Apoldaer Kalenderblatt

6. August 2021

, , ,

Autor: Peter Franz (Basisgruppe Weimar-Apolda)

Seit dem 1. Januar 2021 gibt der Prager-Haus Apolda e.V. für jeden Tag
ein Kalenderblatt für Apolda und Weimar heraus, mit dem an einen der
Verfolgten, Emigrierten oder Ermordeten des Naziregimes erinnert wird.
Eine kurze Biografie mit Bild, manchmal nur der Name und ein paar wenige
Daten sollen so an Menschen erinnern, die unter dem Naziregime gelitten
haben:

Juden, Arbeiterwiderständler, Euthanasieopfer, Wehrmachtsdeserteure,
ZwangsarbeiterInnen und ihre Kinder

Das ist zugleich der konkrete Beitrag der Basisgruppe Weimar-Apolda der
VVN-BdA zur Erinnerung an geschehenes Unrecht und damit zugleich
Denkanstoß und Anregung, heute gegen den erstarkenden Faschismus alle
Kraft zu richten.

Die Kalenderblätter werden im sozialen Netzwerk facebook auf mehreren
Seiten verbreitet. Wer nicht Nutzer von facebook ist, bekommt die
Blätter per E-Mail jeden Tag zugeschickt.

TVVdN/BdA kritisiert geplante Streckenführung der Deutschland-Tour

4. August 2021

,

Die Deutschlandtour, das größte deutsche Etappen-Radrennen, plant den Streckenverlauf am 27. August 2021 über den Ettersberg – vorbei an der Gedenkstätte Buchenwald, über die Blutstraße, vorbei an den Massengräbern beim Glockenturm. Der Verband der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten kritisiert diese Entscheidung scharf. „Eine sportliche Veranstaltung auf dem Boden, der mit so viel Blut getränkt ist, zu planen ist vollkommen pietätlos und nicht hinnehmbar“, empört sich die Landesvorsitzende des TVVdN/BdA, Kati Engel. „Dies tritt die Würde und das Vermächtnis der Opfer und ihrer Hinterbliebenen mit Füßen.“

Im Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar und in seinen 139 Außenlagern waren zwischen 1937 und 1945 fast 280.000 Menschen inhaftiert, darunter viele Widerstandskämpfer:innen, Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas. Am Ende des zweiten Weltkrieges war Buchenwald das größte KZ im Deutschen Reich. Über 56.000 Menschen wurden hier grausam ermordet, erschossen, erhängt, zertrampelt, erschlagen, erstickt, ersäuft, vergiftet, abgespritzt, sind verhungert, starben durch medizinische Experimente und Auszehrung. In einer eigens errichteten Tötungsanlage wurden allein über 8.000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen.

Wie die Gedenkstätte mitteilte war sie selbst auch nicht in die genaue Planung einbezogen wurden, sondern erhielt nur eine standardisierte Informations-E-Mail, welche allen „Anliegern“ der Rennstrecke übermittelt wurde.

„Es macht mich sprachlos, wie pietätlos die Veranstalter, das beteiligte Wirtschaftsministerium und die Verantwortlichen der Stadt Weimar diesen Streckenverlauf geplant haben. Das ist ganz klar eine Störung der Totenruhe“, kritisiert Kati Engel „Es würde doch auch niemanden einfallen ein Radrennen auf einem Friedhof zu veranstalten.“

Doch die Einwohner:innen von Weimar und dem angrenzenden Umland haben schon seit jeher eine seltsame Beziehung zum Ettersberg und dem darauf befindlichen KZ. So blieb der Ettersberg auch zwischen 1937 und 1945 ein beliebtes Ausflugsziel. Auch damals ging die Weimarer Bevölkerung hier sportlichen Betätigungen nach oder feierte Sommerfeste. Die Lagerleitung begrüßte das und war um weitere Freizeitangebote bemüht. So öffnete im Mai 1940 sogar ein Wildtiergehege, welches die SS im Lagergelände errichtet hatte.*

„Die traurige Wahrheit ist also, dass es seit Beginn des Konzentrationslagers Buchenwald nicht unerheblich viele Menschen um den Ettersberg gab und gibt, die mit diesem Ort und seiner Geschichte so gar kein Problem zu haben scheinen. Die Planung des Streckenverlaufes reiht sich nur ein in eine Sammlung unrühmlicher Belege hierfür“, so Engel abschließend.

