Gedenken an Opfer des Faschismus

16. September 2016

Der zweite Sonntag im September ist traditionell Anlass, die Opfer des Faschismus und die antifaschistischen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer zu ehren – eine gute Tradition des Erinnerns und des Ehrens, die auch in diesem Jahr am 11. September bundesweit an vielen Orten gepflegt wurde, in Thüringen unter anderem in Arnstadt, Bad Salzungen, Erfurt und Suhl. Eine notwendige Tradition ist es auch, dass die Ehrungen überparteilich angelegt sind. Denn eine Lehre aus dem deutschen Faschismus und dem Widerstand gegen den NS war, dass Antifaschisten zusammen stehen müssen – was auch immer sie in anderen politischen, kulturellen, religiösen oder lebensweltlichen Fragen trennt. Und so versammelten sich beispielsweise auf dem Erfurter Hauptfriedhof am Ehrenhain der Verfolgten des Naziregimes neben Angehörigen von Opfern des Faschismus auch Vertreter und Abgeordnete von CDU, DIE LINKE, DKP und SPD, Erfurts Bürgermeisterin, Gewerkschafter, junge Antifaschisten und eine Reihe von Mitgliedern der Thüringer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten (TVVdN/BdA). Die Fraktionen des Erfurter Stadtrates legten einen gemeinsamen Gedenkkranz am Ehrenhain nieder. „Ehrendes Gedenken dem Antifaschistischen Widerstand und den Opfern des Naziregimes“, heißt es in eisernen Buchstaben an der langen Wand aus Stein. Und: „Im ehrenden Gedenken an die durch den Faschismus in den Jahren 1933 – 1945 ermordeten jüdischen Bürger der Stadt Erfurt“.

Nachdem im vergangenen Jahr Steffen C. Lemme, Thüringer Bundestagsabgeordneter der SPD, die Gedenkworte hielt, sprach dieses Jahr Elke Pudszuhn, Landesvorsitzende des TVVdN/BdA und Tochter der Widerstandskämpfer Hans und Else Raßmann. In ihrer Rede warnte sie unter anderem vor den politischen Gefahren durch die neue Rechtspartei AfD und wies darauf hin, dass während des NS viele Menschen nur deshalb überlebt hätten, da sie als Flüchtlinge in anderen Ländern Asyl gefunden hätten. Gegen den aktuellen Rechtstrend und gegen rassistische Hetze müsse gelten: „Unsere Alternative heißt Solidarität!“ Bis heute gelte es, an den Schwur von Buchenwald zu erinnern: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“. Zum Abschluss sprach Karl-Heinz Voigt, Sohn des KPD-Landtagsabgeordneten, Widerstandskämpfers und späteren Buchenwaldhäftlings Arno Voigt, noch einige bewegende Worte zum Erinnern an die Opfer und den antifaschistischen Widerstand.

Seit 1947 liegt der Termin des Gedenkens an die Opfer des Faschismus auf dem zweiten Sonntag im September – im kommenden Jahr also zum 70. mal. Es ist zu hoffen, dass am 10. September 2017 noch mehr Menschen an noch mehr Orten als in diesem Jahr zum Gedenken zusammen kommen! (Paul Wellsow)

Suhl: Erinnern, Gedenken, Mahnen

8. September 2016

Seit 1945 ist der 2. Sonntag im September der Mahn- und Gedenktag für die Opfer des Faschismus. Seit 1990 wird der Tag als Tag der Erinnerung und Mahnung begangen.

In diesem Jahr wird am Sonntag, dem 11. September um 10.00 Uhr, am Denkmal der antifaschistischen Widerstandskämpfer im Suhler Stadtpark an die Opfer erinnert und aufgerufen, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Krieg, für ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander der Menschen einzutreten, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Alter, sozialem Status und Religionszugehörigkeit.

Die Gedenkworte spricht Herr Jochen Traut vom Sprecherrat der Basisgruppe Suhl/Südthüringen des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten.

