Schuldumkehr im Stadtmuseum Kahla 

29. September 2022

Autorin: Anna Maddouch (BG Jena)

Die Basisgruppe Jena hatte sich für dieses Jahr vorgenommen, Referenten*innen zu verschiedenen Themen einzuladen. Am 14. Juni stand ein Vortrag über den Walpersberg bei Kahla und eine Führung vor Ort mit einer Besichtigung des dortigen Stadtmuseums an. Die Veranstaltung wurde vom Förderverein Mahn- und Gedenkstätte e.V. unter Frau Steffi Brion durchgeführt.

Neben Informationen zu dem Walpersberg und der REMAG im Stadtmuseum Kahla, wurde der Mord eines belgischen Inhaftierten zu „seiner“ eigenen Schuld umgedeutet. 

„Der Häftling hätte sich, wie jede andere Person anstellen sollen bei der Essensausage. Er habe sich jedoch das Recht herausgenommen und sich vorgedrängelt, indem er, vorbei an den anderen durch den Hintereingang der Essensbaracke den Weg nehmen wollte. Es wäre zu einem Streit gekommen mit einem Aufseher. Dieser hat den Inhaftierten erschossen.“

„Hätte er gewartet, wie alle anderen auch, dann wäre er nicht erschossen worden.“

Frau Brion wurde sofort auf die Schuldumkehr hingewiesen. Sie reagierte jedoch ausweichend und behielt ihren Standpunkt. In dem Kontext äußerte sie, dass die NS-Zeit nicht nur, schwarz und weiß wäre, sondern aus vielen Grautönen bestehen würde.

Aus „falschem“ Anstand blieb die Gruppe bis zum Ende ihres Rundgangs. Im Vorfeld wurde eine Besichtigung des Walpersberg im Herbst mit Frau Brion geplant, welche wir nicht umsetzten werden.

Die Führung durch eine Ausstellung der NS-Zeit ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Wenn diese mit Täter-Opfer-Umkehr in Bezug auf die Opfer durchgeführt wird, ist es nicht verwunderlich, dass der Nährboden sich für Geschichtsrevisionismus weiter ausbreitet. Zukünftig werden wir solchen Personen keine Plattform mehr bieten. 

Der nächste Vortrag wird am 10. Oktober um 18 Uhr an der Universität Jena im Rahmen der Alternativen Orientierungstage stattfinden. Der Journalist Frank Döbert wird über Carl Zeiss während des Nationalsozialismus sprechen.

Suhler Basisgruppe wählt neuen Sprecherrat

23. September 2022

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Die Suhler Basisgruppe des Thüringer Verbandes der VdN/BdA hat in ihrer Mitgliederversammlung Rechenschaft über die Arbeit in den letzten zwei Jahren abgelegt. Zudem wurden der Sprecherrat und die Delegierten zur Landesdelegiertenkonferenz am 8. Oktober in Weimar gewählt.

Elke Pudszuhn als bisherige Vorsitzende konnte über viele Aktivitäten trotz Corona in schwieriger Zeit berichten. Die Ehrung der am 5. Januar 1954 Ermordeten der Widerstandsgruppe Friedberg, die Teilnahme am 27. Januar, dem offiziellen Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus, insbesondere der Jüdischen Opfer, gehörten ebenso dazu wie das Gedenken auf dem Heinrichser Friedhof, am OdF-Denkmal im Stadtpark oder die aktive Mitarbeit im Bündnis für Demokratie, Toleranz und gegen Rechtsextremismus.
Mit bewegenden Worten wurde im Bericht und in der nachfolgenden Diskussion an das Vermächtnis der Überlebenden der Hitler-Diktatur erinnert: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! So hieß es im Bericht: „Der aktuelle Krieg und die Gräueltaten gegen die ukrainische Zivilbevölkerung verurteilen wir auf das Schärfste. Für diesen Krieg sind aber nicht die sowjetischen Soldat:innen oder Widerstansdkämpfer verantwortlich, welche gegen den deutschen Faschismus gekämpft haben. Aus unserer Sicht muss ein würdevolles Gedenken und Erinnern an alle Opfer des Faschismus mit Respekt weitergeführt werden, wie wir das seit 1945 tun.“ In der Diskussion wurde deutlich, dass es in der heutigen Zeit nicht nur um Erinnerung an Vergangenes geht, sondern es bleibt unsere Verpflichtung, die politische Auseinandersetzung mit jeglichen Erscheinungen des Neofaschismus, des Antisemitismus, des Rassismus und von Ausländerfeindlichkeit zu führen.