Laut Gedenkstättenleiter Dr. Wagner beharrt der Tour-Veranstalter trotz aller Kritik auf der geplanten Streckenführung. Lediglich von der Punktebewertung auf dem Parkplatz der Gedenkstätte wolle man nun absehen.

*aus Schley, Jens (1999). Nachbar Buchenwald: Die Stadt Weimar und ihr Konzentrationslager 1937-1945 (1. Aufl.). Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag, S. 103 f.

Begehung der Gedenkstätte Bechstedt am 03.08.2021

3. August 2021

,

Autor: J. Powollik (Basisgruppe Saalfeld-Rudolstadt)

Nach der telefonischen Information durch Dr. H. Stein von der Gedenkstätte Buchenwald, dass die Mittel für die Restaurierung der Anlage in Bechstedt durch das Land genehmigt wurden und dass ein ca. 4m hohes Kreuz durch den Privatmann Herrn Dewes aufgestellt wurde, inspizierten Mittglieder der Basisgruppe TVVdN-BdA SLF-RU die Gedenkstätte.

Das helle Holzkreuz dominiert den Hügel mit dem Gedenkstein. Es steht außerhalb der noch vorhanden ehemaligen Umzäunung der Gedenkstätte. Es enthält keinen schriftlichen Bezug, warum es dort steht. Die Umgebung des Kreuzes ist provisorisch abgesperrt. Sollten wieder Bäume an Stelle der gefällten gepflanzt werden, verschwindet der Sichtkontakt zwischen Gedenkstein und Kreuz mit der Zeit. Weitere Veränderungen der Gedenkanlage wurden nicht festgestellt. Auf unsere wiederholten schriftlichen Anfragen reagierte der Landrat, trotz des im Dezember des vergangenen Jahres gegebenen Versprechen, bisher nicht. Wir bleiben weiter dran.

Der 2. Sonneberger Stolperstein erinnert an den antifaschistischen Widerstandskämpfer Adolf Wicklein

31. Juli 2021

, ,

Autorin: Brigitte Dornheim (Basisgruppe Sonneberg)

Vor einigen Jahren wurde auf Initiative einer jungen Journalistin in Sonneberg ein Stolperstein für eine jüdische Bürgerin meiner Heimatstadt verlegt. Ich habe das Bild des knieenden und klopfenden Gunter Demnig noch vor Augen, der jenen Messingstein als Erinnerung an die in Theresienstadt ermordete Rosa Bibo auf dem Trottoir vor dem Haus, in dem die Sonneberger Verkäuferin wohnte und arbeitete, setzte.

Damals reifte in mir der Entschluss, einen solchen Stein für meinen Großvater Adolf Wicklein verlegen zu lassen. Im Juli dieses Jahres kam es zur Verwirklichung meines Vorhabens. Für mich war dies ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Erfüllung seines Vermächtnisses. Dieses Vermächtnis betrachte ich auch als das meines Vaters, der noch 1945, heimgekehrt aus dem Krieg, konsequent die Schlussfolgerung aus seinen schlimmen Erfahrungen an der Front ziehend, Mitglied der Partei wurde, in deren Reihen sein Vater gekämpft hatte, Mitglied der KPD, der Kommunistischen Partei Deutschlands und antifaschistischer Neulehrer wurde.

