Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der Antifaschisten wählt neuen Vorstand und Ehrenvorsitzende

31. Oktober 2020

Auf seiner 16. Landesdelegiertenkonferenz am 17. Oktober in Erfurt wählte der TVVdN/BdA seine langjährige Landesvorsitzende, Elke Pudszuhn, zur Ehrenvorsitzenden. Als neue Landesvorsitzende wurde die Landtagsabgeordnete Kati Engel gewählt. Karin Schrappe wurde von den Delegierten in ihrem Amt als stellvertretende Landesvorsitzende bestätigt.

Seit 1946 gibt es in Thüringen eine “Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes”. Überlebende der faschistischen Haftstätten und Konzentrationslager sowie Frauen und Männer des antifaschistischen Widerstandes gründeten damals diese Organisation, welche allerdings in der DDR 1953 wieder aufgelöst wurde. Nach der politischen Wende bildeten sich 1990 auf Initiative von Verfolgten und von Antifaschist:innen vielerorts neue „Vereinigungen der Verfolgten des Naziregimes“ und des „Bundes der Antifaschisten“. In Thüringen gründeten Delegierte der Basisgruppen auf ihrer ersten Landeskonferenz am 4. Oktober 1990 den Verband der Verfolgten des Naziregimes und ihrer Angehörigen. Dieser wurde damit Rechtsnachfolger der 1953 aufgelösten VVN. Acht Jahre später wurde auf der Landesdelegiertenkonferenz am 17. Oktober 1998 die Vereinigung mit dem Bund der Antifaschisten beschlossen und damit der „Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten – TVVdN/BdA – e.V.“ in seiner heutigen Form begründet.

Elke Pudszuhn gehörte 1990 zu den Gründungsmitgliedern. Seitdem war sie in leitenden Funktionen und seit 2010 sogar als Landesvorsitzende tätig. Als Tochter der von den Nationalsozialisten verfolgten Widerstandskämpfer, Hans und Else Raßmann, hat Pudszuhn ihr Leben dem Kampf gegen Faschismus und Willkür gewidmet. Bis heute ist die Kameradin überall dort zur Stelle, wo Menschen sich dem Rechtsruck entgegenstellen. Aufgrund ihres sozialen Engagements, ihres Einsatzes für den Antifaschismus sowie ihrer Verdienste um den Verband, wurde Elke Pudszuhn nun einstimmig zur Ehrenvorsitzenden des TVVdN/BdA ernannt. 

„Ich bin 30 Jahre im Landesvorstand des Verbandes der Verfolgten des Naziregimes gewesen, von Anfang an, bin mit dem Verband durch gute und schlechte Zeiten gegangen, habe immer den Schwur von Buchenwald vor meinen Augen gehabt und danach mein Handeln ausgerichtet. In Erinnerung bleiben mir viele Begegnungen mit antifaschistischen Weggefährten und die Begegnungen mit jungen Antifas, die an unserer Seite stehen, wo wir Alten nicht mehr stehen können. In deren Hände übergebe ich nun die Arbeit.“ resümiert die scheidende Vorsitzende.

Als neue Landesvorsitzende des TVVdN/BdA wurde Kati Engel gewählt. Engel ist seit 2014 Mitglied des Thüringer Landtages und dort die Sprecherin für Kinder- und Jugendpolitik der LINKEN. „Ich habe hohen Respekt vor den mir übertragenen Aufgaben. Schließlich sind wir die Interessenvertretung der antifaschistischen Widerstandskämpferinnen und -kämpfer, der Verfolgten des Naziregimes, deren Hinterbliebenen sowie aller Antifaschistinnen und Antifaschisten im Land Thüringen. Wir bewahren ihr Andenken und halten die Erinnerung wach, was angesichts der europaweit erstarkenden Rechten wichtiger ist denn je“, beschreibt Engel ihr neues Amt.

Als stellvertretende Landesvorsitzende wurde Karin Schrappe einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Neu im geschäftsführenden Vorstand sind Christiane Schütze als Schatzmeisterin und die beiden Beisitzer, Matthias Adorf und Joachim Richar. Als weitere Mitglieder des Landesvorstandes wurden gewählt: Bernd Ahnicke, Karl Enders, Christa Geisler, Felix Ihle, Ingrid Krauss, Carolin Pfeifer, Elke Pudszuhn, Jürgen Powollik, Hans-Ulrich Schmoll und Karl-Heinz Voigt.

