Ostermarsch 2023 in Ohrdruf

8. April 2023

Autor: Jürgen Powollik (BG SLF-RU)

Ca. 60 Friedensfreund:innen trafen sich bei regnerischem Wetter in Ohrdruf an der Gedenkstätte für die 5.000 Opfer des KZ-Außenlagers S III. Dieses wurde von der SS Ende 1944 auch zum Bau der Stollenanlagen im Jonastal eingerichtet. Eine Woche vorher fand im Jonastal eine würdige Veranstaltung zur Erinnerung an die Opfer der KZ-Außenlagers S III statt. Mit dem zu erwartenden Zusammenbruch des deutschen Faschismus wurden am 2. April 1945 die noch lebenden Häftlinge auf den Todesmarsch
zum KZ Buchenwald geschickt. 3200 waren vorher im Lager ermordet.
78 Jahre später befinden wir uns am Rande eines nächsten und sicherlich letzten Weltkrieges, der die Menschheit durch die Nuklearwaffen vollständig vernichten kann. Die Redebeiträge gingen unterschiedlich auf die Ursachen dieses Krieges in der Ukraine ein. Was alle einte, war die Forderung nach einem unverzüglichen Waffenstillstand, dem Ende der Waffenlieferungen und Friedensverhandlungen für alle Kriege derzeit auf unserer Erde. Diesmal sollte es keinen Marsch zum Truppenübungsplatz der Bundeswehr geben. Ob diese Entscheidung der Organisatoren nach dem die Weltuntergangsuhr wegen eines atomaren Infernos kürzlich von Wissenschaftlern nach vorn gestellt wurde, die richtige war, wage ich zu bezweifeln. Leider gelingt es trotz der großen Gefahren, die aus dieser militärischen Auseinandersetzung als Stellvertreterkrieg resultieren, nicht mehr Menschen zu gewinnen, Gesicht zu zeigen.


„Ich bin für das Leben und gegen den Tod. Ich bin für Frieden und gegen den Krieg.“

Pablo Picasso, 1950

Ostermärsche in Thüringen

31. März 2023

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Den Frieden gewinnen – nicht den Krieg

Der geschäftsführende Vorstand des TVVdN/BdA ruft dazu auf, die Ostermärsche in Thüringen zu unterstützen.

Zur Zeit sind folgende Veranstaltungen bekannt:

Donnerstag, 06. April um 16.00 Uhr in Erfurt
Anger 1 – Karrierezentrum der Bundeswehr – Krämpferstraße – Abschluss an der Barfüßerruine

Samstag, 08. April um 09.00 Uhr in Ohrdruf
Treffpunkt: Denkmal an der Waldstraße
Im Anschluss findet eine Filmvorführung im Schloss Ehrenstein (Schlossplatz 3) statt.

Samstag, 08. April um 10.00 Uhr in Suhl
Treffpunkt: Friedenskirche

Samstag, 08. April um 14.00 Uhr in Gera
Treffpunkt: Theaterplatz/Küchengarten

Samstag, 08. April um 14.00 Uhr in Jena
Treffpunkt: Holzmarkt

Montag, 10. April um 14.00 Uhr in Wehnde (Eichsfeld)
Treffpunkt: Ortsausgang Wehnde, Marsch bis zum West-Östlichen Tor

78. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald

13. März 2023

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Veranstaltungen rund um den Jahrestag

Sonntag, 26. März um 10:00 Uhr Bahnhof Bad Salzungen
Radtour „Wider das Vergessen“ zur Erinnerung an die Außenlager des KZ Buchenwald in der Wartburgregion anlässlich des Jahrestages des Todesmarsches der Häftlinge des KZ Außenlager „Heinrich Kalb“ in Springen. Die Tour beginnt und endet am Bahnhof Bad Salzungen.

Samstag, 01. April, um 11 Uhr „78. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers SIII“
Gedenkveranstaltung an der Gedenkstätte im Jonastal. Im Anschluss lädt der Jonastalverein zum Besuch seiner neu gestalteten Ausstellung im Lokschuppen in Arnstadt ein.