Leider konnte Gunter Demnig den Stolperstein nicht selbst verlegen, aber die Mitarbeiter des Bauhofes Sonneberg hatten die Legung gut vorbereitet. Es war eine würdige und gelungene Gedenkveranstaltung, zu der sich circa 30 antifaschistisch gesinnte Frauen und Männer am 31. Juli um 11. 00 Uhr in Sonneberg-Köppelsdorf versammelt hatten, darunter der stellvertretende Bürgermeister, der Kreisheimatpfleger, die ehemalige Pressesprecherin der Stadt und ein Lokalhistoriker. Der Stein wurde auf dem Bürgersteig vor dem Gebäude verlegt, welches als einziges von dem Betrieb übrigblieb, in dem Adolf Wicklein als Kapseldreher arbeitete. An seinem Arbeitsplatz in der Porzellanfabrik Hering verhaftete ihn am 19. Juni 1944 die Gestapo. Nach einigen Tagen, die er in einer Zelle des Sonneberger Gefängnisses verbringen musste, wurde er nach Weimar verlegt und dort, nach dem vor dem 2. Senat des sogenannten Volksgerichtshofs gefällten Todesurteil wegen „Hochverrats“ im Hof des Landgerichtsgebäudes enthauptet. Er starb an dieser Stelle als Letzter. Vor ihm wurden an jenem 5. Januar 1945 im 20-Sekunden-Takt 7 Männer und eine Frau der Suhler Widerstandsgruppe Friedberg ermordet. Meine VVN-Kameradin Waltraud Heinz, die den Anwesenden den Kommunisten und Widerstandskämpfer Adolf Wicklein nahebrachte, erläuterte auch, was in den Augen des NS-Regimes Hochverrat bedeutete, nämlich das Abhören von sogenannten Feindsendern und das kommunistische Hetzen mit russischen, sprich sowjetischen Kriegsgefangenen. Diese Kriegsgefangenen, die Schulter an Schulter mit Adolf Wicklein gearbeitet hatten, wurden von ihm mit Nahrung, Kleidung und Frontnachrichten versorgt. Dazu hatte er die „Feindsender“ gehört und auch, um Thüringer Angehörige von in britische Kriegsgefangenschaft geratene deutsche Soldaten zu benachrichtigen. Zum Kennenlernen des Adolf Wicklein trugen auch die Worte von Walter Fischer bei, der sich noch an seinen Großvater erinnern konnte. Sehr berührend war das Erinnerungsbild von einem Motorrad, auf dem SS-Männer saßen und dem Beiwagen, in dem er seinen Opa erblickte. Diese Schilderung vernahmen auch meine Tochter und ein Ur-Ur-Enkel von Adolf Wicklein sowie ein Enkel von dessen Schwester Ida.

Die kulturelle Umrahmung der Reden einschließlich meiner Erläuterung zum „Weg der Erinnerung und Mahnung zu Stätten der Verfolgung und des Widerstandes 1933 bis 1945“, eines Projektes des Sonneberger Arbeitskreises „Antifaschistische Gedenkkultur“ übernahm der Sänger Ernesto Schwarz aus Hessen. Von den durch ihn vorgetragenen Lieder „Wilde Gesellen“, „Im Kerker zu Tode gemartert“ ging eine starke emotionale Berührung aus.

Erich Weinerts Liedtext „Genauso hat es damals angefangen“ und der Text eines an die Jugend gerichteten Liedes wiesen auf die nach wie vor große Wichtigkeit antifaschistischen Wirkens hin. Auch deshalb soll der Stolperstein für Adolf Wicklein die erste Station des „Weges der Erinnerung und Mahnung“ werden. Beendet wurde die Gedenkveranstaltung mit Brecht-Worten aus „Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“.

„Ihr aber lernet, wie man sieht statt stiert

Und handelt statt zu reden noch und noch.

So was hätt‘ einmal fast die Welt regiert!

Die Völker wurden seiner Herr, jedoch

Daß keiner uns zu früh da triumphiert –

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

Thälmann-Gedenken 2021

28. Juli 2021

, ,

Anlässlich des 77. Jahrestages der Ermordung Ernst Thälmanns findet

am Mittwoch, den 18. August 2021 um 17.00 Uhr, im Hof des Krematoriums

des ehemaligen KZ Buchenwald eine gemeinsame Gedenkveranstaltung des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten und der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora statt.

  • Gedenkworte
    Sandro Witt
    DGB Thüringen
  • Moderation
    Elke Pudszuhn
    Ehrenvorsitzende des TVVdN/BdA

Wir laden Sie herzlich dazu ein, dieser Veranstaltung beizuwohnen.

