Thälmann-Gedenken in Buchenwald

19. August 2023

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Ein Auszug aus der Rede Knut Korschewskys

„Unzweifelhaft hat der historische Vergleich das Problem, dass er hinkt. Das hat ja sinngemäß schon Karl Marx festgestellt, als er im Achtzehnten Brumaire davon sprach, dass Geschichte sich wiederhole – „das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce“. Aber wir wissen auch, dass es die Lehren der Geschichte sind, die wir für eine bessere Zukunft ziehen müssen.

Wenn wir das jetzt auf die Zeit der Weimarer Republik beziehen und auf die unsere, dann müssen wir feststellen, dass es damals wie heute starke linke Kräfte gab und einen immer weiter zunehmenden Faschismus. 1920 gab es den erfolgreichen Zusammenschluss der Arbeiter:innenbewegung gegen den Kapp-Putsch, 1923 eine sozialdemokratisch-kommunistische Regierung in Thüringen und Sachsen, die dann mit Waffengewalt und unter Einsatz der Reichswehr zerschlagen wurde. Im Gegenzug begannen die Nationalsozialisten, an Zulauf zu gewinnen, bis 1930 die erste Landesregierung unter Beteiligung der Faschisten in Thüringen an die Macht kam.

Heute schauen wir auf neun Jahre eines rot-rot-grünen Bündnisses unter der Ministerpräsidentschaft von Bodo Ramelow zurück und erleben zeitgleich einen Aufstieg der AfD mit dem traurigen Höhepunkt der Wahl des AfDlers Sesselmann zum ersten Landrat in meinem Wahlkreis Sonneberg. Das zeigt ganz klar: In Thüringen sind wir über „Wehret den Anfängen“ längst hinaus und es ist unsere historische Verantwortung, den Schneeball AfD zu zertreten, ehe er zu einer Lawine heranwächst. […]

Wir müssen immer wieder klar benennen, wo der wahre Feind steht. Als Antifaschistinnen und Antifaschisten stellen wir uns entschlossen dem Rechtsruck in dieser Gesellschaft entgegen und such das breite Bündnis in diesem Kampf auch mit denjenigen, zu denen uns sonst vieles trennen mag.

Eine zweite Lehre gilt es aus der Historie zu ziehen: Es darf niemals eine Kooperation oder ein Zusammentun mit Faschisten aus taktischen Gründen geben. […] Antifaschismus ist nicht taktisch, er ist eine Grundüberzeugung und muss ein fester Bestandteil unserer Politik und ein Handlungsleitfaden in jeder Minute unseres Lebens sein. […]

Aber schon heute ist ein klares antifaschistisches Bekenntnis leider mit Mut verbunden. Die Faschisten haben nie aufgehört, in diesem Land zu existieren und zu morden, die Menschenwürde mit Füßen zu treten und unsere Demokratie zu verhöhnen. Ich wünsche uns allen den Mut, immer zu unseren Überzeugungen zu stehen, so wie es Ernst Thälmann tat. Lasst uns gemeinsam zusammenstehen für eine gerechte, friedliche und antifaschistische Welt.“

Anlässlich des 79. Jahrestages der Ermordung Ernst Thälmanns luden der TVVdN/BdA zusammen mit der LAG Buchenwald-Dora zu einem gemeinsamen Gedenken in den Hof des ehemaligen Krematoriums der Gedenkstätte Buchenwald ein. Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt durch den antifaschistischen Chor Pir-Moll aus Pirna.