Mit Freude wurde vernommen, dass die Basisgruppe Suhl/Südthingen in den letzten Monaten 12 Neueintritte zu verzeichnen hatte, darunter zahlreiche junge Leute, und somit nun über 43 Mitglieder verfügt.

Besonderer Dank galt Elke Pudszuhn, die über Jahrzehnte als Tochter der Zella-Mehliser Widerstandskämpfer Hans und Else Raßmann die Arbeit der VVN/BdA in Suhl und im Land Thüringen maßgeblich mitgestaltet hat. Der Dank galt auch Hella Auerswald als Schatzmeisterin und weiteren Mitgliedern des Sprecherrates, die aus Altersgründen nicht wieder antraten.

Dem neu gewählten Sprecherrat gehören an: Bernd Ahnicke, Jonas Kühnert, Ina Leukefeld, Heidemarie Schwalbe und Elke Pudszuhn. Eines der nächsten Vorhaben ist die Mitarbeit im Bündnis zur Durchführung von Veranstaltungen anlässlich des 84. Jahrestages der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938, wo sich Heidemarie Schwalbe seit Jahren besonders engagiert.

Elke Pudszuhn

Geraer Bürgerinnen und Bürger gedenken der Opfer des Faschismus

21. September 2022

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Autor: Dieter Hausold (BG Gera)

Wie alljährlich am zweiten Sonntag im September gedachten am 11. dieses Monats zirka 50 Menschen am Mahnmal im Geraer Küchengarten den Opfern des Hitler-Faschismus. Unter ihnen Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser (SPD), Landtagsabgeordneter Andreas Schubert (DIE LINKE), die Dezernentin und Beigeordnete für Gesundheit und Soziales, Sandra Wanzar sowie Mitglieder des Stadtrates und der demokratischen Parteien Geras.

Zu Beginn der Gedenkveranstaltung legten die Anwesenden Kränze und Blumen zur Ehrung der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und zur Erinnerung an jene Menschen nieder, die dem Terrorregime Widerstand leisteten.
Dieter Hausold, Vorsitzender der Basisgruppe VdN/BdA Gera, verwies auf die Folgen von Hitlers Machtergreifung vor fast 90 Jahren. Die industrielle Ermordung von mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden, von Sinti und Roma, die Euthanasie, die Verfolgung und Hinrichtung von zigtausenden Menschen des politischen Widerstandes. Schließlich insgesamt mehr als 60 Millionen Tote im zweiten Weltkrieg, ein verwüstetes Europa. „Diese Verbrechen sind singulär,“ so Hausold, „deshalb gilt es immer wieder die Frage zu stellen, wie konnte es soweit kommen?“
Der Redner machte vor allem drei Gründe aus. Reaktionäre Politiker, die die Demokratie verabscheuten, die nach dem Motto „Deutsche zuerst“ – wie heute die AfD – einen autoritären, rassistischen Staat errichten wollten. Die großen Banken und Konzerne und die Rüstungsindustrie, die im Krieg verdienen wollten. Schließlich die letzten Regierungen der Weimarer Republik, die mit immer weiterem Sozialabbau die Not der Menschen verschärften, so dass sie für die braune Propaganda immer anfälliger wurden.
„Weil rechtsextreme und rassistische Parteien“, so Hausold abschließend, „schon wieder auf Straßen und Plätzen ihre Parolen verbreiten, die AfD auch in Parlamenten und Kommunalvertretungen agieren, gilt es für alle Demokraten, diesen Kräften überall entschieden entgegen zu treten.“ Zugleich komme es darauf an, „für eine solidarische und soziale Gesellschaft zu streiten, in der die Lasten der aktuellen Krisen eben nicht auf jene Menschen abgewälzt werden, die eh schon die geringsten Einkommen und größten Belastungen haben.“