3. bis 30. April 2023, Bibliothek der Bauhaus Universität Weimar
Ausstellungspräsentation: „Rosa Winkel. Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora“

Dienstag, 11. April 2023 um 17 Uhr Einweihung der Stele zum Gedenken an Robert Büchler in Jena
und an den Todesmarsch durch Jena, Karl-Liebknecht-Straße 87, Jena
18 Uhr „Erinnerungen an Robert Büchler“ – Ein moderiertes Gespräch mit Ruthi Buchler-Chanash, Tochter von Robert Büchler. Aula des Angergymnasiums, Karl-Liebknecht-Straße 87, Jena

Donnerstag, 13. April 2023 um 19 Uhr in der Notenbank Weimar
Ein Überlebender des Gettos von Schargorod (Ukraine) berichtet – Boris Zabarko (Kiew/Stuttgart)
Eine Veranstaltung des Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte in Kooperation mit der LZT

Freitag, 14. April 2023 um 19 Uhr im Kino Mon Ami Weimar
„Students at war“ Film und Gespräch zur Deportation norwegischer Studenten in das KZ Buchenwald mit Elsa Kvamme und Markus Wegewitz in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung

Samstag, 15. April 2023
Thematische Führungen durch die Gedenkstätte Buchenwald, Treffpunkt Information
(12.30 Uhr „Sinti und Roma im KZ Buchenwald“, 13.30 Uhr „Jüdische Häftlinge im KZ Buchenwald“, 14.30 Uhr „Weibliche Häftling im KZ Buchenwald“)

Samstag, 15. April um 9.00 Uhr Führung am NS-Rüstungswerk REIMAHG bei Kahla
Führung durch Vereinsmitglieder des Walpersberg e.V. Die Wegstrecke beträgt ca. 6 Kilometer und 80 Höhenmeter, welche in etwa vier Stunden begangen werden. Der Teilnehmendenbeitrag beträgt 10,00 Euro. Um Anmeldung wird gebeten: buero@walpersberg.com

Samstag, 15. April um 16.30 Uhr 79. Pflanzaktion des inklusiven Gedenkprojektes „1000 Buchen“
Pflanzung von 8 neuen Erinnerungsbäumen in Kromsdorf, in der Nähe des Schlosses Kromsdorf, Ecke Dorfstraße/ Weinbergweg, am Beginn des Radweges nach Denstedt

Samstag, 15. April um 19 Uhr im Fürstensaal der Hochschule für Musik FRANZ LISZT
Musikalische Lesung mit Éva Fahidi-Pusztai und Benjamin Appl (Bariton), Daan Boertien (Piano) und
Jennifer Wilton (Einführung)

Sonntag, 16. April 2023

10.00 Uhr Treffen der Nachkommen
auf Einladung der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora
(Kino-Saal der Gedenkstätte Buchenwald)

12.00 Uhr stilles Gedenken im Vorhof des Krematoriums
anlässlich des 137. Geburtstages Ernst Thälmanns

13.30 Uhr Geschichte. Bewusst. Machen.
Gedenk-Rundgang durch Buchenwald

Treffpunkt: Information

15 Uhr Gedenkfeier auf dem Appellplatz
auf Einladung der Stiftung und des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD) auf dem ehemaligen Appellplatz

16.30 Uhr Kaddish am Jüdischen Mahnmal

16.45 Uhr Interreligiöses Gedenken im Kleinen Lager

17.00 Uhr Stille Kranzniederlegung des IKBD im Glockenturm
Die Gedenkstätte gewährleistet einen Shuttlebus zwischen Lagergelände am Tor und Glockenturm

Montag, 17. April 2023 um 11 Uhr Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Gedenkplatz am Krematorium

Montag, 17. April 2023 um 17 Uhr Zeitzeugengespräch Erinnerungsort Topf & Söhne, Erfurt
„Einmal werden wir nicht mehr da sein und dort bei diesen Erinnerungsorten wird man die Wahrheit erfahren können.“ Gespräch mit Eva Fahidi-Pusztai, Buchenwald- und Auschwitz-Überlebende

Montag, 17. April 2023 um 19 Uhr Öffentliches Zeitzeugengespräch in Weimar
im Jugend-und Kulturzentrum Mon Ami

Dienstag, 18. April 2023 um 10 Uhr Gedenken am ehemaligen KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte
Gedenkveranstaltung am ehemaligen KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte, am südlichen Stadtrand von Ellrich, nahe des Bahnhofs

