14. Sepember: Gedenken an „Opfer des Faschismus“

16. September 2014

Der zweite Sonntag im September ist traditionell Anlass, die Opfer des Faschismus und die antifaschistischen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer zu ehren. In Erfurt sprachen auf Einladung der TVVdN/BdA der stellvertretende Vorsitzender des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, Sandro Witt, und der stellvertretende TVVdN/BdA-Vorsitzende Paul Wellsow. Die Rede unseres stellvertretenden Vorsitzenden dokumentieren wir hier:

Liebe Freundinnen und Freunde, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden, liebe Genossinnen und Genossen!

Der zweite Sonntag im September, das ist traditionell Anlass, die „Opfer des Faschismus“ und die antifaschistischen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer zu ehren. Hier am Ehrenhain auf dem Erfurter Hauptfriedhof wollen wir ihnen heute in Würde gedenken.

Im Namen der „Thüringer Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes / Bund der Antifaschisten“ darf ich zuerst sehr herzlich Karl Metzner aus Erfurt begrüßen, der aktiven Widerstand gegen den deutschen Faschismus geleistet hat. Ich freue mich sehr, dass Sie heute hier sind! Ich begrüße auch sehr herzlich die anwesenden Angehörigen von Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern und Opfern des deutschen Faschismus!

Seit 1945 wird im September jeden Jahres den „Opfern des Faschismus“ gedacht, seit 1947 liegt der Termin auf dem zweiten Sonntag im September. Eine gute Tradition der Erinnerns und Ehrens, die bis heute an vielen Orten gepflegt wird.

Eine gute Tradition an diesem Datum war und ist es auch, dass die Ehrungen überparteilich angelegt sind. Denn eine Lehre aus dem deutschen Faschismus und dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus war und ist es, dass Antifaschistinnen und Antifaschisten zusammen stehen müssen – was auch immer sie in anderen politischen, kulturellen, religiösen oder lebensweltlichen Fragen trennt.

Daher freue ich mich, eine Reihe weiterer Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Organisationen, Institutionen und Parteien begrüßen zu dürfen: Herrn Beigeordneter Udo Götze für die Stadt Erfurt in Vertretung des Oberbürgermeister Andreas Bausewein, den Bundestagsabgeordneten der SPD Steffen Lemme, den stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Bezirks Hessen-Thüringen Sandro Witt, den Vorsitzenden der Stadtratsfraktion DIE LINKE in Erfurt André Blechschmidt, Dr. Steffen Kachel für die Partei DIE LINKE Erfurt, die Erfurter Landtagsabgeordnete Karola Stange der Partei DIE LINKE, den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Erfurter Stadtrat Frank Warnecke, Ute Hinkeldein vom Aktionskreis für Frieden und Günther Guttsche von der Deutsch-Russischen Freundschaftsgesellschaft in Thüringen – sowie natürlich eine ganze Reihe von Kameradinnen und Kameraden der Thüringer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes hier aus Erfurt.

Wir haben uns versammelt, um zu Gedenken und zu Ehren. Wir sind aber auch hier, um das antifaschistische Vermächtnis der Widerstandskämpfer ins Heute zu tragen, um die Mahnung der Opfer des Faschismus nicht ungehört verklingen zu lassen.

Wir können nur hoffen, dass heute Abend bei der Auszählung der Landtagswahl bei der Neonazi-Partei NPD keine 5 vor dem Komma steht – und sie nicht in den Thüringer Landtag einzieht. Die letzten Umfragen geben nicht unbedingt sichere Entwarnung – auch wenn ich vorsichtig optimistisch bin, dass uns Nazis im Landtag auch dieses Mal erspart bleiben.

Aber auch ohne NPD im Landtag gilt es weiterhin, gegen Neonazi-Gewalt – auch hier in Erfurt -, gegen Rassismus, gegen Nazi-Treffpunkte, gegen Rechtsrock-Konzerte mitten in einem Erfurter Wohngebiet, gegen Antisemitismus und andere Formen der Diskriminierung aktiv zu sein. Wir alle wissen, wie groß das Potential an rechten Einstellungen in dieser Gesellschaft weiterhin ist. Und ein Teil dieses Potentials macht heute sein Kreuz bei einer Partei, die man als rechtspopulistisch charakterisieren muss – einer Partei, die wahrlich keine Alternative ist, deren Politik einzig aus Ressentiments, antieuropäischem Geist und Deutschtümelei besteht. Sie wird mit großer Sicherheit heute in den Thüringer Landtag gewählt werden.

Nie Wieder! Das ist die Botschaft, die vom heutigen Tag ausgehen muss. Nie wieder Faschismus. Und nie wieder Krieg! Doch der Blick in andere Staaten Europas zeigt: Parteien der extremen Rechten und des Revisionismus gelangen wieder in Regierungsämter, zum Beispiel in Ungarn. Oder sie erreichten bei nationalen Wahlen erschreckend hohe Wahlergebnisse – ich nenne den „Front National“ in Frankreich.