Im Vorfeld des Gedenktages wird am Freitag um 18.00 Uhr im Klappstuhl-Kino in Suhl-Mäbendorf der nie aufgeführte Film „Laß mich doch eine Taube sein“ (DDR – Jugoslawien, 1989) gezeigt. Roman und Drehbuch von Wolfgang Held, Weimar. Mit u.a. den Schauspielern Manfred Möck, GjkoMitic, Vanja Drach, Marina Markovic, Hildegard Alex.

1943 wird in Slowenien die Partisaneneinheit „Ernst Thälmann“ gebildet, die sich aus Angehörigen der deutschen Minderheit und Überläufern der Wehrmacht zusammensetzt. Die junge Anna Sulka gehört dazu. Ihr Bruder Josef ist bei der Waffen-SS. Der Vater Hans möchte sich aus den Kämpfen heraushalten. Vergeblich erklärt er seinem Enkel Boris, dass er eine Taube, kein Habicht sein möchte, sich nicht gegen eines seiner Kinder entscheiden will. Er betreibt einen Handel und ist – wegen der Passierscheine – auf die Hilfe des SS–Kommandeurs Schnitzinger angewiesen. Der versucht über Sulka an die Partisanen heranzukommen. Nach der gewaltsamen Befreiung von Geiseln durch die Partisanen erpresst er den jungen Josef Sulka. Die Partisanen werden aufgerieben. Der den Betrug erkennende Vater erschießt seinen Sohn.

Erinnern – Gedenken – Mahnen

2. August 2016

Am Donnerstag, den 18. August 2016 um 17.00 Uhr findet im Hof des Krematoriums des ehemaligen KZ Buchenwald eine gemeinsame Gedenkveranstaltung des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten und der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora statt.

Die Gedenkworte spricht Prof. Dr. Ludwig Elm, TVVdN/BdA.

Elke Pudszuhn, Landesvorsitzende TVVdN/BdA
Günter Pappenheim, Vorsitzender der LAG Buchenwald-Dora

Die 24. Antifa-Bildungsreise vom 5. bis 8. Mai 2016 an den Bodensee

22. Mai 2016

36 Kameradinnen und Kameraden der Thüringer VdN-BdA fuhren in diesem Jahr an den Bodensee. Gemeinsam mit Vertretern der Gruppe der VVN-BdA Ravensburg/Oberschwaben, die wir im vergangenen Jahr in Turin bei den Partisanen kennenlernten, besuchten wir Erinnerungsstätten der Gräuel des Faschismus in der Umgebung von Friedrichshafen. Das Wetter und die Stimmung waren bestens. Es gab viel zu diskutieren, denn es gibt leider viele Parallelen im Heute zu den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Faschistische Ideologien durchdringen, leider von der Politik ignoriert, die Gesellschaften in Europa. Mit dem Motto „Erinnern, Gedenken, Mahnen“ begegnen wir diesem Trend bei vielen sich ergebenden Gelegenheiten.

Seit 24 Jahren organisieren Mitglieder der Thüringer VdN-BdA Besuche von Gedenkstätten des Terrors und des Widerstandes in vielen Ländern Europas. Das dabei Erfahrene und Erlebte bestätigt, dass ein Vergleich des faschistischen Deutschlands mit den Fehlern in der DDR-Geschichte unredlich ist und nur die Rechtsentwicklung in unserem Land weiter begünstigt.

In Überlingen wurde 1944, in Folge der massiven alliierten Bombardierungen der Rüstungsbetriebe in Friedrichshafen, unter der Leitung der Firma Siemens mit dem Bau einer Stollenanlage im Molessafelsen begonnen. Die Rüstungsfirmen Luftschiffbau Zeppelin (V2 – Raketen-Teile), Maybach (Motoren für Panzer u. a.), Dornier (Flugzeuge) und Zahnradfabrik Friedrichshafen (Getriebe für Panzer) sollten unterirdisch, vor Bombardierungen sicher, mit jeweiligem Straßen- und Bahnanschluss untergebracht werden.