Dr. Irmgard Seidel
Stellv. Vorsitzende Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora

Kati Engel
Landesvorsitzende TVVdN/BdA

HINWEIS
Die Gedenkveranstaltung findet entsprechend den geltenden Maßnahmen und Regelungen des Infektionsschutzes statt.
Das Verteilen von Flugblättern und Mitführen von Parteifahnen ist nicht gestattet.
Wir bitten alle Teilnehmenden, sich an diese Bestimmungen zu halten sowie den Anweisungen der Ordner:innen zu folgen

Wohin in den Ferien?

21. Juli 2021

, , ,

In Eisenach stellt sich diese Frage wohl nicht, denn hier gibt es diesen Sommer viele Angebote für wissbegierige Kinder und Jugendliche. Damit es allen möglich ist, daran teilzunehmen, unterstütz die Alternative 54 e. V. zwei Bildungsfahrten nach Buchenwald und Mittelbau-Dora mit 500,00 €.

vorne: Katja Wolf (Oberbürgermeisterin) und Thomas Engel (Basisgruppensprecher)
hinten: Philipp Hofmann, Philipp Pommer, Kristin Lemm (Mitglieder der Basisgruppe v.l.n.r.)
(Foto: Andris Plucis)

„In den letzten Monaten ist Lernen für alle Schülerinnen und Schüler sowie für die gesamte Familie zu einer großen Herausforderung geworden. Viele sind besorgt, wie sich die lange Zeit ohne regelmäßigen Unterricht in der Schule auswirken wird“, äußert sich die Oberbürgermeisterin der Stadt Eisenach, Katja Wolf. „Aus diesem Grund haben wir die Schlauen Ferien organisiert. Mehr als 28 Vereine und Einrichtungen beteiligen sich daran und bieten über die gesamten Sommerferien Bildungsangebote an.“

Auch die Eisenacher Basisgruppe des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten (TVVdN/BdA) beteiligt sich an diesem Förderprogramm. Am Dienstag, den 3. August sind Jugendliche ab 14 Jahren zu einer Fahrt zur Gedenkstätte Buchenwald und am Dienstag, den 31. August zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora eingeladen.

„Die zwei Bildungsfahrten schaffen eine Verbindung zu historischen Orte, deren Überreste in besonderer Weise in die Gegenwart hineinwirken. Die Teilnehmenden erhalten einen Einblick in die Geschichte der Orte und in die dort begangenen Verbrechen. Sie werden erfahren, zu welchem Unrecht in der deutschen Vergangenheit Menschen fähig waren. Wir hoffen, sie so dafür zu sensibilisieren, sich dafür einzusetzen, dass dies nie wieder geschieht“, erläutert der Basisgruppensprecher, Thomas Engel.

„Ich freue mich, dass durch die Förderung der Alternative 54 für die Teilnehmenden keinerlei Kosten entstehen und diese wichtige Bildungsfahrt somit nicht am Geldbeutel scheitert“, erklärt Katja Wolf. „Bei den Schlauen Ferien geht es darum, zu zeigen, dass Kinder und Jugendliche trotz Pandemie nicht vergessen wurden und dass sich unsere Eisenacher Vereine darauf freuen, den Wissensdurst und die Neugier der Kinder zu wecken und dies mit ihnen gemeinsam zu stillen.“

„Es sind noch Plätze frei“, äußert sich Thomas Engel abschließend. „Und natürlich ist es möglich an beiden Fahrten teilzunehmen. Wir freuen uns über jede und jeden Jugendlichen, der mitkommen möchte.“

Der Verein „Alternative 54 e. V.“ entstand 1995 aus Protest der PDS-Landtagsabgeordneten gegen die automatische Diätenerhöhung nach Artikel 54 der Landesverfassung – eine Klage der Fraktion war leider nicht erfolgreich. Daher haben die Abgeordneten einen Verein gegründet, der die Gelder der Diäten-Erhöhungen als Spenden an gemeinnützige Vereine, Initiativen und Projekten verteilt. In diesem Verein sind neben linken Landtagsabgeordneten  auch andere Politiker:innen der LINKEN zahlende Mitglieder, wie z. B. die Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf.