Aber auch der Krieg rückt wieder näher: und dass nicht nur im Nahen Osten. Auch weniger Weit weg, in der Ukraine: Aus diesem Grund möchte ich aus einem aktuellen Aufruf zitieren, dem „Aufruf zur Versöhnung zwischen Ukrainern und Russen. Friedensappell ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener“, gemeinsam verfasst von Veteranen der Roten Armee aus Russland und der Ukraine, die gemeinsam im zweiten Weltkrieg gegen den Faschismus gekämpft haben:

Es heißt darin: „Wir Veteranen der Roten Armee gerieten als Frontkämpfer in deutsche Gefangenschaft. Wir sind Überlebende eines Menschheitsverbrechens, dem über drei Millionen unserer Kameraden zum Opfer fielen. Wir überlebten, weil wir solidarisch waren. Russen, Belorussen, Ukrainer, Kaukasier, Mittelasiaten teilten das gleiche Schicksal in den Lagern der Wehrmacht und halfen sich brüderlich. Wir alle riefen nach der Befreiung dasselbe: NIE WIEDER KRIEG! Es ist eine einfache Lehre, die wir aus unserer harten Lebensgeschichte ziehen: Nationaler Egoismus, Nationalismus ist die Keimzelle des Unfriedens zwischen Nachbarvölkern.“

Und weiter: „Wir sowjetischen Kriegsveteranen glaubten nach der Befreiung, alle Bürgerinnen und Bürger unserer multinationalen Union hätten als Überlebende und Besieger des faschistischen Terrors umso mehr gelernt. Unvorstellbar war der Gedanke, dass sich dereinst unsere Völker in Hass und nationalem Dünkel gegenüber stünden. (…) Die Medien beider Länder nennen die einen „Terroristen“, die andern „Faschisten“. Besinnt Euch! Erstickt Euren Hass, redet miteinander statt aufeinander zu schießen! Blickt zurück: Krieg und Stalinismus belasteten Russen und Ukrainer gleichermaßen. Die Nazis wollten uns gegeneinander hetzen, um beide Seiten besser zu beherrschen. Wo es ihnen gelang, floss auf beiden Seiten Blut. Ihr jungen Leute mit der Kalaschnikow in ungeübter Hand, respektiert Eure Großväter, die mit ihrer Waffe einen wirklichen Feind vertrieben. Hört auf uns, die in faschistischen Lagern das wenige Brot miteinander teilten. Benehmt Euch wie Mitglieder einer Familie, in der man sich streitet im Bewusstsein gegenseitigen Respekts und sich wieder verträgt. Macht endlich Frieden miteinander!“

„Ehrendes Gedenken dem Antifaschistischen Widerstand und den Opfern des Naziregimes“ und: „Im ehrenden Gedenken an die durch den Faschismus in den Jahren 1933 – 1945 ermordeten jüdischen Bürger der Stadt Erfurt“ – das steht hier am Ehrenhain auf dem Erfurter Friedhof. Das soll auch unser Anliegen hier und heute sein – 81 Jahre nach der Machtübertragung an die NSDAP, 75 Jahre nach dem Überfall der faschistischen Wehrmacht auf Polen und dem Beginn des 2. Weltkrieges und 69 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus:

In Erinnerung an die Opfer des Faschismus und an die antifaschistischen Widerstandskämpferinnen und -kämpfer und aus Respekt für die Überlebenden bitte ich Sie und bitte ich Euch um eine Schweigeminute.

Verstärkung für die Rudolstädter Basisgruppe des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten (TVVdN/BdA)

8. September 2014

Von Jürgen Powollik

Am Weltfriedenstag, an dem vor 75 Jahren der 2. Weltenbrand durch das faschistische Deutschland vom Zaun gebrochen wurde, trafen sich Bürger unserer Stadt, um die Basisgruppe des TVVdN/BdA zu verstärken. Wir kannten uns schon aus gemeinsamen Fahrten zu den Gedenkstätten der Verbrechen der Faschisten und dem Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht jeweils im Januar in Berlin. Trotz unterschiedlicher Biographien eint der Antifaschismus alle Beteiligten. Es wurden Aspekte der Erinnerungskultur diskutiert und eine damals betroffene Bürgerin berichtete aus ihrem Schicksal als Kind des NS – Lebensborn. Dabei erfuhren wir tief bewegt von einer weiteren Facette der menschenverachtenden Ideologie im Dritten Reich der Nazis, in dem Kinder zur Ware wurden. Uns wurde klar, wie wichtig es ist, dass die letzten Zeugen dieser schrecklichen Zeit, besonders unserer Jugend, aus eigenem Erleben die Ursachen und die Folgen des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen verständlich machen. Dies ist besonders in der heutigen Zeit, in der Geschichtsrevisionismus in einem großen Maßstab betrieben wird, für ihre Persönlichkeitsentwicklung nach unserer Meinung sehr wichtig.
Dieser Revisionismus drückte sich für mich leider am gleichen Abend in den Reden der Präsidenten von Polen und Deutschland anlässlich der Erinnerung an den Beschuss der Westerplatte bei Gdansk vor 75 Jahren, aus, als der Beginn des 2. Weltkrieges mit der Krise in der Ukraine verglichen wurde. Russland wird wieder einmal zum Aggressor. Wiederholt sich unsägliche Geschichte?
Ein Aspekt der Arbeit des Verbandes ist auch die praktische Solidarität. Wir sprachen über die anstrengende Arbeit und auch die Erfolge von Solidarität, in diesem Fall mit Kuba. Es muss schon ein tolles Gefühl sein, wenn man als Überbringer von Solidaritätsgütern die Warmherzigkeit der Kubaner erleben darf. Spontan wurde Geld gespendet.
Der Direktkandidat der LINKEN für den Thüringer Landtag, Rainer Kräuter, nahm am Treffen teil, stellte sich und seine Biografie sowie seine Arbeitsschwerpunkte als Abgeordneter vor. Beamte in Behörden und Ämtern sollen aktive Helfer für die Bürger werden, dies ist eines seiner Ziele. Hoffen wir, dass dies gelingt.
Zum Abschluss ließen Teilnehmer der Zusammenkunft mit Rainer Kräuter blaue Luftballons mit persönliche Wünschen für eine friedliche Zukunft in den Himmel über Rudolstadt steigen.
Am 10.09.2014 führte die NPD in Rudolstadt eine Wahlkampfveranstaltung durch. Gemeinsam mit Bürgern der Stadt stellen wir uns im 75. Jahr des Beginns des 2. Weltkrieges ihnen entgegen.

