TVVdN/BdA kritisiert Weimarer Kunstaktion

13. November 2021

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Der Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten wirft dem Weimarer Republik e.V., welcher am Wochenende das Thälmann-Denkmal auf dem Buchenwaldplatz durch Verhüllung in eine Kunstaktion verwandelte, mangelnde Empathie und Geschichtsklitterung vor.

Der Buchenwaldplatz ist zentral in der Stadt Weimar gelegen. Er ist den Menschen, welche im Konzentrationslager Buchenwald sowie in dessen Außenlagern und Kommandos ermordet wurden, gewidmet. Das gesamte Areal mit den angrenzenden Häusern sollte eine durch Kriegszerstörung entstandene Baulücke wieder schließen und die Erinnerung an die Opfer des Naziregimes in das Stadtzentrum holen. Zentrales Element des Platzes ist das Thälmann-Denkmal des Dresdener Bildhauers Walter Arnold, welches zur Ehrung des 1944 in Buchenwald ermordeten vormaligen Reichstagsabgeordneten und Vorsitzenden der KPD geschaffen wurde.

Mit der nun über das Wochenende andauernden Verhüllungs-Aktion des Denkmals solle eine Debatte über den künftigen Umgang mit dem Denkmal angestoßen werden, erklärte der Historiker Stephan Zänker für den Verein Weimarer Republik in einem Interview in der Zeit.

„Diese sogenannte Kunstaktion geht komplett an der Intension des Denkmals vorbei. Wir haben es hier eben nicht mit einer durchschnittlichen DDR-Skulptur zu tun. Es ist nicht möglich diese Thälmann-Statue, losgelöst von der Geschichte des Konzentrationslagers auf dem Ettersberg zu betrachten“, empört sich die Landesvorsitzende des TVVdN/BdA, Kati Engel. „Thälmann steht hier nicht für eine bestimmte politische Richtung oder Programmatik. Dieses Denkmal steht symbolhaft für die geschundenen und ermordeten Häftlinge sowie für den mutigen Widerstand dieser im KZ Buchenwald gegen ein menschenverachtendes System, welche nicht wenige mit ihrem Leben bezahlen mussten. Wer vor diesem geschichtlichen Hintergrund nun das Denkmal verhüllt, verhüllt auch das Andenken an die Opfer des NS-Regimes.“

 „Was mich am meisten ärgert, ist die nicht hinzunehmende Geschichtsklitterung und der Schritt zur Bilderstürmerei des Herrn Zänker“, empört sich die stellvertretende Landesvorsitzende, Karin Schrappe. “So behauptet Herr Zänker gegenüber der Zeit (Und das als Historiker!), dass Ernst Thälmann „aktiv an der Zerstörung der Weimarer Republik“ mitgewirkt habe. Das ist eine bodenlose Frechheit und Geschichtsverfälschung. Nicht die KPD hat die Weimarer Republik verraten, sondern der Schulterschluss zwischen Sozialdemokraten, Konservativen und Faschisten. Spätestens mit der Wahl von Hindenburg!“

„Es ist auch einfach nicht wahr, dass dieser Platz „in Vergessenheit geraten“ ist und „von erinnerungskulturellen Initiativen aus der Mitte der Zivilgesellschaft“ unberührt bleibt. Allein wir als Landesverband waren dieses Jahr zweimal vor Ort, um darauf Kundgebungen abzuhalten“, erläutert  Christiane Schütze, Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand. „Dieser Platz mit seinem Thälmann-Denkmal hat eine Bedeutung, die weit über die Grenzen der Stadt hinausgeht. Er hat auch genug Freundinnen und Freunde, die sich dafür einsetzen, dass diese Bedeutung erhalten bleibt und nicht durch politische Vereinnahmung missbraucht wird.“