9. August 2024
Stellungnahme zum Artikel von Regina Girod
Wir als Thüringer VVdN/BdA empfinden die Aussage von Regina Girod in dem Beitrag „Da geht noch was!“ vom 04. Juli 2024 in der antifa: „Dass die Gewerkschaften in einer Situation, in der Rassismus und Ausgrenzung zunehmen, nicht nur Tarifkämpfe führen, sondern breiten Widerstand organisieren müssen, hört man von ihr leider (noch) nicht.“ als eine unverhohlene Frechheit.
Diese Behauptung ist schlichtweg falsch und ein Schlag in das Gesicht all jener Kolleg*innen, die sich seit Jahren an der Organisation von Protesten gegen die extrem Rechte und AfD beteiligen darüber hinaus an diesen teilnehmen und es ist ein besonders harter Schlag ins Gesicht der Kolleginnen, die seit Jahren auch in unserem Verband engagierte Kameradinnen sind und uns immer zuverlässig unterstützen und uns zur Seite stehen.
Der DGB, vertreten durch aktive Kolleg*innen, ist in vielen Bündnissen gegen Rechts aktiv und unterstützt wo es nur geht. Zu behaupten, der breite Widerstand seitens der Gewerkschaften werde nicht organisiert, ist falsch. Gerade in den ostdeutschen Bundesländern, aber eben nicht nur dort ist der DGB mit seinen Mitgliedsgewerkschaften ein solider, solidarischer Partner an der Seite derjenigen Menschen, die keinen Bockauf die faschistischen Ideen der AfD sowie anderer rechtsextremer Parteien haben und sich ihnen konsequent in den Weg stellen.
Warum tut der DGB das?! Weil es seine ureigene Aufgabe ist:
Am 02. Mai 1933 wurden Gewerkschaftshäuser durch die Nazis überfallen und besetzt. Gewerkschaften enteignet. Kolleginnen verhaftet. Die nicht verhafteten Gewerkschafterinnen werden in die DAF, die Deutsche Arbeitsfront, überführt. Unabhängige Gewerkschaften, als eines der letzten Bollwerke das der Machtergreifung der Nazis noch im Weg stand, ist beseitigt. Von nun an gibt es keine freie Interessenvertretung mehr, keine Mitbestimmung und vor allem kein Streikrecht. Es ist der Beginn des Naziregimes die Gleichschaltung der Gesellschaft voranzutreiben. Es ist der Tag, an dem viele Gewerkschafter*innen in die „Illegalität“, den Untergrund gezwungen werden. Im Untergrund formiert sich Widerstand. Widerstand oppositioneller Gewerkschafter*innen – im Inland wie im Ausland. Versuche den Zusammenhalt aufrecht zu erhalten. Versuche sich zu vernetzen. Versuche den propagandistischen Methoden der Nazis mit politischer Aufklärung entgegenzutreten.
Der Terror gegenüber Gewerkschafterinnen und die abwartend-wohlwollende Haltung vieler Mitbürgerinnen gegenüber den Nazis, machte große Wideranstandsaktionen unmöglich. Tausende Oppositionelle – Gewerkschafterinnen wie auch Sozialdemokratinnen und Kommunist*innen – wurden weiterhin verhaftet, gefoltert und ermordet. Im Untergrund und im Exil aber ging der Kampf gegen das Naziregime ununterbrochen weiter.
Ja, wir haben heute eindeutig bessere Zeiten, den Kampf gewonnen haben wir aber noch lange nicht! Wir sind so nah an einem antidemokratischen Wandel wie noch nie seit Deutschland vom Terror der Faschisten befreit wurde.
Eine Lehre aus der Zeit vor der Machtergreifung ist vor allem, dass der DGB eine Einheitsgewerkschaft ist. Der Solidaritätsgedanke ist grundlegend für jede Mitgliedsgewerkschaft. Das heißt: Die DGB Mitgliedsgewerkschaften müssen Ihre verbündeten, antifaschistischen Strukturen weiter und bedingungslos unterstützen – und das tun sie.
Ein Beispiel gefällig?! Das „Auf die Plätze“-Bündnis in Erfurt. Dort ist der DGB seit vielen Jahren starker Partner. Gemeinsam wurde dort, z. B. am 20.01.2024, nach dem Bekanntwerden der Correctiv-Recherche eine Demonstration organisiert, an der rund 12.000 Menschen teilnahmen – vor allem Gewerkschafter*innen. Gemeinsam mit dem Bündnis organisiert der DGB eine Demonstration für den 25.08.2024, eine Woche vor den wohl bedeutendsten Landtagswahlen in Thüringen.
Die Liste der Unterstützung lässt sich noch um einiges erweitern. Dies zu sehen und wahrzunehmen bedarf keiner sonderlich großen Anstrengung, treibt man sich doch heute in den sozialen Medien rum.
Zu behaupten, der DGB würde sich nicht an der Organisation breiten Widerstands beteiligen ist eine bodenlose Frechheit – vor allem den Kolleg*innen im Osten Deutschlands gegenüber.
Der Kampf gegen Faschismus, Antisemitismus, Rassismus und Antifeminismus bleibt unser ALLER gemeinsame tägliche Aufgabe. Und ja, auf den DGB kann man sich dabei jederzeit verlassen.