Die Erinnerung an Thälmann ist aus dem Rahmen gefallen

4. September 2014

Von Jürgen Powollik

Die OTZ berichtete von der Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte des früheren KZ Buchenwald anlässlich des 70. Jahrestages der Ermordung von Ernst Thälmann. Ich war Teilnehmer dieser würdigen Veranstaltung. Was mir beim Betreten der Gedenkstätte auffiel, war, dass nichts auf diese Veranstaltung hinwies. So dass viele der Besucher keine Kenntnis erhielten und die Gedenkstätte vorher verließen. Nach den Worten des Direktor der KZ-Gedenkstätte Rikola-Gunnar Lüttgenau im zitierten Interview, dass die Erinnerung an den Märtyrer nicht mehr die Bedeutung hat und deshalb „ist die Erinnerung an Ernst Thälmann aus dem Rahmen gefallen.“
Welcher Rahmen ist das und ist Antifaschismus heute nicht genau so wichtig, wie im 20. Jahrhundert? Der Landtag diskutiert am 22.08.2014 den Bericht des Untersuchungsausschusses zur NSU, rechte Straftaten sind heute leider an der Tagesordnung und dann noch die Zustände in der Ukraine. In einer solchen Zeit soll die Erinnerung an kommunistische Antifaschisten aus dem Rahmen fallen? Herr Lüttgenau bedenken sie, der Schoß ist fruchtbar noch aus dem der Faschismus kroch.

veröffentlicht am 26.08.2014 in der OTZ

Pressemitteilung: Die Thüringer SPD und TVVdN/BdA erinnern an 70. Todestag von Rudolf Breitscheid

22. August 2014

Erfurt, 19. August 2014

Die Thüringer Sozialdemokraten und der Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der Antifaschisten – TVVdN/BdA – e.V erinnern am Sonntag, den 24. August 2014 um 10:30 Uhr mit einer Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte Buchenwald an den früheren preußischen Innenminister und Vorsitzenden der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion Rudolf Breitscheid.

Zur Veranstaltung sprechen die Spitzenkandidatin zur Landtagswahl und stellvertretende Landesvorsitzende Heike Taubert, der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Thomas Oppermann, Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf, sowie die Vorsitzende des TVVdN/BdA Elke Pudszuhn. Durch die Veranstaltung wird der Weimarer SPD-Vorsitzende Sven Steinbrück führen.

Der Treffpunkt für alle die nicht direkt zum Gedenkstein kommen ist 10:20 Uhr vor dem Informationsgebäude am Parkplatz.

Politische Lebensdaten von Rudolf Breitscheid

2.11.1874: Rudolf Breitscheid wird als Sohn des Buchhändlers Wilhelm Breitscheid und dessen Frau Wilhelmine in Köln geboren

1894-1898: Studium der Nationalökonomie in Marburg und München

1903: Eintritt in die linksliberale Freisinnige Vereinigung

1908: Gründung der Demokratischen Vereinigung

1912: Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands

1916: Chefredakteur „Sozialistische Auslandspolitik“

1917: Übertritt zur USPD

1918-1922: Chefredakteur „Der Sozialist“

1918/1919: Preußischer Innenminister

ab 1920: Mitglied des Reichstages und außenpolitische Sprecher

1926: Mitglied der deutschen Delegation beim Völkerbund

1928: Vorsitzender der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion

1931: Wahl in den Parteivorstand der SPD

1933: Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Flucht über die Schweiz nach Frankreich und hier aktiv in verschiedenen Vereinigungen deutscher Emigranten

1940: nach der Besetzung Paris‘ Flucht nach Marseille

1941: Auslieferung durch die Vichy-Regierung und Inhaftierung im Gestapo-Gefängnis in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße

1942: Inhaftierung mit seiner Frau im KZ Sachsenhausen

1943: Überführung ins KZ Buchenwald

24.8.1944: Rudolf Breitscheid stirbt bei einem Luftangriff auf Buchenwald

Erinnerung an den Widerstandskämpfer Magnus Poser zum 70. Todestag

7. Juli 2014

Von Elke Pudszuhn, geborene Raßmann

Magnus Poser wurde am 26. Januar 1907 in Jena als viertes Kind des Zimmermanns Albin Poser und seiner Frau Klara geboren. Die Not der Familie zwang die Kinder während ihrer Schulzeit bereits zum mitverdienen, so das Magnus als Botenjunge bei einem Feinkostgeschäft in Jena Waren an die Kunden auslieferte. Nach dem Besuch der Grundschule 1921 erlernte er den Beruf eines Tischlers, den er im April 1925 als Tischlergeselle erfolgreich beendete. Die Lehrjahre waren für Magnus auch die Zeit der politischen Erziehung. Er wurde 1921 Mitglied des Deutschen Holzarbeiterverbandes, beteiligte sich aktiv an der Gewerkschaftsarbeit, besuchte Jugendversammlungen und kam so mit Mitgliedern der Kommunistischen Partei in Verbindung. 1923 wurde er in den Kommunistischen Jugendverband aufgenommen und in der Wanderorganisation „Naturfreunde“ nutzte er die Gelegenheit zu politischen Gesprächen. Mit dem Gesellenbrief in der Tasche wurde er erstmals arbeitslos und entschloss sich mit einem Jugendfreund auf „Walze“ zu gehen, aber auch in der Schweiz, Österreich, Ungarn und in der Tschechoslowakei fand er keine feste Anstellung, sodass er im September 1926 nach Jena zurückkehrte, wo sich an diesem Zustand nichts geändert hatte. Gemeinsam mit dem Jungkommunisten Paul Krahn entschied er sich deshalb, nach dem Vorbild anderer Jugendlicher über Skandinavien in die Sowjetunion einzureisen und dort ein Arbeiter-Studium aufzunehmen. Das Vorhaben scheiterte, doch diese Reise, die im November 1927 endete, veränderte Posers politisches Bewusstsein nachhaltig und bestimmten seine Entscheidung, Anfang 1928 der KPD beizutreten. Zugleich begann er, sich verstärkt mit theoretischen Fragen des Marxismus zu beschäftigen und sein Wissen an andere weiter zu vermitteln, ob innerhalb der KPD, im Proletarischen Freidenkerverband, bei den „Falken“ oder im RFB und der „Einheit“ (Tarnorganisation des verbotenen RFB).
Von der ersten Stunde des sich formierenden faschistischen Herrschaftssystems an gehörte er zu den entschiedensten Gegnern der Naziregimes. Gemeinsam mit anderen Jenaer Kommunisten, wie Lydia Orban- seine spätere Ehefrau-, Kurt Töpfer und Willi Gebhardt beschlossen sie, als illegale Gruppe aktiven Widerstand zu leisten, organisatorische Strukturen zu erhalten oder neu aufzubauen, Solidarität über die verbotene Rote Hilfe mittels fortgesetzter Beiträge zu organisieren, Losungen und Flugblätter gegen den Faschismus herzustellen und zu verbreiten. Ein eingeschleuster Spitzel der Gestapo, der als Bezirkskurier der KPD tätige Erich Thieme aus Erfurt, verriet über 200 Genossinnen und Genossen aus ganz Thüringen, darunter auch meine Eltern- Hans und Else Raßmann aus Zella-Mehlis, die alle in das erste KZ in Thüringen nach Bad Sulza in „Schutzhaft“ genommen wurden. Im KZ Bad Sulza lernten meine Eltern Magnus und Lydia kennen. Lydia war mit meiner Mutter in einer Zelle in der sogenannten Frauenabteilung und wusste, dass meine Eltern bei den Verhören die Aussagen verweigert hatten und man ihnen mit „dauernder Schutzhaft“ drohte.
Über den Austausch von Kassibern zwischen meinem Vater und meiner Mutter, die Magnus über Lydia organisierte, ist es ihnen gelungen ihre Aussagen vor den Vernehmern abzustimmen und das Strafmass zu verringern. Auf diesem Wege wurden auch Informationen über politische Ereignisse und über Zu- und Abgänge aus dem KZ weitergeleitet. Magnus Poser gehörte im KZ zur illegalen Parteileitung und er unternahm alles, um den Gefangenen Mut und Zuversicht zu geben, Solidarität zu üben, was viele Inhaftierte später bestätigten.
Von der Verhaftung im November 1933 bis zur Verurteilung im April 1934 vor dem Oberlandesgericht Jena wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ im KZ Bad Sulza, mussten sie nun ihre Haftstrafen (Magnus P. 2 J. 3 Mon. Lydia 2 J. Hans 2 J. 3 Mon., Else 2 J.) absitzen. Poser und Raßmann kamen in das Landesgefängnis Ichtershausen, die Frauen in das Frauengefängnis Gräfentonna und danach nach Hohenleuben.
Auch im Gefängnis Ichtershausen entwickelte Magnus mit anderen Kameraden unter den politischen Gefangenen ein solidarisches Netzwerk, in dem Informationen ausgetauscht und Hafterleichterungen für schwächere Häftlinge organisiert wurden.
Nach der Entlassung aus den Gefängnissen heirateten Magnus und Lydia im September 1936, zwei Jahre später kam Tochter Ruth zur Welt.
Beide kannten sich schon lange aus gemeinsamer politischer Arbeit. Lydia Orban (1909-1984) entstammte einer klassenbewussten Arbeiterfamilie aus Heidersbach, die aber seit 1912 in Jena lebte.
Für beide stand die Fortsetzung ihres Widerstandes gegen das Naziregime auch nach der Haftentlassung außer Frage. Die veränderten Verhältnisse verlangten jedoch auch eine neue Form und Richtung des illegalen Widerstandes. Sie standen unter Beobachtung und mussten sehr umsichtig wieder Kontakte knüpfen.
Es gehört zu den großartigen Leistungen Posers, dass es ihm trotz Haft und polizeilicher Überwachung gelang, eine Widerstandsorganisation in Jena zu errichten und Verbindungen zu vielen Orten, auch nach Zella-Mehlis zu meinen Eltern aufzubauen.
1941 begann die illegale Zusammenarbeit mit Theo Neubauer und ab 1942 entwickelte die „ Neubauer-Poser-Gruppe“ direkte und indirekte Kontakte zu anderen Widerstandsorganisationen in Deutschland bis hin zur militärischen Opposition um Claus Graf Schenk von Stauffenberg und dem Kreisauer Kreis.
Beim letzten Treffen Posers in Zella-Mehlis zu Pfingsten 1944 übergab Magnus die letzten Flugblätter „Brief an die gefangenen Rotarmisten, Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen“ in russischer Sprache, die er in einem von ihn gefertigten Tablett versteckt hatte, zur Verteilung mit. Am 14. Juli 1944 wurden Magnus und Lydia Poser verhaftet und in das berüchtigte Weimarer Gestapo-Gefängnis im Marstall eingeliefert, ebenso Theo Neubauer. Lydia kam nach zwei Tagen wieder frei und konnte alle Verbindungsleute zu den Gruppen in Thüringen von der Verhaftung in Kenntnis setzen und warnen. Poser wusste, dass die Gestapo ihm unter allen Umständen ein Geständnis abpressen wollte. Um dieser Gefahr zu entgehen, unternahm er in der Nacht vom 20. zum 21. Juli 1944 einen Fluchtversuch, bei dem er von mehreren Schüssen getroffen und schwer verletzt aufgegriffen wurde. Die Gestapo transportierte ihn ins Krankenrevier des KZ Buchenwald, wo die Gestapo mit einer Befragung begann. Auf die drängenden Fragen des Gestapo-Mannes antwortete Poser für alle gut vernehmbar: „Grüßt mir meinen Freund Theo Neubauer!“ und „Ihr Lumpen, ihr sitzt auf einem sterbenden Ast. Wir sind doch die Stärkeren und bald ist es mit Euch zu Ende“. Danach wurde er operiert, verstarb aber an den Folgen seiner schweren Verletzungen am 23. Juli 1944.
Viele Antifaschisten verdanken Magnus Poser und seinem mutigen Schweigen ihr Leben. Er kämpfte gegen den Hitlerfaschismus, erwies sich im illegalen Widerstand als ausgezeichneter Organisator und hatte durch seinen lauteren Charakter viele Freunde, nicht nur unter den Genossen. Er opferte sein Leben für ein neues Deutschland ohne Faschismus, das verdient unsere uneingeschränkte Achtung.
In den ehemaligen Bezirken Thüringens – Erfurt, Gera, Suhl – gab es zahlreiche Kollektive in der Industrie, Landwirtschaft, Volksbildung, bewaffneten Organen, FDJ, Jungen Pionieren, Sportbund, die seinen Namen trugen und nach 1990 eliminiert wurden.
Die Magnus-Poser-Schule in Zella-Mehlis heißt jetzt Heinrich-Ehrhardt-Gymnasium, aber im „Volksmund“ bleibt es immer die „Poserschule“, wenn die Rede darauf kommt.
Und mit etwas Stolz kann ich sagen, dass die Anwohner der Magnus-Poser-Straße in Zella-Mehlis sich ihren Straßennamen nicht nehmen ließen, deshalb gibt es heute noch eine Magnus-Poser-Straße, Theo-Neubauer-Straße und Karl-Zink-Straße.

