht Weimar enthauptet.

„Wir sterben unschuldig. […] Ihr braucht euch nicht zu schämen“

(letzter Brief der Recknagels an ihre Angehörigen)
Unsere Kamerad:innen der Basisgruppe Suhl/Südthüringen gedachten heute an die Ermordung der Suhler Antifaschist:innen der Widerstandsgruppe „Friedberg“ vor 78 Jahren.