„Wir bedanken uns bei allen Kameradinnen und Kameraden, die aus dem Landesvorstand ausscheiden, für ihre geleistete Arbeit und ihr Engagement. Ganz besonders möchten wir uns bei unserem alten Schatzmeister, Josef Metze, bedanken, der in den vergangen Jahren eine wichtige Stütze des geschäftsführenden Vorstandes war. Allen neugewählten Landesvorstandsmitgliedern wünschen wir viel Freude und stets gutes Gelingen bei ihren bevorstehenden Aufgaben“, äußert sich Karin Schrappe nach der Wahl.

Und Aufgaben gibt es mehr als genug. So gibt es nicht nur die regelmäßigen Mahn- und Gedenktage, die vorbereitet werden wollen, auch den Erhalt und die Pflege von Gedenkstätten in ganz Thüringen hat sich der Verband auf die Fahnen geschrieben. Außerdem kämpft die Bundesvereinigung des VVN/BdA derzeit immer noch um den Wiedererhalt ihrer Gemeinnützigkeit, welche der Vereinigung im November letzten Jahres durch das Berliner Finanzamt entzogen wurde. Hierzu gibt es auch eine Online-Petition, welche gern unterzeichnet und weiterverbreitet werden kann: https://www.openpetition.de/petition/online/die-vvn-bda-muss-gemeinnuetzig-bleiben

„Ich will es noch mal deutlich machen: Wir fordern, die Anerkennung der Gemeinnützigkeit für die VVN/BdA, das Ende der geheimdienstlichen Arbeit gegen die VVN/BdA in Bayern und anderswo, die Abschaffung des Artikels 51, Absatz 3 der Abgabenordnung und ein modernes Gemeinnützigkeitsrecht, das die tatsächlichen großen gesellschaftlichen Strömungen für Demokratie und Klimaschutz anerkennt und fördert! Denn Antifaschismus ist und bleibt das Gebot der Stunde“, appelliert Elke Pudszuhn abschließend.

Hände weg vom VVN/BdA!

31. Oktober 2020

Die Berliner Finanzbehörden haben noch immer der Vereinigung der Nazi-Verfolgten den Status der Gemeinnützigkeit aberkannt. Wir kämpfen dafür, der VVN-BdA diesen Status wieder anzuerkennen und das mit breiter Unterstützung – zum Beispiel durch Kersten Steinke, MdB:

„In Zeiten des erstarkenden Rechtsextremismus kann die Antwort nur eine Stärkung des Antifaschismus sein. Wer das nicht erkennt, ist auf dem rechten Auge blind. Einäugigkeit in der Politik, besonders wenn sie das rechte Auge betrifft, führt aber zu unverantwortlichen politischen Entscheidungen, die die rechtsextremen Kräfte in ihrem Tun ermutigen. Deshalb kann die Forderung nur heißen: Hände weg vom VVN/BdA, der in der Landschaft der gemeinnützigen Vereine einen wichtigen Auftrag erfüllt! Die Politik muss endlich aufwachen und erkennen, dass rechtsextremistische Entwicklungen immer gefährlicher werden und die Demokratie zunehmend gefährden!“

Bitte unterstützt unsere Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/die-vvn-bda-muss-gemeinnuetzig-bleiben

Antifaschismus ist und bleibt gemeinnützig!

18. Oktober 2020

Die Berliner Finanzbehörden haben noch immer der Vereinigung der Nazi-Verfolgten den Status der Gemeinnützigkeit aberkannt. Wir kämpfen dafür, der VVN-BdA diesen Status wieder anzuerkennen und das mit breiter Unterstützung – zum Beispiel durch Martina Renner, MdB und stellvertretende Parteivorsitzende DIE LINKE:

„Ich stehe an der Seite der VVN, ihre aktuelle Bedrohung ist eine Schande für unsere Demokratie.“

Bitte unterstützt unsere Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/die-vvn-bda-muss-gemeinnuetzig-bleiben

Und kommt am 21.10. um 18 Uhr mit uns vor das Berliner Abgeordnetenhaus, um klarzustellen:

Antifaschismus ist und bleibt gemeinnützig!