poser

Bild: links stehend Magnus Poser, davor sitzend seine Frau Lydia, daneben Tochter Ruth, mein Bruder Rolf, ich auf dem Arm meines Vaters, davor meine Mutter. Pfingsten 1944 im Hof unseres Hauses, Schönauer Straße 59.

Am 21. Juli um 10 Uhr findet am Grab von Magnus Poseer auf dem Nordfriedhof in Jena eine Gedenkveranstaltung zu Posers Ehren und Erinnerung statt. Es spricht Elke Pudszuhn, Landesvorsitzende des TVVdN/BdA, Tochter der Kampfgefährten Magnus Posers, Hans und Else Raßmann.

Gedenkveranstaltungen zum 70. Jahrestag der Ermordung Ernst Thälmanns

2. Juli 2014

thaelmann-buch Zur Erinnerung an den 70. Jahrestag der Ermordung Ernst Thälmanns findet am Montag, den 18. August 2014, in Buchenwald/Weimar um 17.00 Uhr im Hof des ehemaligen Krematoriums des KZ Buchenwald eine Gedenkveranstaltung statt. Die Gedenkworte spricht Ralph Dobrawa, Rechtsanwalt aus Gotha.

Um 18.30 Uhr spricht Dobrawa im Weimarer Jugend- und Kulturzentrum mon ami (Goetheplatz 11, Raum Kleinkunst) über Friedrich Karl Kaul und sein Buch: „… ist zu exekutieren! – Ein Steckbrief der deutschen Klassenjustiz“, zu dem Dobrawa das Vor- und Nachwort geschrieben hat.

Zu beiden Veranstaltungen sind Sie / seid ihr herzlich eingeladen.