Weil rechtsextreme und rassistische Parteien schon wieder auf Straßen und
Plätzen ihre Parolen verbreiten, die AfD auch in Parlamenten und Kommunalvertretungen agieren, gilt es für alle Demokraten, diesen Kräften überall entschieden entgegen zu treten.

Dieter Hausold

Sandra Wanzar unterstrich in ihrem Beitrag, „das es in Gera viele Menschen gibt, die sich für ihre Mitbürgerinnen, insbesondere für Menschen in Not, einsetzen.“ Das gilt, so die Beigeordnete „insbesondere auch für Menschen, die vor Krieg und Gewalt flüchten und zu uns kommen.“ Im weiteren betonte sie, dass angesichts der Lehren aus der Geschichte Demokratie und Menschlichkeit entschieden verteidigt werden müssen.

Die Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser unterstrich die Aktualität, immer wieder daran zu erinnern, wohin Nationalismus, Ethnozentrismus und Rassismus führen. „Deswegen ist es so wichtig“, so die Abgeordnete, „der Millionen Opfer zu gedenken, die Erinnerung wach zu halten, denn nur so lässt sich das Bewusstsein schärfen und Menschenfeindlichkeit erkennen.“ Sie verwies dabei auch auf heutige Opfer rechter Gewalt. „Seit der Wiedervereinigung“, so Kaiser, „sind 218 Menschen durch rechte Gewalt ums
Leben gekommen.“
Die Rednerin betonte, dass rechtsextreme Aufmärsche nicht als „Spaziergänge“ verharmlost werden dürften und das Gera Gesicht zeigen müsse, gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit, wie dies auf der Veranstaltung im Küchengarten, aber auch Tags zuvor durch viele junge Menschen in der Stadt geschehen sei.

Rede von Martina Renner zum Tag der Opfer des Faschismus 2022

20. September 2022

Liebe Kameradinnen und Kameraden, liebe Engagierte,

ich möchte mit einer persönlichen Begegnung am letzten Wochenende in Wien beginnen. Zusammen mit Aktiven des KZ-Verbandes war ich zu einem antifaschistischen Spaziergang über den Zentralfriedhof verabredet. Irgendwann standen wir vor einer recht monomentalen Bronze. Dem Denkmal für die gefallenen Partisan*innen des ehemaligen Jugoslawien, die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus ließen. Auf dem Plan zum Friedhof ist dieser Gedenkort mit „serbische Opfer des 1. Weltkriegs“ markiert. Kein Wunder angesichts der offiziellen Geschichtspolitik des Landes Österreich sich selbst zum Opfer zu stilisieren und mit dem antifaschistischen Widerstand zu hadern. Antifaschist*innen haben diesen Ort vor einigen Monaten entdeckt, einen vollkommen überwachsenden Marmorkubus mit einer Inschrift freigelegt und diesen 9.Mai dort ein Gedenken abgehalten. 

Hier in Bad Salzungen gibt es ein ähnliches Beispiel. Eine Tafel am Rathaus erinnerte an das Wirken von Magnus Poser und Theodor Neubauer. Irgendwann verschwand diese und Kameraden vor Ort machten sich auf die Suche, auch im Internet. Dann tauchte sie ganz plötzlich wieder auf, vermeintlich zufällig gefunden in Trier. Man kaufte sie zurück und verhandelt jetzt mit der Stadt über eine Stele mit eben dieser Plakette und entsprechende Hinweistafel hier auf dem Friedhof, am Gedenkort, wo wir uns gerade befinden. Diese Beispiele zeigen: Erinnerung ist ein umkämpfter Ort. Gedenken ist kein Ritual. Es muss sich verändern, es muss den Blickwinkel auf die Opfer des Faschismus weiten, insbesondere heute da die Zeitzeug*innen uns verlassen. An uns den politischen Erben der Zeitzeug*innen liegt es den Schwur von Buchenwald „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ gerade auch für die junge Generation zu aktualisieren. Mahnung, Erinnerung an die Opfer und aktives Engagement sind untrennbar verbunden. 