Dienstag, 18. April 2023 um 15 Uhr Gedenkveranstaltung am ehemaligen Außenlager Nüxei
in Kooperation mit der ArGe Spurensuche Südharz

Dienstag, 18. April 2023 um 19 Uhr im Kino Mon Ami
„Der Zeuge“ Film und Gespräch mit Regisseur und Hauptdarsteller Bernd Michael Lade, Patrick Metzler (FSU) und Michael Löffelsender in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung

Donnerstag, 20. April ab 16 Uhr: 35. Buchenwaldgedenklauf
Der 35. Buchenwaldgedenklauf führt vom Friedhof Bad-Köstritz (16:00) über den Langenberger Steg (16:15) zum Küchengarten Gera (16:30) bis nach Weida (18:00).

Freitag, 28. April 2023 um 19 Uhr im Stadtmuseum Weimar
„Und eisig weht der kalte Wind. Das Schicksal einer deutschen Sinti-Familie“
Buchlesung und anschließendes Gespräch mit Ricardo-Lenzi Laubinger, Vorsitzender der Sinti-Union Hessen e.V.

Gedenktag für die Opfer des Holocaust

26. Januar 2023

We remember! Wir erinnern!

Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht. Seid solidarisch! Helft einander! Achtet auf die Schwächsten! Bleibt mutig! Ich vertraue auf die Jugend, ich vertraue auf euch! Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!

Esther Bejarano, Überlebende des KZ Auschwitz

Diesen Freitag, am 27. Januar 2023 ist der 78. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Wir gedenken der unzähligen Opfer der faschistischen Vernichtungsmaschinerie und ihrem unermesslichen Leid.
Kein Vergeben. Kein Vergessen.

Bildungsfahrt nach Theresienstadt und Lidice

23. Januar 2023

Vom 18. bis 21. Mai 2023 findet die 30. Antifa-Fahrt statt

Jetzt anmelden unter: engel.tvvdn.bda@gmail.com

Es ist beim TVVdN/BdA zur guten Tradition geworden alljährlich im Sommer eine Antifa-Fahrt zu unternehmen. Seit nunmehr 30 Jahren veranstaltet unser Verband diese Bildungsreise zu Orten des Widerstandes oder des Gedenkens an antifaschistische Widerstandskämpfer:innen und Opfer des Naziregimes.

Vom 18. bis 21. Mai 2023 (über das Himmelfahrtswochenende) findet die 30. Antifa-Fahrt statt. Dieses Jahr sind Orte der Erinnerung in Tschechien das Reiseziel. Am 18. Mai wird ein Reisebus von Eisenach über Erfurt, Jena sowie Gera nach Litoměrice fahren, wo für die kommenden zwei Nächte ein Hostel bezogen wird. Kurz vor Litoměrice wird es einen Halt am ehemaligen Lagerkrematorium des Außenlagers Leitmeritz für ein gemeinsames Gedenken an die Opfer geben. Hier befand sich das größte Außenlager des KZ Flossenbürg. Etwa 18.000 Häftlinge durchliefen dieses Arbeitslager, circa 4.500 überlebten diese Tortur nicht.
Am Freitagmorgen geht es in das benachbarte Terezín, wo das so genannte „Ghetto Theresienstadt“ eingerichtet war. Es war als Sammel- und Durchgangslager Teil des nationalsozialistischen Zwangslagersystems. Bis Mai 1945 waren insgesamt 141.000 Menschen hier inhaftiert, darunter 15.000 Kinder. Heute ist die ehemalige Garnisonsstadt wieder bewohnt. In der „Kleinen Festung“ befindet sich eine Gedenkstätte, durch welche die Reisegruppe geführt wird.
Am Samstag führt der Weg nach Lidice, ein kleiner Ort 20 km westlich von Prag. Als Heydrich in Prag ermordet wurde, statuierten die Nazis am 10. Juni 1942 in Lidice ein Exempel und verübten ein Massaker an allen Männern des Ortes. Die Frauen wurden nach Ravensbrück deportiert. Die verbliebenen Kinder wurden im Vernichtungslager Chelmno vergast. Der Ort selbst wurde dem Erdboden gleichgemacht. An der Stelle des früheren Ortes befinden sich heute eine Gedenkstätte und ein Museum, durch welche die Gruppe geführt wird.
Für die letzte Nacht ist ein Botel (halb Boot, halb Hotel) in Prag auf der Moldau reserviert, um am Sonntag ausgeruht die Rückfahrt anzutreten.

