Stellungnahme zur geänderten Hausordnung der Gedenkstätte Buchenwald

27. April 2023

In der geänderten Hausordnung der Gedenkstätte Buchenwald heißt es seit Neustem:

„Nicht gestattet sind:
[…]
– das Anbringen und Mitführen von Plakaten, Fahnen und Transparenten (ausgenommen sind Traditionsfahnen der Überlebendenverbände);
– die Ausgabe von Druckerzeugnissen aller Art;“

Die vollständige Hausordnung als Download: Hier klicken!

Der Geschäftsführende Vorstand des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten e.V. (TVVdN/BdA) begrüßt diese Regelung ausdrücklich.

„Es hat auf Gedenkfeiern immer wieder zu Irritationen unter den Beteiligten geführt, wenn einige Parteien der Meinung sind, das Gedenken als Selbstdarstellung und Wahlkampfzweck zu missbrauchen“, erklärt die Landesvorsitzende, Kati Engel.
„Die Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau – Dora sind dem Gedenken der Opfer des Faschismus verpflichtet. In diesem Zusammenhang empfinden wir es als pietätlos, Parteienwerbung durch Fahnen oder Flugblätter zu machen“, ergänzt die stellvertretende Landesvorsitzende, Karin Schrappe.

Der Stiftungsrat der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora hat gemeinsam mit dem Internationalen Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD) entschieden, verstärkt darauf zu achten, beide Gedenkstätten „als Orte der Trauer und der Erinnerung an die dort begangenen Verbrechen zu bewahren“ (§ 1 des Stiftungsgesetzes) und vor parteipolitischen Instrumentalisierungen zu schützen.
Daher ist das Mitführen von Fahnen von aktuellen Parteien von nun an untersagt. Traditionsfahnen von Überlebendenverbänden wie etwa der VVN/BdA bleiben von dieser Regelung ausgenommen.

„Die Darstellung, dass die Gedenkstätte Kommunist:innen ausschließen möchte, ist nicht richtig und widerspricht auch unseren Erfahrungen“, erläutert Kati Engel. „So wurde z. B. die rein rote Arbeiterfahne zur Gedenkveranstaltung am 16. April nicht beanstandet ebenso wie das Logo der Antifaschistischen Aktion – welches ja auf die frühen 30er Jahre zurückgeht. Es geht hier wirklich nur um Fahnen und Transparente heutiger Parteien und deren Organisationen, um zu verhindern, dass die Opfer und deren Andenken für parteipolitische Zwecke missbraucht werden.“

78. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus

20. April 2023

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Landesweite Gedenkkundgebung am 8. Mai in Erfurt

Der 8. Mai ist in Thüringen Gedenktag anlässlich der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Beendigung des 2. Weltkrieges in Europa.

Die Deutsch-Russische Freundschaftsgesellschaft in Thüringen e.V., die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Erfurt e. V. und der Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten e.V. laden recht herzlich für Montag, den 8. Mai 2023, zum traditionellen Gedenken am Sowjetischen Ehrenmal auf dem Erfurter Hauptfriedhof ein.
Die Gedenkrede hält dieses Jahr Kati Engel, Landesvorsitzende des TVVdN/BdA. Im Anschluss verließt Henrik Hug, Landesgeschäftsführer des Thüringer Landesverbandes des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. das Totengedenken.

Treffpunkt ist 9.45 Uhr am Haupteingang des Erfurter Hauptfriedhofes (Binderslebener Landstraße).

Abschied von Inge Koch

18. April 2023

Die unermüdliche Frau im Hintergrund

Wir trauern um unsere verdiente Kameradin und Freundin, Inge Koch, welche am 27. März 2023 nach längerer Krankheit von uns gegangen ist. Es ging ihr in den letzten Monaten zunehmend schlechter. Doch ihr großer Wunsch, das Leben Zuhause zu verbringen, hat sich erfüllt. Die Trauerfeier fand am 18. April auf dem Weimarer Hauptfriedhof unter Beisein der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora, des Landesvorstandes des TVVdN/BdA sowie vielen weiteren Kamerad:innen und Genoss:innen statt, die gekommen waren, um Inge das letzte Geleit zu geben.