#AntifaschismusIstGemeinnützig

#AntifaschismusIstGemeinnützig

16. Oktober 2020

Die Berliner Finanzbehörden haben noch immer der Vereinigung der Nazi-Verfolgten den Status der Gemeinnützigkeit aberkannt. Wir kämpfen dafür, der VVN-BdA diesen Status wieder anzuerkennen und das mit breiter Unterstützung – zum Beispiel durch Jan van Aken, Mitglied im Parteivorstand DIE LINKE:

„Kann es eine gemeinnützigere Aufgabe geben, als sich gegen den Faschismus zu stellen? Wenn heute Jüdinnen überfallen und Asylunterkünfte brennen, dann braucht es mehr denn je eine Erinnerungskultur an die Verbrechen des Nationalsozialismus. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Dafür steht die VVN, und dafür brauchen wir sie!“

Bitte unterstützt unsere Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/die-vvn-bda-muss-gemeinnuetzig-bleiben

Und kommt am 21.10. um 18 Uhr mit uns vor das Berliner Abgeordnetenhaus, um klarzustellen: 
Antifaschismus ist und bleibt gemeinnützig!


Antifaschismus ist gemeinnützig!

11. Oktober 2020

Die Berliner Finanzbehörden haben noch immer der Vereinigung der Nazi-Verfolgten den Status der Gemeinnützigkeit aberkannt. Wir kämpfen dafür, der VVN-BdA diesen Status wieder anzuerkennen und das mit breiter Unterstützung – zum Beispiel durch die Landesvorsitzende der LINKEN. Thüringen, Susanne Hennig-Wellsow:

„In Zeiten, in denen rechter Terror und rassistische Hetze das Leben von Menschen bedrohen, ist Erinnerung an die NS-Verbrechen und Gedenken an die Opfer wichtiger denn je. Nie wieder! Der VNN/BdA leistet in diesem Sinne unverzichtbare Aufklärungs- und Bildungsarbeit. Dieses Engagement als extremistisch zu diffamieren, wie es der bayrische Verfassungsschutz tut, läuft auf eine infame und inakzeptable Gleichsetzung von Antifaschist*innen mit Rechtsradikalen hinaus. Darauf auch noch den Entzug der Gemeinnützigkeit des VNN/BdA zu gründen, ist politisch gefährlich und darf nicht hingenommen werden. Wer sich für eine demokratische und offene Gesellschaft einsetzt, hat meine volle Unterstützung. Antifaschismus ist gemeinnützig – was denn sonst.“

Bitte unterstützt unsere Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/die-vvn-bda-muss-gemeinnuetzig-bleiben

Gegen die Kriminalisierung antifaschistischer Politik!

6. Oktober 2020

„Die Einstufung der VVN/BdA durch den bayrischen Verfassungsschutz als „extremistische Organisation“ und die damit verbundene Behinderung ihrer Arbeit muss als poitisch motiviert angesehen werden. Seit Jahren wird versucht, den 1947 von Widerstandskämpfern und Verfolgten des NS Regimes gegründeten Verband, systematisch zu stigmatisieren. Dabei schreckt diese letzte Landesbehörde nicht davor zurück eine verfassungsfeindliche Gesinnung zu konstruieren, um den Status der Überwachung aufrecht zu erhalten. Einen Beweis für derartige Anschuldigungen bleibt die Behörde bis heute schuldig. Dabei ist die antifaschistische Arbeit, sowie die Mahn- und Erinnerungskultur an die NS-Zeit heute wichtiger denn je. Lasst uns alle zusammen solidarisch mit den Antifaschist*innen des VVN/BdA sein und so viel Druck wie möglich auf die reaktionären Kräfte im bayrischen Verfassungsschutz ausüben, damit diese wichtige Institution ihre Gemeinnützigkeit wiedererlangen kann.“

Björn Harras, Schauspieler

Eindrücke vom Tag der Opfer des Faschismus 2020

20. September 2020

Bereits im September 1945 begründeten die Überlebenden der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager die Tradition am zweiten Sonntag im September der Opfer des Faschismus zu gedenken. Als Tag der Erinnerung und Mahnung – Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg – verbindet er heute das Gedenken an die Opfer des Naziregimes mit den wichtigen Debatten der Gegenwart. Auch 2020, zum 75. Jahrestag dieses Gedenkens, fanden dezentral in ganz Thüringen Gedenkveranstaltungen statt. Nachfolgend einige Bilder aus verschiedenen Städten.