Bildungsfahrten des TVVdN/BdA:

Gedenkstätte Buchenwald: Dienstag, 31.08.2021

Gedenkstätte Mittelbau-Dora: Dienstag,31.08.2021

Anmeldung unter: vvn.bda.eisenach@gmail.com

In Memoriam Esther Bejarano – „Gegen das Vergessen“

16. Juli 2021

, ,

Autor: Günter Domkowsky (Vorsitzender der BG Gera)

Die Basisgruppe Gera des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten muss leider mitteilen, dass am 16. Juli 2021 der Auftritt der Kölner Rapperband „Microphone Mafia“ im Geraer Hofwiesenpark nicht stattfindet. Auf Grund der Trauerveranstaltungen für Esther Bejarano sind sowohl ihr Sohn Joram Bejarano als auch die Mitglieder der Band aktiv in Hamburg mit eingebunden.

Die geplante, außergewöhnliche Geschichtsstunde „Gegen das Vergessen“ am 16. Juli 2021 um 14:00 Uhr im Veranstaltungsoval im Hofwiesenpark findet als Gedenkveranstaltung für Esther Bejarano statt.

Wir werden dieser großartigen, mutigen und unerschütterlichen Antifaschistin gedenken und ihren Kampf gegen Faschismus, Rassismus, Hetze und Hass würdigen. Esther Bejarano ist mit Bildern und Gesang bei uns. Über zahlreiche Teilnahme würden wir uns freuen.

Bei der Initiativgruppe Esther Bejarano und Microphone Mafia, der Stadt Gera und zahlreichen Sponsoren  bedanken wir uns für den über zweijährigen Einsatz in Vorbereitung der ursprünglichen Veranstaltung sehr herzlich.

28. Antifa-Fahrt

15. Juli 2021

, ,

Treffen von Mitgliedern und Sympathisant des TVVdN-BdA im früheren MOPR–Heim

Elgersburg, 09. bis 11. Juli 2021

Autor: J. Powollik (Basisgruppe SLF-RU)

Nach langer Zeit war es wieder einmal soweit. Im „Hotel am Wald“, dem früheren Kinderheim der Roten Hilfe große Hallo. Gestandene und neue Mitglieder der TVVdN-BdA und Sympathisanten trafen sich, tauschten viele Erinnerungen aus und diskutierten aktuelle Fragen im antifaschistischen Kampf. In anspruchsvollen Vorträgen schilderten der Historiker Dr. N. Braun die Geschichte des MOPR – Heimes in Elgersburg, der Generalsekretär der FIR, Dr. U. Schneider, die Entwicklung der Dachorganisation der Widerstandskämpfer in Bezug auf die wechselvolle Geschichte besonders in den letzten Jahrzehnten in Europa. Die Bundessprecherin der VVN-BdA, C. Kerth, und die Ehrenvorsitzende der der Thüringer Vereinigung, Elke Pudszuhn, zogen Bilanz in der Realisierung des Schwurs von Buchenwald nach der Selbstbefreiung des dortigen Konzentrationslagers im April 1945. Allen Vorträgen war gemein, dass die wechselvolle Geschichte nach 1945 Höhen und Rückschläge im antifaschistischen Kampf mit sich brachte. Die heutige politische Lage in Deutschland, Europa und der Welt erfordert neue Anstrengungen im Kampf gegen rechte Ideologien, Rassismus und Kriegstreiberei. In der Diskussion erläuterten einige der Antifa – Fahrer ihre Projekte und gaben so den Basisgruppen damit Anregungen für ihre weitere Arbeit. Die Reihen der Antifa – Fahrer haben sich altersbedingt gelichtet. Junge Antifaschisten sind jedoch dazu gekommen, wollen und werden die Lücken schließen, dies macht Hoffnung bei uns Älteren. Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch, bleiben wir wachsam.