Der Teilnehmenden-Beitrag beträgt 150,00 Euro. Darin enthalten ist die Busreise, die Übernachtungen, das Frühstück sowie Führungen und Eintrittsgebühren. Mittagessen und Abendbrot ist auf Selbstkostenbasis. Abends ist jeweils ein Restaurant reserviert. In Litoměrice und in Prag gibt es aber auch Kaufhallen und Imbisse in der Nähe.

Anmeldung: Wer Interesse oder Fragen zur 30. Antifa-Fahrt hat, kann sich bei Kati Engel unter: engel.tvvdn.bda@gmail.com melden.
Die Fahrt steht allen Interessierten offen, Vorkenntnisse sind nicht notwendig.

Teilnehmer:innen der Antifa-Fahrt 2022 in der Gedenkstätte Bergen Belsen

Und sonntags wird die Stadt geputzt

8. Januar 2023

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Leider ist es fast schon eine Alltäglichkeit, dass Nazis in Eisenach scheinbar ungestört ihre Botschaften an Wänden verteilen. Jüngst beschmierte die braune Brut die letzte Wohnstätte des Widerstandskämpfers Heinrich Zieger in der Frankfurter Straße. Kamerad:innen der Basisgruppe Eisenach machten sich am Vormittag des 8. Januar auf den Weg, diesen kleinen Ort des Gedenkens wieder seine Würde zurück zu geben.
Habt Dank für Euer Engagement ❤️

Wer war Heinrich Zieger?

Als Sohn eines Arbeiters wurde Heinrich Zieger am 24. Februar 1900 in Eisenach geboren. Er wuchs in Armut auf und besuchte die Volksschule nur bis zum 14. Lebensjahr. Trotz seiner sehr guten Zeugnisnoten, musste er früh damit beginnen zur Unterstützung der Familie einer Arbeit nachzugehen. Als ungelernter Arbeiter war er in den Hörselwerken angestellt, einem auf die Produktion von Zollstöcken spezialisierten Unternehmen. Dort war er bis zu seinem Tode beschäftigt.
Als er in das Berufsleben trat, begann der 1. Weltkrieg. Heinrich Zieger erfuhr in dieser Zeit, was kapitalistische Produktionsverhältnisse in Form von Lohndruck und Arbeitshetze bedeuten. Die Kriegsjahre wurden für Ziegler damit harte, aber auch prägende Jahre. Er begann, sich nach der Arbeit den Schriften der großen Theoretiker wie Marx, Engels und Lenin zu widmen. Er wurde Mitglied in der Gewerkschaft und trat schließlich 1920 auch der KPD bei.
In den Hörselwerken wählte man ihn 1925 zum Betriebsratsvorsitzenden. 1928 wurde er Organisationsleiter im Unterbezirk der KPD in Eisenach. Außerdem gehörte Heinrich Zieger zu den Gründern des Rot-Front-Kämpferbundes in Eisenach. Es gelang ihm und seinen Mitstreitern, diesen auch während der Verbotszeit einsatzfähig zu halten.
Ende 1932 wurde Heinrich Zieger Stadtverordneter. Die Partei berief ihn zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden. In dieser Funktion erwarb er sich hohes Ansehen. Es heißt, dass seine Argumente überzeugend waren und er stets sachlich blieb, selbst wenn seine Gegner unsachlich wurden.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gehörte er der Führung der illegalen KPD-Ortsgruppe Eisenach an. Doch das entging leider den Faschisten nicht. Nach einer kurzzeitigen Festnahme im März 1933 wurde Heinrich Zieger am 26. Oktober 1933 erneut verhaftet. Diesmal musste er wochenlange Verhöre und Folterungen im Eisenacher Bezirksgefängnis über sich ergehen lassen. Irgendwann waren seine Kräfte und sein Wille aufgebraucht. Noch hatte er keinen Namen verraten, keine Struktur preisgegeben. Aber die Angst schwach zu werden, zum Verräter zu werden, wuchs. Er wählte in der Nacht vom 28. zum 29. Dezember 1933 die letzte verbliebene Möglichkeit sich den Schergen zu entziehen und setzte seinem Leben selbst ein Ende.