Das Gedenken ist umkämpft und sie ist nicht abgeschlossen. Wir werden auch weiterhin Teil sein der historischen Forschung, der Sicherung der Lebenserinnerungen von Widerstandskämpfer*innen und Opfer des Faschismus. Ihre Namen, ihre Geschichte zu kennen und weiterzuerzählen ist die Basis. Die Mahnung wird gelingen wenn wir Übersetzer*innen sind. Was hat der Schrecken der faschistischen Terrorherrschaft mit dem rechten Terror heute gemeinsam? Die Ideologie aber auch das Morden in Serie, die Kaltblütigkeit? Über diese Mahnung kommen wir zur Aktion.

In einer Ausstellung der RLS zum italienischen Widerstand wird auf einer Tafel ein Partisan mit „Ich hasse die Faschisten“ zitiert. Ich finde das überhaupt nicht schlimm. Wütend zu sein ist ein guter Motor. Wir sind heute wütend, wenn Faschist*innen sich noch immer Räume und Straßen nehmen können. Es macht mich sprachlos, dass ihr von Vernichtungsfantasien geprägtes Weltbild noch immer neue Anhänger:innen findet. Es macht mich rastlos, dass sie wieder in deutschen Parlamenten sitzen. Deshalb gilt der Schwur von Buchenwald uneingeschränkt; er verpflichtet uns, ja er zwingt uns zur Aktion.

Diesen Kampf, unseren antifaschistischen Kampf, werden wir gewinnen! Und wir geben so lange nicht auf, bis wir dem Schwur von Buchenwald gerecht geworden sind.

Dazu gehört allerdings auch, klar und deutlich zu sagen, dass der Frieden auf der Welt fragil ist. Nach den Jugoslawienkriegen hatte man den Eindruck in Europa in einer Phase relativen Frieden zu leben. Diese Phase wurde durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine durchbrochen. Nie wieder Krieg und damit eine sichere Welt des Friedens und der Freiheit ist auf ein Neues gescheitert. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass die Konflikte dieser Welt beendet werden, denn eins ist so sicher wie wahr: Kriege enden nicht, sie ziehen weiter. Imperiale Bestrebungen werden erst ruhen, wenn ihr Vormacht- und Großmachtstreben befriedigt ist. Dazu darf es nicht kommen.

Ich will mit noch einer Begebenheit aus Wien enden. Nachts standen wir auf dem Heimweg vor dem Sowjetischen Ehrenmal am Ring in Wien. Jemand konnte die Inschrift übersetzen: Im ersten Satz wurde der 3. Ukrainischen Front der roten Armee gedankt, die die österreichische Hauptstadt befreit hatten. Die ersten schweren Kämpfe fanden auf dem Zentralfriedhof statt. Fast jeder alte Grabstein dort zeigt Einschusslöcher. Das erinnert uns daran, wie unser Antifaschismus, unser Engagement gegen Krieg und unser Internationalismus sein müssen: ohne Instrumentalisierung, offen, historisch gerecht und solidarisch.

Ich danke Euch für das Kommen.