Im Herbst 1944 wurde bei Aufkirch, nordwestlich von Überlingen, ein KZ-Außenkommando für 800 Häftlinge, vor allem Italiener und Slowenen, aus dem KZ Dachau errichtet. Mindestens 222 Häftlinge des Überlinger Lagers kamen bis zur Befreiung durch französische Truppen im April 1945 bei Arbeitsunfällen mangels Arbeitsschutz, durch Unterernährung und Gewalteinwirkung ums Leben. Nur zwei Häftlingen gelang die Flucht aus dieser Hölle. Diese Stollenanlage besuchten wir unter Führung von Oswald Burger, engagierter ehrenamtlicher Freizeitforscher der Geschichte dieser mehrere Kilometer umfassenden Stollenanlage. In 12-Stunden-Schichten schufteten die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen.

97 zu Tode gekommene Häftlinge wurden im Februar 1945 im Wald Degenhardt in einem Massengrab verscharrt. Auf Befehl der französischen Militärregierung wurden nach Kriegsende die sterblichen Überreste aus dem Waldstück Degenhardt bei Überlingen exhumiert und am 9. April 1946 auf dem neu geschaffenen KZ-Friedhof Birnau beigesetzt. Auf diesem Friedhof fand in unserem Beisein am 7. Mai eine beeindruckende Gedenkfeier statt. Es wurde von den Rednern nicht nur an die Schrecken des Faschismus erinnert, sondern der Bogen wurde vom Damals ins Heute gespannt. Ein syrischer Flüchtling sprach über den Krieg in seinem Land und dass seine Familie in viele Länder als Folge des grausamen Krieges zerrissen wurde. Elke Pudszuhn, die vor wenigen Tagen wiedergewählte Vorsitzende der Thüringer VdN-BdA, erinnerte in ihrer Grußadresse an den Schwur von Buchenwald, den es noch immer einzulösen gilt. Mit dem gemeinsamen Singen des Liedes „Die Moorsoldaten“ endete die Veranstaltung. Danach trafen wir uns mit Antifaschisten aus Italien und dem Bodenseegebiet zum gemeinsamen Essen und Erfahrungsaustausch. Wir danken besonders Josef Kaiser von der VVN Ravensburg/Oberschwaben, der das Programm gemeinsam mit Elke vorbereitet hat und uns zu allen Stätten begleitete.

Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Faschismus, besuchten wir das ehemalige „Würthembergische Schutzhaftlager Oberer Kuhberg“, in der Stadt Ulm an der Donau. Es war eines von mindestens 80 frühen Konzentrationslagern nach dem Reichstagsbrand von 1933 in dem vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und auch standhafte Christen unter unmenschlichen Bedingungen interniert wurden. In der alten Festung auf dem Kuhberg wurden von November 1933 bis Juli 1935 etwa 600 Männer zwischen 17 und 71 Jahren einer bestialischen Wachmannschaft von SA und SS ausgesetzt. Denen ging es darum, die Gefangenen nicht zu ermorden, sondern ihnen das Selbstbewusstsein zu brechen. Übrigens, der Leiter dieses KZ wurde in der Alt-BRD nie zur Rechenschaft gezogen. Die Häftlinge hausten in kalten Kasematten ohne Sanitäranlagen und wenig Licht. Mir persönlich verschlug es die Sprache, als ich von den Leiden der dort Inhaftierten hörte.
Die bekanntesten Häftlinge in der Festungshaft waren Kurt Schumacher als SPD-Reichstagsabgeordneter und Alfred Haag als KPD-Landtagsabgeordneter, die in Einzelzellen untergebracht waren. Die meisten Häftlinge wurden später weiter im KZ Dachau und anderen gequält.
Neben dem Besuch der Gedenkstätten erlebten wir einen Schiffsausflug auf dem Bodensee und besuchten das Zeppelinmuseum in Friedrichshafen. Abends saßen wir gemütlich bei Wein oder Bier und gemeinsamen Gesang zusammen. Dabei tauschten wir unsere Erfahrungen im antifaschistischen Wirken aus und berieten Möglichkeiten der gemeinsamen Arbeit.
Jutta Wiesel aus Unterwellenborn wird nach dem Erlebten die Basisgruppe der VdN-BdA Saalfeld-Rudolstadt künftig als Mitglied verstärken.

Die Zahl der Zeitzeugen des Faschismus wird immer kleiner, es gilt die Erinnerungsarbeit neu zu überdenken, damit auch die junge Generation die antifaschistischen Erfahrungen übernehmen und die richtigen Schlüsse für ihr Handeln ziehen kann.