In Eisenach ist er unvergessen. Heute erinnert im Südviertel eine Straße an ihn
und seit 2014 befindet sich hier vor seinem letzten Wohnsitz in der Frankfurter
Straße 104 ein Stolperstein.

Gedenken an die Widerstandsgruppe Friedberg

5. Januar 2023

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Die Gaststätte „Zum Schuppen“ in der Suhler Arbeitersiedlung Friedberg war der gemeinsame Treffpunkt der hiesigen Widerstandsgruppe, welcher ihr später auch den Namen gab. Hier planten die Widerstandskämpfer gemeinsame Flugblattaktionen, organisierten Kleingruppen in den Betrieben der Waffenindustrie sowie Spendensammlungen für die Verfolgten und fanden Verstecke für Handfeuerwaffen und Maschinengewehre.

Mehrere Jahre lang überwachte die Gestapo die Friedberg-Gruppe durch einen Spitzel. Im September 1943 und Juni 1944 schlug sie zu. Etwa 200 Männer und Frauen fielen ihr in die Hände. Alle Verhafteten wurden schwer gefoltert, einige während der Folter totgeschlagen. Emil Eckstein n (* 23. September 1889, † 1. November 1944, Sozialdemokrat) und Alfred Gerngroß (* 4. Februar 1896, † 6. Oktober 1944, Gewerkschafter) verstarben bereits Ende 1944 an den Folgen grausamer Misshandlungen in Gestapohaft.

In den sogenannten „Suhler Hochverratsprozessen“ fällte der Volksgerichtshof Ende 1944 acht Todesurteile wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung“ zum Tode und lebenslangen Ehrverlust. Das Urteil wurde am 5. Januar 1945 vollstreckt. Im Innenhof des Landgerichts werden acht Männer und eine Frau enthauptet. Jede Hinrichtung dauerte 20 Sekunden.

Unter den Hingerichteten war Adolf Wicklein (*26. Januar 1886, Kommunist und Widerstandskämpfer) der einzige, der nicht zur Friedberg-Gruppe gehörte. In Sonneberg wohnhaft, unterstützte er sowjetische Zwangsarbeiter und verhalf Kriegsgefangenen zur Flucht.

Das Ehepaar Minna und Emil Recknagel (*9. Februar 1882 und *18. Januar 1880, Widerstandskämpfer, seit 1901 verheiratet, zwei Kinder), Carl Stade (*2. Mai 1900, Schlossermeister und Widerstandskämpfer), Adolf Anschütz (*20. September 1889, Kommunist, ehemaliger regionale Geschäftsführer des Deutschen Metallarbeiterverbandes), Ernst König (*3. März 1898, KPD-Mitglied, kannte Ewald Stübler aus der gemeinsamen Haft im KZ Buchenwald), Rudolf Gerngroß (*15. Februar 1898, ehemaliger Polizeileutnant, 1934 wegen seiner SPD-Mitgliedschaft entlassen), Friedrich Heinze (*4. April 1889, Kaufmann und früheres Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei), Adolf Wicklein und Ewald Stübler wurden am 5. Januar 1945 im Landgericht Weimar enthauptet.

„Wir sterben unschuldig. […] Ihr braucht euch nicht zu schämen“

(letzter Brief der Recknagels an ihre Angehörigen)
Unsere Kamerad:innen der Basisgruppe Suhl/Südthüringen gedachten heute an die Ermordung der Suhler Antifaschist:innen der Widerstandsgruppe „Friedberg“ vor 78 Jahren.


Gedenkveranstaltung in Bechstedt

15. Dezember 2022

Am Montag, den 19. Dezember jährt sich die Ermordung von 12 jungen, polnischen Männern in Bechstedt. Aus diesem Anlass lädt unsere Basisgruppe Saalfeld/Rudolstadt um 14 Uhr zu einer Gedenkfeier an der Gedenkstätte ein. Im Anschluss besteht die Möglichkeit einer kleinen Rundführung über das Areal.