Tag der Opfer des Faschismus 2022

20. September 2022

Heute gedachten wir an vielen Orten in Thüringen den Opfern des Faschismus. Wir verneigen uns ehrfurchtsvoll vor den Opfern, die in den Konzentrationslagern, Zuchthäusern und Folterkammern litten und ermordetet wurden. Wir verneigen uns tief vor den Soldat:innen der Anti-Hitler-Koalition, vor den Partisan:innen und den Kämpfe:rinnen des illegalen Widerstandes, vor Zwangsarbeiter:innen und Wehrmachtsdeserteuren. Wir verneigen uns vor jenen, die diese Hölle überlebten und sich hoffnungsvoll am 19. April auf dem Apellplatz in Buchenwald zusammenfanden, um den Schwur zu leisten:

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.“

Schwur der Überlebenden des KZ Buchenwald

Doch der Schwur von Buchenwald ist bis heute nicht erfüllt. Und die überlebenden KZ-Häftlinge, die ihn damals leisteten, werden immer weniger. Es ist nun an uns, das Vermächtnis des Schwurs von Buchenwald weiterzutragen. Es ist nun an uns, die Erinnerung an die Opfer des Faschismus zu bewahren. Es ist nun an uns, die Mahnung vor den Gräueltaten des Naziregimes und den Abgründen des menschlichen Handelns aufrechtzuerhalten. Es ist an uns, dafür Sorge zu tragen, dass ein „Nie wieder “ wirklich auch ein „Nie wieder“ bleibt. Denn das sind wir den gemordeten Opfern und deren Angehörigen schuldig.

Thälmann-Gedenken zum 78. Jahrestag der Ermordung

20. August 2022

Am 18. August vor 78 Jahren wurde Ernst Thälmann im Hof des Krematoriums von Buchenwald heimtückisch von den Nazis ermordet.

„Als ob Thälmann jemals sterben könnte.
Thälmann starb und ist doch nicht gestorben; 
denn was er, als er noch lebte, lehrte, 
das, wofür er ohne Rast geworben, 
lebt als Mahnung in Millionen Herzen,
lebt als Wissen in Millionen Hirnen. 
[…]
Thälmann lebt, wo man den Kriegsverdienern 
alles nimmt, woraus sie Waffen schufen.
Thälmann lebt, wo Bräute, Frauen, Mütter
zur Verteidigung des Friedens rufen.“

(Max Zimmering: Vermächtnis)

Es war eine sehr würdige Totenehrung. Wir danken der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V. für die gute Zusammenarbeit sowie der Buchenwald Memorial | Gedenkstätte Buchenwald und insbesondere unseren diesjährigen Redner:innen Sabine Stein und Thomas Steinhäuser.

Einweihung Gedenksteine entlang der Buchenwaldbahn

1. August 2022

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Autorin: Chris Schütze (GfV)

Ende Juli wurden am Gedenkweg Buchenwaldbahn 111 Gedenksteine zur Erinnerung an jüdische Kinder und Jugendliche, welche von den Nazis deportierten und ermordeten wurden, eingeweiht. Diese Kinder und Jugendlichen wurden am 03. Oktober 1944 vom KZ Buchenwald in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau transportiert und direkt nach ihrer Ankunft ermordet.

Christian Molitor von der Initiative Gedenkweg Buchenwaldbahn wies in seinem Grußwort darauf hin, wie wichtig es ist, den von den Nazis ermordeten wieder einen Namen zu geben und einen Ort zum Gedenken zu schaffen.
Es wurde ein Grußwort von Naftalie Fürst, dem Vorsitzenden des IKBD und ehemaligem Häftling des Kinderblocks im KZ Buchenwald verlesen, dem es leider nicht möglich war, persönlich anwesend zu sein, da er sich auf der Gedenkfeier für Antonin Kalina, einem ehemaligen tschechischen Häftling befand, unter dessen Betreuung es mit Unterstützung des Lageruntergrundes gelang, 904 Jugendliche vor dem Tod zu bewahren, sodass sie im April 1945 die Befreiung des KZ Buchenwald erlebten. 
Weitere Grußworte hielten Dr. Christian Wagner (Leiter der GedenkstätteBuchenwald), Bodo Ramelow (MP Thüringen), Ran Ronen (Zentralrat derJuden in Deutschland) und Dr. Susanne Kill (Leiterin Konzerngeschichte / Historische Sammlung bei der DB). 