Inge Koch wurde im Dezember 1930 in Duisburg geboren, ihr Vater war tschechoslowakischer Staatsbürger. Daher wurde er, nachdem er 1933 als Kommunist verhaftet worden war, mit seiner Familie in die CSR abgeschoben. Inge hatte das Glück, 1939 mit ihrer Mutter mit einem der letzten Züge Prag nach England verlassen zu können. Als Achtjährige kam sie nach London, ohne Sprachkenntnisse. Sie erfuhr Unterstützung, hatte das Glück in einem Internat in Wales mit anderen tschechischen Kindern zusammen zu lernen.
Die Rückkehr 1945 erwies sich nicht als einfach. Als Tschechen sollte die Familie in ihrem Wohnort Duchcov wieder angesiedelt werden. Da Inge aber in Duisburg geboren war, galt sie als Deutsche, wenn auch als deutsche Antifaschistin. Sie erlebte zwar keine Aussiedlung, aber sie wurde 1946 mit einem Antifa-Transport in die SBZ übersiedelt.
Bewusst stellte sie sich dem antifaschistischen Neubeginn zur Verfügung. Musste jedoch 1949 erleben, dass sie als „Westemigrantin“ in bestimmten politischen Bereichen nicht mehr tätig sein durfte. Das ließ sie jedoch nicht verzweifeln, sie fand 1959 bis 1967 eine berufliche Herausforderung, als sie in der Redaktion zur Herausgabe der Marx-Engels-Werke mitarbeiten konnte. Diese Tätigkeit gab sie auf, als sie Heinz Koch heiratete und mit ihm nach Weimar zog.
Heinz Kochs Tätigkeit in der pädagogischen Abteilung der Gedenkstätte Buchenwald seit den 1980er Jahren wurde von Inge nicht nur verfolgt, sondern in jeder Hinsicht unterstützt. So war es für sie selbstverständlich, dass er sich auch über seinen Ruhestand hinaus für die geschichtspolitische Arbeit in Buchenwald engagierte.

Wir verneigen uns tief vor der Lebensleistung von Inge Koch. Wir sind dankbar, in ihr eine gute Kameradin, Freundin und Weggefährtin gefunden zu haben und werden ihr Andenken stets in Ehren halten.

Nie wieder Faschismus!

11. April 2023

Autorin: Heidrun Sedlacik (BG Weimar)

Vertreterinnen der Deutsch-Russischen-Freundschaftsgesellschaft in Thüringen und Kameradinnen des TVVdN/BdA erinnerten am 11. April mit einer Schweigeminute und roten Rosen am Gedenkstein für die sowjetischen Kriegsgefangenen an die Befreiung des KZ Buchenwalds und an die gestorbenen Häftlinge.
Seit 15. Juli 1937 bis 11. April 1945 war das KZ Buchenwald bei Weimar das größte Konzentrationslager im Dritten Reich mit über 140 Außenlagern. Insgesamt waren etwa 280.000 männliche und weibliche Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt. Mehr als 56.000 starben an Hunger, Erschöpfung, Kälte, Krankheiten oder Misshandlungen.
Die befreiten Häftlinge forderten im Buchenwaldschwur: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“.
Es ist schockierend, das 78 Jahre nach Befreiung des KZ Buchenwald immer noch die Warnung von B.Brecht gilt:

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“!