Hintergrund:
Am 19. Dezember 1941 wurden in Bechstedt, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, elf junge polnische Männer durch den Strang hingerichtet. Sie waren alle im KZ Buchenwald inhaftiert. Es sollten zwölf sein. Der Zwölfte, der Jüngste von ihnen, ein 17-jähriger Junge, starb auf dem Transport von Buchenwald nach Bechstedt.
Sie wurden als „Sühnemaßnahme“ hingerichtet, nachdem ein polnischer Zwangsarbeiter einen Bauern aus Bechstedt so schwer verletzt hatte, dass dieser an den Verletzungen verstarb. Auch der Zwangsarbeiter starb wenige Wochen später.

Pflanzung der Gedenkbäume für Ewald Stübler und Otto Speßhardt

7. Dezember 2022

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Standort „Marienhöhe“ bei Weimar


In diesen Sommer wurden mehrere Gedenkbäume des Projektes „1.000 Buchen“ des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda beschädigt und zerstört. Wir haben in den vergangenen Monaten Geld für neue Bäume gesammelt. Dank Eurer Hilfe ist es uns gelungen, gleich zwei neue Gedenkbäume stiften zu können. Diese wurden am 7. Dezember 2022 mit vielen weiteren Gedenkbäumen unter Beisein des Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und Oberbürgermeister Peter Kleine gepflanzt.

Wir haben uns dafür entschieden, unsere Bäume zwei fast vergessenen Widerstandskämpfern, die das Naziregime nicht überlebten, zu widmen und möchten sie Euch im Folgenden vorstellen:

Otto Speßhardt (4.11.1911 – 20.3.1945) aus Eisenach, Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes (KJVD)
Ewald Stübler (13.08.1881 – 05.01.1945) aus Suhl/Goldlauter, Mitglied der Widerstandsgruppe Friedberg