Am Ende der Gedenkstunde verlasen die Jugendlichen des Summer-Camps der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) die 111 Namen der ermordeten Kinder und Jugendlichen, für welche die Gedenksteine eingeweiht wurden. Im Summer-Camp setzten sie sich intensiv mit der Geschichte des Ortes auseinander und unterstützten die Initiative Gedenkweg Buchenwaldbahn. Sie gravierten die Namen deportierter Kinder und Jugendlicher in Gedenksteine und pflegten bereits gravierte Steine. 

Vielen Dank an alle, die sich für dieses Projekt eingesetzt und engagiert haben! Informationen zum Gedenkweg Buchenwaldbahn und den Gedenksteinen sowie den Biografien der ermordeten Kinder und Jugendlichen findet man unter: www.gedenksteine-buchenwaldbahn.de

Gedenken an Magnus Poser in Jena

30. Juli 2022

Am Donnerstag, dem 21. Juli 2022 erinnerten VVN/BdA und DIE LINKE auf dem Nordfriedhof an den kommunistischen Widerstandskämpfer Magnus Poser.

Poser war nach seiner Verhaftung durch die Gestapo im Juli 1944 bei einem Fluchtversuch angeschossen worden und verstarb am 21. Juli 1944 im KZ Buchenwald an seinen Verletzungen.

Christian Wächter, Vorsitzender des VdN/BdA Jena, hob hervor, dass neben Magnus Poser mehr die Rolle anderer Mitglieder der Widerstandsgruppe Poser und später Poser-Neubauer in den Fokus genommen werden muss, insbesondere auch die der Widerstandskämpferinnen.

Zur Einordnung der von der DDR vor dem Hintergrund ihrer Erinnerungspolitik errichteten und unter Denkmalschutz stehenden Gedenkstätte auf dem Nordfriedhof schlug er vor, dort eine Informationstafel anzubringen.

Wächter forderte zudem, das vom Stadtrat beschlossene Gedenkstättenkonzept in Gänze umzusetzen. Die Verbrechen der Nazi-Diktatur und die Erinnerung an deren Opfer müssten von Stadt und Stadtgesellschaft frühzeitig mit den Schüler*innen der weitergehenden Schulen thematisiert werden.

Der Jenaer Kommunist Magnus Poser baute ab 1936 mit seiner Frau Lydia eine Widerstandsgruppe auf, die bis 1941 auf etwa 30 Personen anwuchs. 1941 treffen sich die Posers mit Theodor Neubauer und beide Widerstandsgruppen vereinigen sich.

Von da an gehört Magnus Poser zu den führenden Mitgliedern einer in Thüringen weit verzweigten Widerstandsorganisation. Zellen gibt es in allen Jenaer Stadtteilen sowie bei diversen Betrieben, darunter bei Zeiss, Schott und dem RAW.

Politische Ziele der Gruppe sind die „Ausrottung des Faschismus“, die Verurteilung der Kriegsverbrecher und die Herstellung demokratischer Rechte und Freiheiten in einem „neuen Deutschland“ mit einer „Regierung des werktätigen Volkes“. Konkret unterstützt die Gruppe unter anderem Zwangsarbeiter*innen mit Lebensmitteln, sammelt Nachrichten über die Frontlage und organisiert Sabotageakte in Rüstungsbetrieben.

Zerstörung von Gedenkbäumen in Buchenwald

27. Juli 2022

Liebe Kamerad:innen,

wie Ihr sicher schon erfahren habt, wurden am 20. Juli 2022 durch den stellvertretenden Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Dr. Neumann-Thein sieben abgesägte Bäume des Gedenkprojektes „1000 Buchen“ nahe der Gedenkstätte Buchenwald entdeckt.

Einer der abgesägten Bäume erinnerte an die 1600 Kinder und Jugendliche, die das KZ Buchenwald nicht überlebt haben (gepflanzt von Roter Baum e.V., VVN-BdA Sachsen und Die Linke Sachsen). 