Bad Salzungen
Eisenach
Erfurt
Jena
Mühlhausen
Suhl
Volkstedt
Weimar: Projektion des KZ-Tors am Tag der Befreiung
200 Teilnehmer beim Gang nach Buchenwald

Gedenkworte zum 76. Todestag von Rudolf Breitscheid am 24. August 2020

7. September 2020

Im Namen des Landesvorstandes des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten und der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora möchte ich heute: erinnern, gedenken und mahnen.

Erinnern

Rudolf Breitscheid wurde im Herbst 1943 zusammen mit seiner Frau Tony aus dem KZ Sachsenhausen nach Buchenwald überstellt und kam hier in das Sonderlager “Fichtenhain“, welches für prominente Häftlinge vorgesehen war.
Im Sommer des gleichen Jahres bildete sich das Internationale Lagerkomitee, ein konspiratives Organ von Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald, welches unter Leitung des deutschen Kommunisten Walter Bartel als illegales Zentrum der politischen Nazigegner den Widerstand im Lager organisierte.

Dieses Lagerkomitee versuchte natürlich umgehend mit Breitscheid im Sonderlager in Verbindung zu treten, sobald sie von dessen Anwesenheit erfahren haben. Nach einigen Bemühungen ist das auch gelungen. Es war der heutige Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos sowie Vorsitzendender der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora, Günter Pappenheim, der Breitscheid traf.

– Der Vater von Günter Pappenheim war übrigens Ludwig Pappenheim, damals bekannter Sozialdemokrat, welcher im KZ Börgermoor ermordet wurde –

Günter Pappenheim schildert den Kontakt zu Rudolf Breitscheid folgendermaßen:
„Im August 1944, als Ernst Thälmann hier ermordet wurde, war ich der neunzehnjährige politische Häftling Nr. 22.514 und gehörte dem Kommando Gerätekammer an. Zu meiner Aufgabenerfüllung war von der SS die Berechtigung erteilt worden, dass ich zur Arbeit das Häftlingslager verlassen durfte. Eines Tages wurde ich in die Baracke 15 befohlen, eine frühere Wohnbaracke der SS außerhalb des Häftlingslagers, von einer Mauer umgeben. Prominente Gefangene waren dort untergebracht, unter ihnen der Reichstagsabgeordnete Rudolf Breitscheid. Bei ihm sollte ich das Schloss einer Schranktür reparieren. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nichts über Breitscheid. Nachdem ich meinen Auftrag erfüllt hatte, sprach ich mit meinem Kapo, dem Kommunisten Walter Wolf, darüber und er klärte mich über die Rolle Breitscheids in der deutschen revolutionären Arbeiterbewegung auf. Es gelang nicht, dass ich erneut zu ihm in Kontakt treten und wie geplant eine Verbindung für den illegalen Lagerwiderstand herstellen konnte.“

Gedenken

Ein erneuter Kontakt war leider deshalb nicht möglich, da am 24. August 1944 um die Mittagszeit die alliierte Luftwaffe die Rüstungsanlagen des KZ Buchenwald, – also

die Deutschen Ausrüstungswerke und das Werk Gustloff II – sowie diverse SS-Einrichtungen auf dem Ettersberg angriff.
Es entstanden schwere Brände. Zerstört wurde neben den beidein Rüstungsindustrie-Anlagen auch der Bahnhof, Verwaltungsgebäude, SS-Einrichtungen, Wohnhäuser von SS-Angehörigen und nicht zuletzt das benachbarte Sonderlager „Fichtenhain“.