Bertolt Brecht, „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“

Ostermarsch 2023 in Ohrdruf

8. April 2023

Autor: Jürgen Powollik (BG SLF-RU)

Ca. 60 Friedensfreund:innen trafen sich bei regnerischem Wetter in Ohrdruf an der Gedenkstätte für die 5.000 Opfer des KZ-Außenlagers S III. Dieses wurde von der SS Ende 1944 auch zum Bau der Stollenanlagen im Jonastal eingerichtet. Eine Woche vorher fand im Jonastal eine würdige Veranstaltung zur Erinnerung an die Opfer der KZ-Außenlagers S III statt. Mit dem zu erwartenden Zusammenbruch des deutschen Faschismus wurden am 2. April 1945 die noch lebenden Häftlinge auf den Todesmarsch
zum KZ Buchenwald geschickt. 3200 waren vorher im Lager ermordet.
78 Jahre später befinden wir uns am Rande eines nächsten und sicherlich letzten Weltkrieges, der die Menschheit durch die Nuklearwaffen vollständig vernichten kann. Die Redebeiträge gingen unterschiedlich auf die Ursachen dieses Krieges in der Ukraine ein. Was alle einte, war die Forderung nach einem unverzüglichen Waffenstillstand, dem Ende der Waffenlieferungen und Friedensverhandlungen für alle Kriege derzeit auf unserer Erde. Diesmal sollte es keinen Marsch zum Truppenübungsplatz der Bundeswehr geben. Ob diese Entscheidung der Organisatoren nach dem die Weltuntergangsuhr wegen eines atomaren Infernos kürzlich von Wissenschaftlern nach vorn gestellt wurde, die richtige war, wage ich zu bezweifeln. Leider gelingt es trotz der großen Gefahren, die aus dieser militärischen Auseinandersetzung als Stellvertreterkrieg resultieren, nicht mehr Menschen zu gewinnen, Gesicht zu zeigen.


„Ich bin für das Leben und gegen den Tod. Ich bin für Frieden und gegen den Krieg.“

Pablo Picasso, 1950

Ostermärsche in Thüringen

31. März 2023

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Den Frieden gewinnen – nicht den Krieg

Der geschäftsführende Vorstand des TVVdN/BdA ruft dazu auf, die Ostermärsche in Thüringen zu unterstützen.

Zur Zeit sind folgende Veranstaltungen bekannt:

Donnerstag, 06. April um 16.00 Uhr in Erfurt
Anger 1 – Karrierezentrum der Bundeswehr – Krämpferstraße – Abschluss an der Barfüßerruine

Samstag, 08. April um 09.00 Uhr in Ohrdruf
Treffpunkt: Denkmal an der Waldstraße
Im Anschluss findet eine Filmvorführung im Schloss Ehrenstein (Schlossplatz 3) statt.

Samstag, 08. April um 10.00 Uhr in Suhl
Treffpunkt: Friedenskirche

Samstag, 08. April um 14.00 Uhr in Gera
Treffpunkt: Theaterplatz/Küchengarten

Samstag, 08. April um 14.00 Uhr in Jena
Treffpunkt: Holzmarkt

Montag, 10. April um 14.00 Uhr in Wehnde (Eichsfeld)
Treffpunkt: Ortsausgang Wehnde, Marsch bis zum West-Östlichen Tor

78. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald

13. März 2023

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Veranstaltungen rund um den Jahrestag

Sonntag, 26. März um 10:00 Uhr Bahnhof Bad Salzungen
Radtour „Wider das Vergessen“ zur Erinnerung an die Außenlager des KZ Buchenwald in der Wartburgregion anlässlich des Jahrestages des Todesmarsches der Häftlinge des KZ Außenlager „Heinrich Kalb“ in Springen. Die Tour beginnt und endet am Bahnhof Bad Salzungen.

Samstag, 01. April, um 11 Uhr „78. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers SIII“
Gedenkveranstaltung an der Gedenkstätte im Jonastal. Im Anschluss lädt der Jonastalverein zum Besuch seiner neu gestalteten Ausstellung im Lokschuppen in Arnstadt ein.