Die anderen 6 Bäume sind folgenden ehemaligen Häftlingen gewidmet: Emil Carlebach (gepflanzt von der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V.), Otto Kipp, Erich Loch (gepflanzt von der Ehefrau), Reinhold Lochmann (gepflanzt von seinen Töchtern), August Stötzel (gepflanzt vom Sohn) u. Marcel Dassault (gepflanzt vom Enkel).

Nur wenige Tage später, am 23. Juli 2022 wurden in Weimar-Schöndorf weitere zerstörte Gedenkbäume entdeckt. Zwei Bäume wurden abgesägt und bei drei weiteren Bäumen wurden Rindenteile entfernt. Bei einem der abgesägten Bäume handelt es sich um eine Nachpflanzung für einen bereits im Jahr 2019 zerstörten Baum. Dieser wurde von den damaligen Baumpaten Thomas Gottweiß und Gunter Braniek nachgepflanzt. Der zweite zerstörte Baum wurde vom Ortsteil Schöndorf für das Gedenkprojekt gestiftet und gepflanzt.

Wir sind entsetzt und wütend über die wiederholten Angriffe auf das Gedenken an die Opfer des KZ Buchenwald. Diese Zerstörung der Gedenkbäume ist ein Schlag ins Gesicht für die Hinterbliebenen und Angehörigen der ehemaligen Häftlinge und ein Angriff auf antifaschistisches Gedenken. Wir verurteilen den Vandalismus und werten ihn als klar politisch motivierte Tat. 

Wir empfinden pure Verachtung für die Menschen, die diese Tat vollbracht haben. Lasst es Euch gesagt sein, die Deutungsmacht der Geschichte werdet ihr nie erhalten.  

Wir werden weitere Bäume pflanzen! Diese erinnern uns an unseren Auftrag: 

Den Opfern zu gedenken, den Angehörigen beizustehen und die Gesellschaft, uns alle, aufzufordern keinen Platz den Schändern und Neonazis zu geben. 

Viele Menschen haben sich bereit erklärt, die Neupflanzung und Pflege der Bäume zu unterstützen. Die Kosten pro Baum umfassen etwa 750 Euro.

Wir als Thüringer VVdN-BdA wollen die Neupflanzung der Gedenkbäume durch das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. auch unterstützen. Wenn ihr euch daran beteiligen möchten, können Sie dies über folgende Kontoverbindung tun:

Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten e.V.

Sparkasse Mittelthüringen

IBAN: DE94 8205 1000 0130 1253 00

SWIFT-BIC: HELADEF1WEM 

Verwendungszweck: „1000 Buchen“

Die gesammelten Spenden werden wir dann an das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. übergeben.

Aber einen Baum zu pflanzen reicht allein nicht aus. Wir müssen lernen hinzusehen, die Betroffenen von rechter Gewalt ernst zu nehmen und Konzepte aus der Wissenschaft anzuwenden. 

Diese Tat macht erneut deutlich, wie wichtig kontinuierliche Gedenk- und Bildungsarbeit sind.

Gedenken an Magnus Poser in Jena

19. Juli 2022

Am 21. Juli 1944, im Alter von nur 37 Jahren, verstarb der Arbeiter, antifaschistische Widerstandskämpfer und Jenaer Bürger Magnus Poser im KZ Buchenwald an den Schussverletzungen, welche ihm bei seinem Fluchtversuch aus dem Gestapo-Gefängnis in Weimar zugefügt wurden.

Anlässlich des 78. Jahrestages der Ermordung von Magnus Poser laden wir, Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten e.V. Basisgruppe Jena, Euch und alle Interessierten zusammen mit dem Stadtverband @dielinkeJena zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung für die antifaschistischen WiderstandskämperInnen ein, für deren Wirken das Leben Magnus Posters exemplarisch steht.

Wir treffen uns am Donnerstag, den 21. Juli 2022, 10:00 Uhr auf dem Nordfriedhof an der Magnus-Poser-Gedenkstätte.

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