Mit der 22. Antifa – Fahrt an die Mosel und die Vulkaneifel

20. Juni 2014

Reisebericht von J. Powollik, 16.06.2014

Mitglieder und Sympathisanten des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der Antifaschisten besuchten vom 12. bis 15. Juni Trier und Luxemburg. Elke Pudszuhn, die wiedergewählte Landesvorsitzende, hatte die Bildungsreise wieder bestens organisiert. Diesmal war unser Quartier die Eifelmaar – Jugendherberge in Daun. Da kamen Erinnerungen an die längst vergangenen Zeiten in den Ferienlagern wieder auf und alle Teilnehmer waren sehr zufrieden mit dieser Herberge. Kurz vor Erreichen der Unterkunft steuerte uns der Busfahrer Hans in den Wild- und Erlebnispark von Daun. Eine Safari der besonderen Art, Tierbeobachtungen durch das Busfenster.
Am Abend erfuhren wir Hintergründe bei einer Buchbesprechung zum Entstehen des Deutschen Soldatensenders 935 von einem, der maßgeblich dabei war, der Autor des Buches Gerd Kaiser. Ein Sender, der seit 1960 bis zu seiner Schließung der Kriegsvermeidung verschrieben war. Wir erinnerten uns an die Paukenschläge Tam – Tam -Tam – Tam – Tam – „Hier ist der Deutsche Soldatensender 935…“ mit denen die täglichen Sendungen eröffnet wurden. Als Wehrpflichtiger hörte ich das Programm mit meinen Genossen fast täglich, nicht unbedingt zur Freude der Vorgesetzten. 1969 war ein Titel für uns das Größte: „Je t’aime“, der Titel wurde damals oft auf die Minute genau angekündigt und gespielt. An seiner Programmgestaltung konnten sich die damaligen Sender in der DDR und auch die heutigen eine große Scheibe abschneiden. Anschließend stellte Heinrich Fink, der erste und letzte demokratisch gewählte Rektor der Humboldt – Universität Berlin, sein neues Buch zu den Ereignissen in der Wende vor. Das zarte Pflänzchen der Demokratie erblühte nur eine kurze Zeit. Mit dem Überstülpen der Westdeutschen Rechtsordnung und dem Schwingen der Stasikeule wurde das Experiment leider schnell gegen den Willen der Studenten und Wissenschaftler abrupt beendet. Prof. Fink wehrte sich erfolgreich gegen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Er ist ein wahrer Christ und Humanist und ein sehr angenehmer Gesprächspartner.
Am kommenden Tag besuchten wir die KZ – Gedenkstätte des SS – Sonderlagers Hinzert. Das Lager diente teilweise als Durchgangslager für Häftlinge aus Luxemburg, Belgien, Frankreich und den Niederlanden. Über 70 sowjetische Kriegsgefangene wurden aufgrund des Kommissarbefehls bestialisch mit Giftspritzen von betrunkenen SS – Männern umgebracht und im Wald verscharrt. Damals konnten die Menschen aus der Nachbarschaft sehen, was sich dort an Grausamkeiten abspielte, doch sie sahen weg. Auch heute wird wieder weggeschaut. Wir erneuerten nach dem Niederlegen eines Blumengebindes am Mahnmal für die Opfer dieses KZ den Schwur von Buchenwald: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Wir dürfen nicht wegsehen und wir müssen uns den rechten revisionistischen und faschistischen Kräften in den Weg stellen.
Hans, der Busfahrer, brachte uns sicher nach Trier. Dort folgten wir den Spuren von Hans Eiden, dem letzten Lagerältesten des KZ Buchenwald. Er war Kommunist, der sich im KZ für seine Mitgefangenen einsetzte. Er verhinderte Todesmärsche und war maßgeblich an der Selbstbefreiung des KZ beteiligt war. Bruno Apitz setzte ihm ein literarisches Denkmal. 1950 erlag er den Folgen der KZ – Haft. Erst 1995 setzte ihm seine Heimatstadt Trier an der Stelle seines Geburtshauses ein Denkmal.
Im Geburtshaus von Karl Marx gedachten wir dem großen Vordenker, dessen Analyse des Kapitalismus noch heute brandaktuell, weil sie wahr ist. Danach erholten wir uns während einer Panoramarundfahrt auf der Mosel.
Rainer Rupp, der frühere Kundschafter unter „Deckname Topas“ an der unsichtbaren Front in der NATO – Zentrale erläuterte abends uns seine Sicht auf die Aktivitäten der NATO und zog daraus den Schluss, dass das imperialistische Militärbündnis in einer Krise steckt, denn einige Westmächte folgen nicht mehr widerspruchslos den Vorgaben der USA – Regierung, wie die neuen Kriege der USA zeigen. Im Gespräch analysierten wir die Krise in der Ukraine und die Gefahren, die den Weltfrieden derzeit bedrohen. Es war ein sehr interessanter Abend.
Der nächste Tag führte uns nach Luxemburg in das Nationale Widerstandsmuseum in Esch-sur-Alzette. Für den ANC – Führer Nelson Mandela wurde hier eine Sonderausstellung gezeigt. Sie spiegelte die wichtigsten Stationen seines bewegten Lebens wider, seinen Kampf gegen die Apartheid und für die Befreiung der Schwarzen in Südafrika. Er war ein großer Mensch. Die Befreiung seiner schwarzen Landsleute ist leider noch heute unvollendet.
Am Sarkophag „Gestorben für das Vaterland“ vor dem Museum legten wir zum ehrenden Gedenken der Opfer der luxemburgischen Widerstandsbewegung gegen das NS – Regime ein Blumengebinde nieder und gedachten ihnen mit einer Schweigeminute. Der nächste Haltepunkt war die Gedenkstätte der Deportation am Bahnhof in Luxemburg-Hollerich, von dem aus Luxemburger Bürger, vorallem Juden,in die Konzentrations-und Vernichtungslager deportiert wurden. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welches Leid hier über die Menschen hereinbrach. Wir müssen wachsam bleiben, damit sich das nicht wiederholt.
Auf eigene Faust erkundeten die Teilnehmer dann die interessante Altstadt von Luxemburg. Einen Kaffe in einem der vieles Cafes konnte keiner verwehren.
Der Abend klang wie die davor in gemütlicher Runde aus. Es wurden alte Kampflieder und Volkslieder gesungen, es wurde getrunken und viel gelacht. Gegen 24 Uhr klang ein erlebnisreicher Tag aus.
Die Heimreise führte uns erst an das Tote Maar mit der Kapelle ohne Dorf in der Vulkaneifel. Das Dorf Weinfeld wurde ein Opfer der Pest und verschwand, es blieb nur die kleine Kapelle. Maare sind vulkanischen Ursprungs, nicht Lava riss die Löcher in die Eifel, sondern gewaltige Wasserdampfexplosionen formten die Landschaft.
Am Fliegerhorst in Büchel berichteten die Friedensaktivisten Dr. Elke Koller und Klaus Heller von ihrem Kampf auf vielen Ebenen gegen die Stationierung der letzten 20 Atombomben auf deutschem Boden. Deutsche Piloten sollen im Ernstfall, den wir mit allen Kräften verhindern müssen, diese Bomben in ihr Zielgebiet bringen. Sie erläuterten uns die Risiken der Lagerung, die hohen Kosten der geplanten Modernisierung und die daraus folgende Senkung der möglichen Hemmschwelle für den Einsatz dieser teuflischen Waffen. Zum Abschied wünschten wir allen Aktivisten der Kampagne „atomwaffenfrei.jetzt“ vom Trägerkreis „Atomwaffen abschaffen“ Erfolg und versicherten ihnen unsere Solidarität.
Heimreise und Abschied. Wir werden uns wiedersehen im nächsten Jahr und bei Aktivitäten gegen Krieg und Faschismus für eine friedliche Welt.
Danke an alle, die zum Gelingen dieser Reise beigetragen haben, besonders möchte ich Elke Pudszuhn für ihre perfekte Organisation nochmals danken.
Übrigens, es wurden neue Mitglieder für den Verband der VVdN/BdA gewonnen.