Ewald Stübler

rechts: Ewald Stübler

Ewald Stübler wurde am 13. August 1881 in Gera als ältestes von acht Kindern des Harmonika-Machers und Musikers Otto Stübler geboren. Da die Not der kinderreichen Familie groß war, wurde er im Alter von 12 Jahren zu seinem Onkel nach Hirschberg in Schlesien geschickt. Nach der Schule erlernte er hier den Kaufmannsberuf in einer Eisen- und Waffenhandlung. Mit 16 Jahren kam er wieder nach Gera zurück und besuchte die Fachschule. Durch seine Begabung und seinen Fleiß erhielt er ein Stipendium. Sein gutes Sprachtalent – er sprach fließend Italienisch und hatte gute Kenntnisse in Französischen, Spanischen und Latein – brachte ihn in Kontakt mit Menschen in Italien und Argentinien, mit denen ihn eine jahrelange Brieffreundschaft verband. Die misslichen häuslichen Verhältnisse
gestatteten ihm nicht, die Berufslaufbahn, die er auf Grund seiner Kenntnisse hätte beginnen können, einzuschlagen. Er wurde Weber, um sich dann mit den Jahren im kaufmännischen Bereich – als Expedient beginnend – weiter emporzuarbeiten. Nach Beendigung der Lehrzeit war er an verschiedenen Orten tätig. Von 1923 bis 1928 betrieb er in Suhl eine eigene Waffenhandlung, danach arbeitete er wieder als kaufmännischer Angestellter in der Waffenfabrik Albert Sühn.
In Suhl wohnte er mit seiner Frau, die er 1903 heiratete, in der Wertherstraße 1. Seine Frau verstarb bereits 1941. Über das Schicksal ihres gemeinsamen Sohnes, späterer Apotheker in Ebeleben, sowie seiner Schwiegertochter, Thea Stübler, ist uns leider nichts bekannt.
Schon früh begann Ewald Stübler sich politisch zu interessieren und besuchte sozialistische Versammlungen. Zuerst sympathisierte er mit der SPD, später mit der KPD. Ab 1934 gehörte er der DAF (Deutsche Arbeitsfront) an. In all den Jahren hatte sich seine politische Einstellung nicht gewandelt und er machte auch daraus keinen Hehl. „Gute Freunde“ denunzierten ihn. Er wurde im November 1937 in Schutzhaft genommen und war für 1,5 Jahre Häftling im KZ Buchenwald. 1939 wurde er dort wieder entlassen.
Zurück in Suhl schloss er sich dem engeren Widerstandskreis um den Sozialdemokraten und früheren Reichstagsabgeordneten Guido Heym an. Mit seinem Rundfunkempfänger hörte Ewald Stübler Nachrichtensendungen aus London, Beromünster und Moskau ab. Mit gleichgesinnten Mitstreitern wie Walter Köhler, Emil Eckstein, Reinhold Amthor und Franz Albrecht beriet er die notwendigen Schritte ihrer illegalen Tätigkeit in der Gasstätte „Fuchsbau“. Der damalige Wirt des „Fuchsbau“, Ewald Otto, hatte für einen Hinterausgang gesorgt, durch den die Antifaschisten ungesehen das Lokal verlassen konnten, falls Polizei oder Gestapo kämen.
Die Gaststätte „Zum Schuppen“ in der Suhler Arbeitersiedlung Friedberg war der gemeinsame Treffpunkt der Friedberg-Gruppe, zu welcher Ewald Stübler ebenfalls Kontakt pflegte. Diese verteilten Flugblätter, bildete Kleingruppen in den Betrieben der Waffenindustrie und sammelte Spenden für die Verfolgten. Sie versteckte Handfeuerwaffen und drei Maschinengewehre. Es bestand durch Ewald Stübler eine enge Verbindung zum Widerstandskreis um Guido Heym.
Mehrere Jahre lang überwachte die Gestapo die Friedberg-Gruppe durch einen Spitzel. Im September 1943 und Juni 1944 schlug sie zu. Etwa 200 Männer und Frauen fielen ihr in die Hände. Alle Verhafteten wurden schwer gefoltert, einige während der Folter totgeschlagen. In den sogenannten „Suhler Hochverratsprozessen“ fällte der Volksgerichtshof Ende 1944 acht Todesurteile wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung“ zum Tode und lebenslangen Ehrverlust. Im Urteil des Volksgerichtshofes heißt es: „Stübler ist der verbissene Kommunist, der seine kommunistischen Ideen bei jeder Gelegenheit verbreitet.“
Das Urteil wurde am 5. Januar 1945 vollstreckt. Im Innenhof des Landgerichts werden acht Männer und eine Frau enthauptet. Jede Hinrichtung dauerte 20 Sekunden.
Unter den Hingerichteten war Adolf Wicklein (26. Januar 1886, Kommunist und Widerstandskämpfer) der einzige, der nicht zur Friedberg-Gruppe gehörte. In Sonneberg wohnhaft, unterstützte er sowjetische Zwangsarbeiter und verhalf Kriegsgefangenen zur Flucht. Das Ehepaar Minna und Emil Recknagel (9. Februar 1882 und 18. Januar 1880, Widerstandskämpfer, seit 1901 verheiratet, zwei Kinder), Carl Stade (2. Mai 1900, Schlossermeister und Widerstandskämpfer), Adolf Anschütz (20. September 1889, Kommunist, ehemaliger regionale Geschäftsführer des Deutschen Metallarbeiterverbandes), Ernst König (3. März 1898, KPD-Mitglied, kannte Ewald Stübler aus der gemeinsamen Haft im KZ Buchenwald), Rudolf Gerngroß (15. Februar 1898, ehemaliger Polizeileutnant, 1934 wegen seiner SPD-Mitgliedschaft entlassen), Friedrich Heinze (4. April 1889, Kaufmann und früheres Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei), Adolf Wicklein und Ewald Stübler wurden am 5. Januar 1945 im Landgericht Weimar enthauptet.


„Wir sterben unschuldig. […] Ihr braucht euch nicht zu schämen“

(letzter Brief der Recknagels an ihre Angehörigen)