80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion

23. Juni 2021

, , ,

Am 22. Juni 1941 überfielen die Armeen Hitlerdeutschlands und ihre Verbündeten die Sowjetunion. Dieser Krieg war nicht allein ein Eroberungskrieg um Raum und Ressourcen, es war von der Ideologie und Kriegsplanung ein Vernichtungskrieg. Dieser Vernichtungswille zeigte sich in zahlreichen Mordaktionen, die Wehrmachtseinheiten und Einsatzgruppen des SD (Sicherheitsdienst der SS) gegen Zivilist:innen in den okkupierten Gebieten verübten. Allein dem Massaker von Babi Jar fielen im September 1941 über 30.000 Menschen zum Opfer. Dieser Vernichtungskrieg brachte unendliches Leid über die Menschen und forderte mehr als 27 Millionen Opfer aus allen Teilen der Sowjetunion.

Es liegt in der Verantwortung heutiger Generationen, dass niemand diese Gräueltaten je vergessen oder relativieren darf. Wir erinnern daher daran, dass es die Einheiten der sowjetischen Streitkräfte waren, die im Verbund der Anti-Hitler-Koalition die Hauptlast der militärischen Befreiung Europas und auch unseres Landes getragen haben. Beginnend im Dezember 1941 mit der Schlacht vor Moskau, bei der die faschistische Illusion eines „Blitzkrieges“ platzte, im Februar 1943 mit der Niederlage der 6. Armee bei Stalingrad und dem anschließenden verlustreichen Vormarsch nach Westen. Möglich wurde dies im gemeinsamen Handeln der Roten Armee mit der Zivilbevölkerung, die in Leningrad eine Blockade von 900 Tagen standhielt, bevor es gelang, die faschistischen Aggressoren zu vertreiben, und an der Heimatfront enorme Anstrengungen in der Rüstungsproduktion unternahm, mit den Partisaneneinheiten, die im Rücken der deutschen Einheiten begannen, die Versorgungswege zu blockieren und mit Unterstützung der westalliierten Verbündeten, die durch Lieferung von Rüstungsgütern und weiteren Materialien die Kampffähigkeit der sowjetischen Streitkräfte unterstützten.

In Erinnerung an all diese Menschen, die sich für die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln und die Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit eingesetzt haben.

Wir trauern um Bertrand Herz

21. Mai 2021

, , ,

Am 20. Mai 2021, verstarb der Generalsekretär der Association Française Buchenwald Dora et Kommandos und Ehrenpräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos, Bertrand Herz, im Alter von 91 Jahren. Er hinterlässt eine große Lücke.

„Wir müssen uns der Bedrohung elementarer Menschenrechte widersetzen und dürfen keinesfalls den Verlockungen des Populismus oder von Ideologien erliegen, die die Ausgrenzung Einzelner zum Ziel haben.“

Am 5. Juli 1944 wurde Bertrand Herz wegen seiner jüdischen Herkunft mit seinem Vater, seiner Mutter und seiner ältesten Schwester von der deutschen Gestapo verhaftet, in Frankreich interniert und von dort mit seinem Vater nach Buchenwald deportiert. Seine Mutter und seine Schwester wurden nach Ravensbrück deportiert. Am 6. August 1944 wurde Bertrand Herz in Buchenwald unter der Nummer 69592 registriert. Danach musste er in Niederorschel/Thüringen, ein Außenlager des KZ Buchenwald, bei der Montage von Junkersflugzeugen Zwangsarbeit leisten. Sein Vater starb dort am 27. Januar 1945. Bertrand Herz wurde am 10. April 1945 zurück nach Buchenwald deportiert, wo er einen Tag später die Befreiung erlebte.

Bertrand war sich bewusst, dass auch über 70 Jahre nach dem Schwur von Buchenwald Rassismus und Nationalismus nicht beseitigt sind. So waren seine Worte auf dem Appellplatz anlässlich des 70. Jahrestages der (Selbst)Befreiung von Buchenwald:

„Ich fordere die Jugendlichen deshalb dazu auf, widerständig zu sein, wenn es darum geht, die Menschenrechte und die Freiheit zu verteidigen!“

Wir werden sein Vermächtnis bewahren und in Ehren halten. Möge Bertrand in Frieden Ruhen.

Ältere Nachrichten · Neuere Nachrichten