Unser Dank gilt Elke Pudszuhn als Cheforganisatorin, dem Busfahrer Achim und den Kameraden aus Ulm und Überlingen für die erlebnisreiche Antifa-Fahrt 2016.

J. Powollik, Basisgruppe der VdN-BdA SLF-RU

Und im nächsten Jahr machen wir die 25. Antifa-Fahrt und hoffen auf rege Teilnahme, auch von vielen Neueinsteigern.

Wer sich weiter zum Thema der Reise im Internet informieren möchte:

bodensee gruppenbild

8. Mai: Gedenken am Sowjetischen Ehrenmal in Erfurt

12. Mai 2016

Gemeinsam mit der „Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft“ (DAG) und der „Deutsch-Russischen-Freundschaftsgesellschaft in Thüringen“ (DRFG) veranstaltet unser Verband seit vielen Jahren am 8. Mai in Erfurt eine Veranstaltung zum Gedenken an die Befreiung vom deutschen Faschismus und zur Ehrung der Opfer des NS. In diesem Jahr sprachen am „Sowjetischen Ehrenmal“ auf dem Erfurter Hauptfriedhof unter anderem Dr. Martin Kummer als Vorsitzender der Thüringer DRFG, für die Landesregierung die Thüringer Sozialministerin Heike Werner (Die Linke), der russische Generalkonsul Wjatscheslaw Logutow, Tim Segler für die DAG und Paul Wellsow als stellvertretender Vorsitzender des „Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten“ (TVVdN/BdA). Wir dokumentieren hier die Rede unseres Verbandes:

Auch im Namen des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten möchte ich Sie herzlich begrüßen! Erlauben Sie mir, dass ich zu Beginn ein paar Worte aus aktuellem Anlass sage. Ich möchte heute mit einem ausdrücklichen Dank an die Stadt Erfurt beginnen.

Für den heutigen Tag, den 8. Mai, hatte in Erfurt eine rechtsextreme Organisation einen sogenannten „Trauermarsch“ angemeldet. Mit mehreren Hundert Personen wollten sie gegen das Gedenken am 8. Mai, gegen den „Tag der Befreiung“ aufmarschieren und ihre geschichtsverdrehenden Parolen unter dem Motto „Wir feiern nicht“ auf die Straße tragen – eine schaurige Vorstellung nicht nur am 8. Mai – aber ganz besonders an diesem Tag.

In der Organisation mit dem harmlos klingenden Namen „Europäische Aktion“ sammeln sich Holocaust-Leugner und Geschichtsrevisionisten aus Deutschland und mehren Ländern Europas.

Die Stadt Erfurt hat diesen Aufmarsch, hat diese Provokation von ganz rechts außen verboten. Diese Entscheidung war richtig. Und dafür möchte ich ausdrücklich im Namen unseres Verbandes danken.

Der Dank gebührt aber natürlich auch gerade jenen, die seit Jahr und Tag ihre freie Zeit und ihre Wochenenden dafür hergeben, gegen Nazis zu demonstrieren – so waren ja auch für Heute eine Reihe von antifaschistischen Kundgebungen angemeldet.

Auch das Verwaltungsgericht hat das Verbot bestätigt, da mit dem Aufmarsch „die Billigung der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft in einer der Würde der Opfer verletztender Weise erfolgen wird“. Auch das ist eine richtige Entscheidung – besser als die eines anderes Verwaltungsgerichts, das jüngst einen rechtsextremen Fackelmarsch am 20. April erlaubt hat.

Mir sei die Anmerkung erlaubt, dass ich nicht nur den heutigen Aufmarsch der „Europäischen Aktion“ für verbotswürdig halte, sondern die ganze Organisation.

Hier am „Sowjetischen Ehrenmal“ auf dem Erfurter Hauptfriedhof wird den sowjetischen Soldaten und Zwangsarbeitern gedacht, die in Erfurt ihr Leben verloren haben.

„Hier ruhen die sterblichen Hüllen sowjetischer Bürger, die im Kampf für unsere sowjetische Heimat fielen. Schlaft liebe Brüder, Ihr werdet von unserem sowjetischen Volk nicht vergessen. Erster Mai 1948.“

So steht es auf der Gedenktafel am Ehrenmal, auf Tafeln und Steinen zudem die Namen der Opfer.