Otto Speßhardt

Foto: Stadtarchiv Eisenach – 40.5.03.01-032_001

Der Eisenacher Tischler Otto Speßhardt, geboren am 04. November 1911, war Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes (KJVD) und Teil der Eisenacher Widerstandsgruppe um Fritz Koch, Ernst Böckel, Willy Enders, Paul Göpel, Erich Honstein und Heinrich Zieger.
Als am 30. Januar 1933 die NSDAP die Macht in Deutschland an sich reisst und auch in Eisenach wenige Tage später die Hakenkreuzflaggen überall wehen, möchte die Eisenacher Widerstandsgruppe ein Zeichen setzen, indem sie die Rote Fahne an prägnanten Orten der Stadt hisst. Otto Speßhardt war es, der in der Nacht zum 12. März 1933 auf dem Metilstein gut sichtbar gegenüber der Wartburg eine rote Fahne anbrachte, um deutlich zu machen, dass es noch Widerstand gegen das Naziregime in Deutschland gibt.
Kurz darauf wird er deshalb verhaftet und
wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Nach der Verbüßung seiner Gefängnisstrafe wird Speßhardt jedoch nicht entlassen, sondern in Schutzhaft genommen. Anfang des Jahres 1937 wird Otto Speßhardt in das KZ Bad Sulza verschleppt, von wo aus er im Juli über das KZ Lichtenburg am 31. Juli 1937 in das KZ Buchenwald überstellt wird. Drei Jahre ist er als Häftling Nummer 856 im KZ Buchenwald bis er am 31. August 1940 entlassen wird. Doch die Folgen seiner Haft überwindet er nie. Am 20. März 1945 verstirbt er an den Auswirkungen einer Lungentuberkulose, welche er sich durch die Haftbedingungen
zuzog.
Sein Grab befindet sich in Eisenach auf dem Städtischen Hauptfriedhof in einem Ehrenhain zum Gedenken an die Opfer der revolutionären Arbeiterbewegung, welcher dort 1946 angelegt wurde. Neben den Gräbern der Eisenacher Opfer des Kapp-Putsches und den Gräbern der Widerstandskämpfer, die die Zeit des Nationalsozialismus überlebten, befinden sich hier die Grabstätten von fünf weiteren Opfern des Naziregimes: Ernst Böckel (14. Januar 1909 – 07. Dezember 1940) wurde als Mitglied der KPD und des RFB (»Rotfrontkämpferbund«) wegen seiner aktiven Widerstandsarbeit verhaftet und zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Er wurde am 07. Dezember 1940 in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein umgebracht.
Willi Enders (11. April 1886 – 7. Januar 1938) war seit 1905 Mitglied der SPD, einige Jahre Bibliothekar in der Gewerkschaftsbibliothek Eisenach und aktiv in der Widerstandsbewegung. Nach seiner Verhaftung wurde er bei Verhören im Gerichtsgefängnis Eisenach so schwer misshandelt, dass er am 7. Januar 1938 seinem Leben ein Ende setzte.
Erich Honstein (23. Februar 1904 – 1. Juli 1934), ebenfalls Mitglied der KPD, setzte nach Beginn der NS-Diktatur seine politische Tätigkeit illegal fort, wurde 1934 verhaftet und am 1. Juli 1934 in einem Gefängnis in Halle erschlagen.
Fritz Koch (21. Oktober 1901– 17. März 1933), ebenfalls Mitglied der KPD und des »Rotfrontkämpferbundes« (RFB), wurde im Frühjahr 1933 wegen seiner politischen Aktivitäten in das SA-Lager Nohra eingewiesen. Dort verstarb er am 17. März 1933 an den Folgen von Misshandlungen.
Heinrich Zieger (24. Februar 1900– 28. Dezember 1933) war seit Anfang der 20er Jahre Mitglied der KPD, zeitweilig Betriebsratsvorsitzender der Hörsel-Werke in Eisenach und in verschiedenen anderen kommunistischen Organisationen aktiv. 1932 wurde er Stadtverordneter der KPD in Eisenach und war stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er verhaftet und setzte nach wochenlangen Verhören und Folterungen seinem Leben ein Ende.


„Ihr seid nicht tot – tot sind nur die, die man vergißt“

(Inschrift des Denkmals im Ehrenhain)
Ehrenhain in Eisenach

ACHTUNG: Änderung des Ortes der Baumpflanzung

6. Dezember 2022

Aufgrund der vorhergesagten Wetterlage für Weimar wurden Ort und Ablauf für die morgige Pflanzaktion kurzfristig geändert:

Die Pflanzaktion findet nun als feierlicher Akt im Kinosaal der Gedenkstätte Buchenwald von 11.30 Uhr bis 13 Uhr statt. 

Wenn es die Verkehrslage auf der Marienhöhe und Herders Ruh an dem Tag zulässt, wird es im Anschluss die Möglichkeit geben, gemeinsam zu den gepflanzten Bäumen zu fahren. 

Bitte sagt dies unbedingt weiter!

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