Auf den Spuren Hans Eidens in Trier mit Thomas Kupczik

Pressemitteilung vom 14. Mai 2014: Bericht von MDR-Info über NPD ist Schlag ins Gesicht aller Demokraten und Antifaschisten

14. Mai 2014

Entsetzt reagierte Elke Pudszuhn, Vorsitzende der „Thüringer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der AntifaschistInnen“ (TVVdN/BdA), auf einen Bericht von MDR-Info über die Neonazipartei NPD am Montag, den 12. Mai 2014 („Die NPD und Europa“).

„Der Bericht ist ein Skandal. Schon der erste Satz ist sachlich falsch, aber was danach kommt ist politisch fatal. Dass der Neonazi-Partei NPD und ihren Funktionären in einem Bericht des MDR völlig unkritisch und unkommentiert Sendezeit eingeräumt wird, um sich positiv darzustellen, ist ein Schlag ins Gesicht aller Demokraten und Antifaschisten“, kritisiert Pudszuhn.

Im Vorfeld der Europawahl am 25. Mai hatte MDR-Info in einem redaktionellen Bericht mit O-Tönen von drei NPD-Funktionären die europapolitischen Forderungen der NPD unkommentiert dargestellt. Der Geschichtsrevisionist Olaf Rose, der auf Platz 2 der NPD-Europaliste kandidiert, stellte seine Partei als den wahren Vertreter „deutscher Interessen“ dar und der Pressesprecher der Sächsischen NPD-Landtagsfraktion Thorsten Thomsen bezeichnete die Neonazipartei unwidersprochen als proeuropäisch. Schließlich durfte auch der Vorsitzende der Sächsischen NPD-Landtagsfraktion und des NPD-Landesverbandes Holger Szymanski die wirtschaftspolitischen Vorstellungen der Partei vorstellen. Auch die Warnungen der NPD vor vorgeblicher „Massenzuwanderung aus Afrika oder dem orientalischen Raum“ wurden im Beitrag unkommentiert verbreitet. An keiner Stelle des dreieinhalbminütigen redaktionellen Beitrages wurde der neonazistische, antidemokratische, antisemitische und rassistische Charakter der Partei benannt. Vielmehr erscheint die NPD in dem Beitrag von MDR-Info als eine völlig normale Partei.

Pudszuhn kritisiert: „Es ist richtig, dass die Bürgerinnen und Bürger immer wieder dazu aufgerufen werden, auf der Straße Gesicht gegen rechts zu zeigen und selbst für Demokratie zu streiten. Beim MDR hat man aber offenbar nicht den Mut, sich mit Zivilcourage und gutem Beispiel gegen Antisemiten, Antidemokraten und NS-Nostalgiker zu stellen. Nein, den braunen Hetzern wird sogar unkommentiert und, aus Steuermitteln bezahlt, eine Plattform geboten – getarnt als redaktioneller und vermeintlich neutraler Beitrag.“

Dass offenbar auch mangelhaft recherchiert wurde, zeigte bereits der erste Satz des Berichts. So kandidiere die NPD angeblich „zum ersten Mal“ bei einer Europawahl und habe damit „Neuland“ betreten, teilte MDR-Info mit. Die Neonazipartei kandidierte jedoch bereits in den Jahren 1984, 1994, 1999 und 2004 für das Europaparlament.