Der 8. Mai 1945 war und ist eine welthistorische Zäsur – er ist der Tag des Sieges über den Faschismus und der Tag der Vollendung der Befreiung von der NS-Diktatur – das gilt es immer wieder zu betonen.

Auf ihrem schwer erkämpften Weg von den Ufern der Wolga und von den Küsten der Normandie in das Innere des damaligen Deutschen Reiches hatten die Soldaten der Alliierten Millionen Menschen aus der Gewalt der Eroberer befreit, Franzosen und Russen, Belgier und Luxemburger, Niederländer, Ukrainer und Polen. Für all diese Menschen hatte das Wort Befreiung einen unzweideutigen, einen sofort spürbaren Sinn. Jahre des Mordes, der Versklavung, der Verschleppung, der Drohungen, des Lebens in Angst waren vorbei. Viele sagten rückblickend, ihnen sei ein zweites Mal das Leben geschenkt worden.

Der 8. Mai war auch für die in den deutschen Konzentrationslagern eingesperrten Menschen eine Befreiung, für Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, die politischen Häftlinge in Zuchthäusern und Gefängnissen, Kommunisten, Sozialdemokraten, Christen, Demokraten, die sogenannten „Asozialen“, für Kriegsgefangene und ausländische Zwangsarbeiter, die im Untergrund abgetauchten Widerstands-KämpferInnen oder die stille Opposition.

Der Sieg der Alliieren über die Nazi-Barbarei legte auch die Grundlage für unsere heutiges Leben.

Wenn man vom 8. Mai 1945 redet, dann muss man aber auch über das Jahr 1933 und die Zeit davor sprechen. Man muss darüber sprechen, wie die Nazis an die Macht kamen, wer ihnen half und welche Fehler gemacht wurden, um zu verhindern was dann geschah.

Eine gute und notwendige Tradition des Gedenkens an die Opfer des Faschismus – zum Beispiel hier am 8. Mai und bei vielen anderen Veranstaltungen – war und ist es, dass das Gedenken überparteilich angelegt ist. Denn eine Lehre aus dem deutschen Faschismus und dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus war doch, dass Antifaschistinnen und Antifaschisten zusammen stehen müssen – was auch immer sie in anderen politischen, kulturellen, religiösen oder lebensweltlichen Fragen trennt.

Das Gedenken an die Befreiung am 8. Mai sollte auch Anlass sein, um die Mahnung der Opfer des Faschismus nicht ungehört verklingen zu lassen und sie ins Heute zu transportieren.

Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte, rechte Gewalt gegen Migrantinnen und Migranten, Attacken auf Journalisten oder alternative Jugendliche, RechtsRock-Konzerte mit 3.500 Neonazis wie gestern Abend in Hildburghausen … – all das ist in Deutschland erschreckender Alltag.

Zugleich müssen wir in einer Reihe von Landesparlamenten die Reden geistiger Brandstifter hören. In Mecklenburg-Vorpommern ist das seit vielen Jahren die NPD, hier in Thüringen ist es die AfD. Die Unterschiede, die es zwischen ihnen gab, verwischen zunehmend.

Das hat auch die Debatte um den 8. Mai im letzten Jahr noch einmal klar gemacht. Es war vor allem eine Fraktion im Thüringer Landesparlament, die mit Geschichtsrevisionismus in der Debatte um den Tag der Befreiung auftrat. Das reichte bis dahin, dass ein Abgeordneter der AfD doch tatsächlich die Frage in den Raum stellte, wer „denn den ersten Schuss abgegeben“ hätte, „bevor die Kriegserklärung abgegeben wurde“ – eine klassische Behauptung von ganz rechtsaußen zur Verdrehung der Geschichte, zur Relativierung von Verantwortung und Schuld, gekleidet in Form einer scheinbar harmlosen Frage.