3. bis 30. April 2023, Bibliothek der Bauhaus Universität Weimar
Ausstellungspräsentation: „Rosa Winkel. Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora“

Dienstag, 11. April 2023 um 17 Uhr Einweihung der Stele zum Gedenken an Robert Büchler in Jena
und an den Todesmarsch durch Jena, Karl-Liebknecht-Straße 87, Jena
18 Uhr „Erinnerungen an Robert Büchler“ – Ein moderiertes Gespräch mit Ruthi Buchler-Chanash, Tochter von Robert Büchler. Aula des Angergymnasiums, Karl-Liebknecht-Straße 87, Jena

Donnerstag, 13. April 2023 um 19 Uhr in der Notenbank Weimar
Ein Überlebender des Gettos von Schargorod (Ukraine) berichtet – Boris Zabarko (Kiew/Stuttgart)
Eine Veranstaltung des Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte in Kooperation mit der LZT

Freitag, 14. April 2023 um 19 Uhr im Kino Mon Ami Weimar
„Students at war“ Film und Gespräch zur Deportation norwegischer Studenten in das KZ Buchenwald mit Elsa Kvamme und Markus Wegewitz in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung

Samstag, 15. April 2023
Thematische Führungen durch die Gedenkstätte Buchenwald, Treffpunkt Information
(12.30 Uhr „Sinti und Roma im KZ Buchenwald“, 13.30 Uhr „Jüdische Häftlinge im KZ Buchenwald“, 14.30 Uhr „Weibliche Häftling im KZ Buchenwald“)

Samstag, 15. April um 9.00 Uhr Führung am NS-Rüstungswerk REIMAHG bei Kahla
Führung durch Vereinsmitglieder des Walpersberg e.V. Die Wegstrecke beträgt ca. 6 Kilometer und 80 Höhenmeter, welche in etwa vier Stunden begangen werden. Der Teilnehmendenbeitrag beträgt 10,00 Euro. Um Anmeldung wird gebeten: buero@walpersberg.com

Samstag, 15. April um 16.30 Uhr 79. Pflanzaktion des inklusiven Gedenkprojektes „1000 Buchen“
Pflanzung von 8 neuen Erinnerungsbäumen in Kromsdorf, in der Nähe des Schlosses Kromsdorf, Ecke Dorfstraße/ Weinbergweg, am Beginn des Radweges nach Denstedt

Samstag, 15. April um 19 Uhr im Fürstensaal der Hochschule für Musik FRANZ LISZT
Musikalische Lesung mit Éva Fahidi-Pusztai und Benjamin Appl (Bariton), Daan Boertien (Piano) und
Jennifer Wilton (Einführung)

Sonntag, 16. April 2023

10.00 Uhr Treffen der Nachkommen
auf Einladung der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora
(Kino-Saal der Gedenkstätte Buchenwald)

12.00 Uhr stilles Gedenken im Vorhof des Krematoriums
anlässlich des 137. Geburtstages Ernst Thälmanns

13.30 Uhr Geschichte. Bewusst. Machen.
Gedenk-Rundgang durch Buchenwald

Treffpunkt: Information

15 Uhr Gedenkfeier auf dem Appellplatz
auf Einladung der Stiftung und des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD) auf dem ehemaligen Appellplatz

16.30 Uhr Kaddish am Jüdischen Mahnmal

16.45 Uhr Interreligiöses Gedenken im Kleinen Lager

17.00 Uhr Stille Kranzniederlegung des IKBD im Glockenturm
Die Gedenkstätte gewährleistet einen Shuttlebus zwischen Lagergelände am Tor und Glockenturm

Montag, 17. April 2023 um 11 Uhr Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Gedenkplatz am Krematorium

Montag, 17. April 2023 um 17 Uhr Zeitzeugengespräch Erinnerungsort Topf & Söhne, Erfurt
„Einmal werden wir nicht mehr da sein und dort bei diesen Erinnerungsorten wird man die Wahrheit erfahren können.“ Gespräch mit Eva Fahidi-Pusztai, Buchenwald- und Auschwitz-Überlebende

Montag, 17. April 2023 um 19 Uhr Öffentliches Zeitzeugengespräch in Weimar
im Jugend-und Kulturzentrum Mon Ami

Dienstag, 18. April 2023 um 10 Uhr Gedenken am ehemaligen KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte
Gedenkveranstaltung am ehemaligen KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte, am südlichen Stadtrand von Ellrich, nahe des Bahnhofs

Dienstag, 18. April 2023 um 15 Uhr Gedenkveranstaltung am ehemaligen Außenlager Nüxei
in Kooperation mit der ArGe Spurensuche Südharz