Gedenkworte von Elke Pudszuhn anlässlich des 72. Jahrestages der Ermordung von 20 polnischen Männern bei Poppenhausen

14. Mai 2014

Gehalten auf der Gedenkveranstaltung am 11. Mai 2014 bei Poppenhausen.

Als „Abschreckungsmaßnahme“ für die Tötung eines Bewachers durch zwei polnische Zwangsarbeiter, Nikolaus Studnik gelang offentsichtlich die Flucht, während Jan Sowka in Bamberg gefasst wurde, wurden 19 Häftlinge des KZ Buchenwald zur Massenhinrichtung durch Erhängen hierher gebracht.

Für den 11. Mai 1942 informierte der Landrat von Hildburghausen seine Kollegen in Arnstadt über die bevorstehende Massenhinrichtung.

Im Orginaltext des Landrates heißt es:

„Die Vollstreckung des Urteils an Sowka und weiteren 20 Polen findet am Montag, den 11. Mai 1942, gegen 11 Uhr vormittags an der Mordstelle, im Wald zwischen Poppenhausen und Einöd statt… Es sollen nach Möglichkeit alle Polen aus dem Kreis Hildburghausen und aus den angrenzenden Gemeiden der benachbarten Kreise als Zuschauer anwesend sein. Diese Polen müssen bis 10 Uhr vormittags am Exekutionsort eintreffen. Die Öffentlichkeit ist ausgeschlossen. Ukrainer dürfen nicht erscheinen. An der Exekution sollen auch die Herren Landräte, die Kreisleiter sowie sonstige Vertreter von Partei und Staat aus den angrenzenden Gemeinden teilnehmen und zwar recht zahlreich.“

Seit über 40 Jahren gibt es hier diesen Gedenkstein, der an das Verbrechen erinnert.
20 ist eine Zahl, aber bei dieser Zahl handelt es sich um Menschen, denen ihr junges Leben unschuldig genommen wurde. Bis 1989/90, solange es Grenzbereich war, war das jährliche Gedenken für die Öffentlichkeit schwierig, trotzdem wurde es nicht vergessen.
Es ist besonders Bernd Ahnicke zu verdanken, der sich auf die Suche nach den Namen und deren Angehörigen gemacht hat. Unterstützt wurde die Recherche durch Schüler der Regelschule in Bad Colberg-Heldburg und einer Schule in Kolno mit ihrer engagierten Lehrerin Frau Urszula Banach und ihrem Ehemann Robert.
Frau Urszula Banach hat mit Hilfe der Sterbeurkunden von Poppenhausen nach den Hinterbliebenen gesucht, die bis dahin keinerlei Nachricht über den Verbleib ihrer Angehörigen nach der Deportation nach Deutschland erhalten hatten.
Ihr ist es zu verdanken, das der Kontakt zu Familienangehörigen hergestellt werden konnte.

Zum Beispiel ein Schicksal: Bronislaw Pokorski

Im Totenbuch des KZ Buchenwald steht dazu: Bronislaw Pokorski, geboren am 17.10.1909 in Czeskow/Lask, ermordet am 11.5.1942 in Poppenhausen, Häftlingsnummer: 1668
Seine Ehefrau Zofia Pokorska, ist heute 97 Jahre alt und sie hat einen Sohn.
Bronislaw war damals 33 Jahre alt.

Nikodom Zawadzki war 19, Jan Jaros 21 Jahre und Stanislaus Kaprzyk 22 Jahre alt.

Es hat lange gedauert, aber heute werden aus den Zahlen Namen und besser wie Julius Fucik kann ich es nicht in Worte fassen.

Julius Fucik, tschechischer Journalist und Widerstandskämpfer, hat vor seiner Hinrichtung am 8. September 1943 in seiner Zelle folgende Zeilen in seinem Buch „Reportage unter dem Strang“ geschrieben, die heute noch aktuell sind:

„…um eins bitte ich: Ihr, die ihr diese Zeit überlebt, vergesst nicht.
Vergesst die Guten nicht und nicht die Schlechten.
Sammelt geduldig die Zeugnisse über die Gefallenen.
Eines Tages wird das Heute Vergangenheit sein, wird man von der großen Zeit und von den namenlosen Helden sprechen, die Geschichte gemacht haben.
Ich möchte, dass man weiß, dass es keine namenlosen Helden gegeben hat…
dass es Menschen waren, die ihren Namen, ihr Gesicht, ihre Sehnsucht und ihre Hoffnungen hatten,
und das deshalb der Schmerz auch des Letzten unter ihnen nicht kleiner war, als der Schmerz des Ersten, dessen Name erhalten bleibt.
Ich möchte, dass sie alle euch immer nahe bleiben,
wie Bekannte, wie Verwandte, wie ihr selbst.“

Gedenken bei Poppenhausen zum 71. Jahrestag der Ermordung von 20 polnischen Männern

5. Mai 2014

Am Sonntag, den 11. Mai 2014 um 10.00 Uhr erinnert eine Gedenkveranstaltung an die vor 71 Jahren erhängten 20 polnischen Häftlinge im Wald bei Poppenhausen, an der polnische Bürger teilnehmen. Unter ihnen ist der 94jährige Casimir Grzybowski, der damals als Zwangarbeiter in Schweickershausen in der Landwirtschaft arbeitete und der Massenexekution als „Zuschauer“ teilnehmen mußte. Bei der Gedenkveranstaltung wird eine Tafel mit den zwanzig polnischen Namen enthüllt.

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