Als Thüringer VVN / BdA begrüßen wir ausdrücklich die Einführung des 8. Mai als gesetzlichen Gedenktag in Thüringen. Seit Jahren setzen wir uns gemeinsam mit anderen dafür ein, den 8. Mai auch bundesweit zu einem Gedenk- oder Feiertag zu machen. Das wäre ein notwendiges Signal gegen das Verdrängen, gegen die Verharmlosung durch Vergleich, gegen die Verdrehung der Geschichte und für das Erinnern.

„Die Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“ … der Schwur der Befreiten Häftlinge des KZ Buchenwald ist bis heute Leitmotiv unseres Verbandes.

Am 8. Mai bleibt uns nur in Richtung der antifaschistischen Widerstands-KämpferInnen, der Partisanen quer durch Europa und der Alliierten zu sagen:

Danke! Thank you! Merci! спаси́бо!

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Gemeinsame Offensive gegen Rechts nötig!

8. Mai 2016

Auf seiner 14. Landesdelegiertenkonferenz hat der Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten e.V. (TVVdN/BdA) in Elgersburg die Erklärung „Gemeinsame Offensive gegen Rechts nötig!“ verabschiedet:

Deutschland im Jahr 2016: Flüchtlingsunterkünfte brennen, die Zahl rechter und rassistischer Gewalttaten ist in West und Ost in den letzten zwölf Monaten sprunghaft angestiegen, zu den Aufmärschen von Pegida und Co. kamen und kommen teils Tausende Menschen, das Bundeskriminalamt warnte jüngst ausdrücklich vor der Bildung rechtsterroristischer Gruppen und mit der „Alternative für Deutschland“ sitzt in mittlerweile acht Landesparlamenten und dem Europaparlament eine Partei, die offen für Rassismus, Nationalismus, Anti-Aufklärung und Geschichtsklitterung steht. In Sachsen-Anhalt haben jüngst 25% der Wählerinnen und Wählern der Rechtspartei ihre Stimme gegeben. Statt klare Kante gegen Rechts zu zeigen werden durch die Politik das Asylrecht in Frage gestellt und Europas Mauern gegen Geflüchtete weiter hochgezogen – mit tödlicher Konsequenz. Die Bundesrepublik ist in einem erstaunlichen Tempo nach rechts gerückt.

Rechte Aufmärsche, Kundgebungen und Rechtsrock-Konzerte sind seit Jahren in Thüringen an der Tagesordnung. In den kommenden Tagen sind wir erneut mit Aktionen der militanten Rechten konfrontiert: Am 1. Mai will in Erfurt die Nazi-Partei „Die Rechte“ aufmarschieren und am 8. Mai die neonazistische und geschichtsrevisionistische „Europäische Aktion“.

Der Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten e.V. ruft dazu auf, sich am 1. Mai und am 8. Mai den Neonazis überall dort entgegen zu stellen, wo sie auftauchen – egal ob in Erfurt, Plauen, Schwerin, Bochum oder Berlin.

Um angesichts der rechten Mobilisierungen und rechter Gewalttaten ein deutliches Signal gegen die organisierte Rechte zu setzen und ihre Infrastruktur zu schwächen fordern wir die Bundesregierung und die Länder auf, schärfer als bisher Verbotsmaßnahmen gegen rechts umzusetzen, das heißt zum Beispiel endlich ein Verbot der neonazistischen Parteien „NPD“, „Die Rechte“ und „III. Weg“ sowie von antisemitischen und den Holocaust leugnenden Vereinigungen, wie zum Beispiel der „Europäischen Aktion“, und militanten Kameradschaften. Neofaschismus und Neonazismus sind keine legitime Meinungen, sondern Verbrechen!

Es braucht eine gemeinsame Offensive gegen die extreme Rechte, gegen rassistische Gewalt, antisemitische Hetze und den gesellschaftlichen Rechtsruck. Unser Verband stand und steht für eine überparteiliche Tradition antifaschistischer Arbeit – egal, was uns in anderen politischen, kulturellen, religiösen oder lebensweltlichen Fragen trennt.