Der polnische Häftling Stanislaus Rosploch berichtet später:
“Am 24. August 1944, nach erfolgtem Bombardement, begab ich mich außerhalb des Lagers zu den Baracken, die ich mit Kohlen, Holz, Wäsche und dergleichen versorgen musste. Hierzu zählte auch die Baracke 15, die sogenannte Isolierbaracke, in der der ehemalige SPD-Politiker Rudolf Breitscheid, seine Frau Toni und die Prinzessin Mafalda, Tochter des ehemaligen Königs Emanuel von Italien, eingesperrt waren.
[…] schon von weitem sah ich, dass die Baracken nur noch ein schwelender Aschenhaufen waren […] Die Baracke war niedergebrannt, die schwelenden Planken seitwärts zerfallen. Ich begab mich zu dem in etwa vier bis fünf Meter von der Baracke entfernt liegenden Splitterschutzgraben und stellte fest, dass der Splitterschutzgraben von einer etwa sechs Meter davon entfernt eingeschlagenen Bombe zur Hälfte verschüttet und die Insassen zugedeckt waren. Nur der Kopf der Mafalda, von der Hilferufe kamen, war zum Teil frei.
[…] wir begannen mit der Bergung der Verschütteten. […] Frau Breitscheid war bewusstlos, aber sie lebte. Sie wurde freigelegt und zunächst an der Straße nieder gebettet. Nach ihr wurde nun auch die Mafalda dorthin gebracht. Nun ging es an die Bergung Breitscheids, der als letzter im Graben, auf einer Fußbank hockend, völlig verschüttet war. Nur eine Hand ragte aus der Erde hervor. Über ihm lag die Erde am höchsten. Als ich ihn von der Erde befreite hatte, stellte ich fest, dass er bereits tot war. Auch ihn schafften wir zur Straße und legten ihn dort nieder.“

Niemand kann sagen, ob die Nazis Rudolf Breitscheid nicht auch umgebracht hätten, wenn er nicht an diesem Tag als Opfer des Bombenangriffs gestorben wäre. Schließlich war hier das Sterben eine traurige Alltäglichkeit. 56.000 Häftlinge wurden in den Jahren des Bestehens des Konzentrationslagers Buchenwald erschossen, gehenkt, zertrampelt, erschlagen, erstickt, ersäuft, verhungert, vergiftet, abgespritzt.

Mahnen

Carl von Ossietzky, KZ-Häftling in Esterwegen, schrieb vor seinem Tode: „Ob wir überleben,
ist weder sicher noch die Hauptsache.
Wie man später von uns denken wird, ist so wichtig wie,

dass man an uns denken wird.
Darin liegt auch unsere Zukunft.
Danach müssen wir hier leben, solange wir atmen. Ein Deutschland, das an uns denkt,
wird auch ein besseres Deutschland sein“

In diesem Sinnne sind wir verpflichtet aus der Vergangenheit zu lernen, in der Gegenwart zu wirken und die Zukunft zu gestalten.
Und ich bin mir sicher, dass Rudolf Breitscheid, hätte er überlebt, am 19. April 1945 den Schwur von Buchenwald zusammen mit den anderen 21.000 überlebenden Häftlinge auf dem Appellplatz ablegten hätte:

„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Welt steht!
Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.

Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.“

Dieser Schwur ist nicht nur unsere Verpflichtung, sondern auch eine Mahnung. Dies im Blick habend, schrieb der Buchenwaldüberlebende Günter Pappenheim an den Bundesfinanzminister und SPD Kanzlerkandidaten Olaf Scholz anlässlich des Entzuges der Gemeinnützigkeit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten:

“Es kann Ihnen, Herr Minister, nicht verborgen geblieben sein, wie immer dreister, frecher, anmaßender, gewaltsamer und öffentlichkeitswirksamer rechtsextremistische Kräfte handeln! Unter diesen Bedingungen zielgerichtet Gegenbewegungen auszuschalten, ist nicht nur grob fahrlässig, sondern höchst gefährlich.“

(1. Brief, Dezember 2019)

„Ich als Überlebender des KZ Buchenwald empfinde das […] als erniedrigende Beleidigung und als durch nichts zu rechtfertigende Verhöhnung unserer toten Kameradinnen und Kameraden.
[…]

Antifaschismus ist in höchstem Grade gemeinnützig – das beweist die Vergangenheit eindeutig.“
(2. Brief, Juli 2020)

Lassen Sie mich Ihnen daher bitte abschließend folgende Worte von Günter Pappenheim mit auf den Weg geben:
„Es kommt nicht darauf an, Recht zu behalten, sondern nur darauf, dass das Richtige geschieht.“

Stilles Thälmann-Gedenken am 18. August 2020

12. August 2020

In diesem Jahr jährt sich die Ermordung Ernst Thälmanns durch die Nazis zum 76. Mal. Aufgrund der aktuellen Pandemie wird es kein offizielles, zentrales Gedenken, sondern ein stilles, individuelles Gedenken um 17.00 Uhr auf dem Krematoriumshof in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Buchenwald geben.

Eindrücke vom dezentralen Gedenken am 8. Mai

16. Mai 2020

Zella-Mehlis

 

Gotha

 

Saalfeld/Rudolstadt

 

Apolda

 

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