Pressemitteilung: Gedenken an Suhler Antifaschisten auf dem Heinrichser Friedhof

31. März 2016

Vor 71 Jahren, am 5. April 1945, ist für die Menschen der Städte Suhl und Zella-Mehlis der Krieg zu Ende. Die amerikanischen Truppen unter General Patton sind auf dem Vormarsch nach Weimar. Die Häftlinge des KZ Buchenwald setzen einen Funkspruch ab: SOS, die SS will uns liquidieren und die Amerikaner funken zurück: „aushalten, wir kommen.“
Doch bis Weimar den Amerikanern kampflos in die Hände fällt, wütet die Gestapo, SS und Kriegsmaschinerie weiter.
In den Morgenstunden des 5. April 1945 werden 149 Männer und Frauen unter ihnen die Suhler Antifaschisten Guido Heym, Robert Gladitz und Erhard Schübel in das Webichter Wäldchen, gelegen zwischen Weimar und Tiefurt, gekarrt, erschossen und in einen Bombentrichter geworfen ohne nachzusehen, ob das Leben aus jedem Körper gewichen ist.
Anfang Juli 1945 werden die Opfer grausamster faschistischer Barbarei exhumiert. Die sterblichen Überreste werden auf den Friedhof in Weimar überführt und beigesetzt. Nur von 45 der 149 Ermordeten lassen sich Nachweise finden, wie sie hießen und wer sie waren.

Am Dienstag, den 5. April 2016 um 16.00 Uhr werden Angehörige, Mitglieder der Basisgruppe Suhl/Zella-Mehlis des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten und Suhler Bürger an der Gedenkstätte auf dem Heinrichser Friedhof der Ermordeten gedenken, daran erinnern, dass Krieg und Terror immer Opfer zu beklagen hat.

Im Namen des Vorstandes der Basisgruppe
Elke Pudszuhn

EINLADUNG zum 7. Treffen der Nachkommen am 71. Jahrestag der Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald

31. März 2016

Das Konzentrationslager Buchenwald wird in der Historiografie wie in der Öffentlichkeit überwiegend als Lager ausschließlich für Männer wahrgenommen. Jedoch gehörten nahezu 27.000 Frauen gemäß SS-Statistik am 15. Januar 1945 zum KZ Buchenwald. Sie waren gezwungen, in 27 Außenkommandos Sklavenarbeit zumeist in der Rüstungsindustrie zu leisten. Die Frauen dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Sie werden im Mittelpunkt unserer Ehrung anlässlich des 71. Jahrestages der Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald stehen.

Von der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora wird am Sonntag, den 17. April 2016, um 10:00 Uhr im Konferenzsaal der Marie-Seebach-Stiftung (Tiefurter Allee 8, 99425 Weimar) das 7. Treffen der Nachkommen durchgeführt.

Es wird unter dem Motto stehen: Die Frauen des KZ Buchenwald
Dr. Irmgard Seidel wird sich diesem Thema zuwenden. Die TeilnehmerInnen werden sich zu aktuellen politischen Entwicklungen in einer gemeinsamen Erklärung positionieren.

Bereits Sonnabend, den 16. April 2016 ab 15:00 Uhr werden im Rahmen des Projekts »1000 Buchen für Buchenwald«, initiiert vom Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V., an der Kromsdorfer Straße/Andersenstraße sechs Bäume u.a. zur Erinnerung an die Frauen von Buchenwald gepflanzt. In der Lagerarbeitsgemeinschaft organisierte Angehörige und Mitglieder sowie ausländischen Gäste haben das Projekt unterstützt und werden an der Baumpflanzaktion teilnehmen.

Am 17. April 2016 wird in der Gedenkstätte Buchenwald die offizielle Eröffnung der neuen Ständigen Historischen Ausstellung in Anwesenheit ehemaliger Häftlinge stattfinden – ausschließlich für geladene Gäste.
Mit dem Gedenken des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos ab 15:00 Uhr auf dem ehemaligen Appellplatz und der anschließender Kranzniederlegung am Glockenturm wird die Würdigung des Befreiungstages in Buchenwald beendet.

Bereits am 10. April 2016 11.00 Uhr findet die Gedenkveranstaltung in Mittelbau- Dora statt.

Antifa-Bildungsreise vom 5. bis 8. Mai 2016 an den Bodensee

4. Februar 2016

Die 24. Antifa-Bildungsreise des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten findet zum 71. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg statt, setzt sich mit der Geschichte und der Rolle der Kriegsindustrie in Friedrichshafen am Bodensee auseinander und ist dem Gedenken an die ehemaligen Häftlinge des Außenlagers des KZ Dachau gewidmet. Die Häftlinge mussten unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen einen Stollen in den Molassefels in Goldbach/Überlingen treiben, bei dem 219 Häftlinge ums Leben kamen. Außerdem besuchen wir das Dokumentationszentrum „Oberer Kuhberg“ in Ulm und gedenken am 8. Mai auf dem Ulmer Friedhof der ums Leben gekommenen sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter.

Reiseverlauf:

Donnerstag, den 5. Mai 2016 (Feiertag)

7.00 Uhr Abfahrt in Erfurt, Willy-Brandt-Platz, Busbahnhof
8.00 Uhr Zusteigen in Suhl, Platz der Deutschen Einheit, Fahrt nach Friedrichshafen zum Ibis–Hotel, Am Flugplatz 72, Zimmereinteilung, individuelle Freizeitgestaltung

Freitag, den 6. Mai 2016

8.00 Uhr Frühstück, danach ganztags in Friedrichshafen mit Besuch des Zeppelinmuseums, Bodenseerundfahrt, Stadtbesichtigung, Freizeit (Eintritt und Rundfahrt im Reisepreis)

Samstag, den 7. Mai 2016

8.00 Uhr Frühstück, danach Abfahrt nach Überlingen
10.30 Uhr Stollenführung mit dem Historiker Oswald Burger, Stadtführung, Freizeit bis gegen 16.00 Uhr
17.00 Uhr Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen KZ-Friedhof Birnau/Überlingen, anschließend gemeinsames Abendessen mit den Kameraden der VVN Oberschwaben, die das Programm mitorganisiert haben und Gedankenaustausch (Abendessen im Reisepreis enthalten)

Sonntag, den 8. Mai 2016

7.30 Uhr Frühstück, danach Gepäck verstauen und
8.30 Uhr Abfahrt nach Ulm
10.00 Uhr DOKZ „Oberer Kuhberg“, Führung durch die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dr. Nicola Wenge, danach Weiterfahrt zu den Einstiegsorten

Im Hotel ist Übernachtung mit Frühstück gebucht. Es gibt aus finanziellen Gründen nur DZ (1 EZ nur für den Busfahrer), Übernachtungen am Bodensee sind teuer.

Der Teilnehmerpreis beträgt pro Person 315.- €

Den Betrag bitte ich bis 1. März 2016 (Stornierungsfrist muss ich einhalten) auf mein Konto zu überweisen.

Elke Pudszuhn
IBAN: DE95 8405 0000 1710 1231 56
Kennwort: Antifa-Fahrt

Ich bitte um kurze Mitteilung, wo ihr einsteigen wollt.

Eure Nachricht nehme ich entgegen unter:

Tel: 03682/43765, Handy: 0151/56985794 oder per e-mail: elke.pudszuhn@googlemail.com

Elke Pudszuhn
Reiseleiterin

Änderungen im Programm und Zeitablauf können sich kurzfristig vor Ort ergeben.

Peter Franz mit Obermayer German Jewish Award ausgezeichnet

1. Februar 2016

Am 25. Januar 2016 wurde in Berlin unser Kamerad Peter Franz aus Weimar-Taubach mit dem seit dem Jahre 2000 vom Abgeordnetenhaus Berlin vergebenen Obermayer German Jewish Award-Preis ausgezeichnet.
Mit dem Preis werden deutsche Bürger geehrt, die besondere Leistungen zum Erhalt von jüdischer Geschichte und Kultur erbracht haben. Die Preisträger werden weltweit vorgeschlagen, besonders von Juden, die damit Anerkennung und Dank aussprechen wollen.

Durch das Engagement von Peter Franz ist der Prager-Haus-Verein e.V. in Apolda gegründet worden und aus dem politischen Leben nicht mehr wegzudenken. In zahlreichen Publikationen hat er das Leben und Wirken jüdischer Menschen, ihre Geschichte und Kultur erforscht und damit der Nachwelt erhalten.

Der Thüringer Landesverband der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten gratuliert Peter Franz zu dieser Auszeichnung.

Elke Pudszuhn
Landesvorsitzende

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