Dienstag, 18. April 2023 um 19 Uhr im Kino Mon Ami
„Der Zeuge“ Film und Gespräch mit Regisseur und Hauptdarsteller Bernd Michael Lade, Patrick Metzler (FSU) und Michael Löffelsender in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung

Donnerstag, 20. April ab 16 Uhr: 35. Buchenwaldgedenklauf
Der 35. Buchenwaldgedenklauf führt vom Friedhof Bad-Köstritz (16:00) über den Langenberger Steg (16:15) zum Küchengarten Gera (16:30) bis nach Weida (18:00).

Freitag, 28. April 2023 um 19 Uhr im Stadtmuseum Weimar
„Und eisig weht der kalte Wind. Das Schicksal einer deutschen Sinti-Familie“
Buchlesung und anschließendes Gespräch mit Ricardo-Lenzi Laubinger, Vorsitzender der Sinti-Union Hessen e.V.

Gedenktag für die Opfer des Holocaust

26. Januar 2023

We remember! Wir erinnern!

Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht. Seid solidarisch! Helft einander! Achtet auf die Schwächsten! Bleibt mutig! Ich vertraue auf die Jugend, ich vertraue auf euch! Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!

Esther Bejarano, Überlebende des KZ Auschwitz

Diesen Freitag, am 27. Januar 2023 ist der 78. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Wir gedenken der unzähligen Opfer der faschistischen Vernichtungsmaschinerie und ihrem unermesslichen Leid.
Kein Vergeben. Kein Vergessen.

Bildungsfahrt nach Theresienstadt und Lidice

23. Januar 2023

Vom 18. bis 21. Mai 2023 findet die 30. Antifa-Fahrt statt

Jetzt anmelden unter: engel.tvvdn.bda@gmail.com

Es ist beim TVVdN/BdA zur guten Tradition geworden alljährlich im Sommer eine Antifa-Fahrt zu unternehmen. Seit nunmehr 30 Jahren veranstaltet unser Verband diese Bildungsreise zu Orten des Widerstandes oder des Gedenkens an antifaschistische Widerstandskämpfer:innen und Opfer des Naziregimes.

Vom 18. bis 21. Mai 2023 (über das Himmelfahrtswochenende) findet die 30. Antifa-Fahrt statt. Dieses Jahr sind Orte der Erinnerung in Tschechien das Reiseziel. Am 18. Mai wird ein Reisebus von Eisenach über Erfurt, Jena sowie Gera nach Litoměrice fahren, wo für die kommenden zwei Nächte ein Hostel bezogen wird. Kurz vor Litoměrice wird es einen Halt am ehemaligen Lagerkrematorium des Außenlagers Leitmeritz für ein gemeinsames Gedenken an die Opfer geben. Hier befand sich das größte Außenlager des KZ Flossenbürg. Etwa 18.000 Häftlinge durchliefen dieses Arbeitslager, circa 4.500 überlebten diese Tortur nicht.
Am Freitagmorgen geht es in das benachbarte Terezín, wo das so genannte „Ghetto Theresienstadt“ eingerichtet war. Es war als Sammel- und Durchgangslager Teil des nationalsozialistischen Zwangslagersystems. Bis Mai 1945 waren insgesamt 141.000 Menschen hier inhaftiert, darunter 15.000 Kinder. Heute ist die ehemalige Garnisonsstadt wieder bewohnt. In der „Kleinen Festung“ befindet sich eine Gedenkstätte, durch welche die Reisegruppe geführt wird.
Am Samstag führt der Weg nach Lidice, ein kleiner Ort 20 km westlich von Prag. Als Heydrich in Prag ermordet wurde, statuierten die Nazis am 10. Juni 1942 in Lidice ein Exempel und verübten ein Massaker an allen Männern des Ortes. Die Frauen wurden nach Ravensbrück deportiert. Die verbliebenen Kinder wurden im Vernichtungslager Chelmno vergast. Der Ort selbst wurde dem Erdboden gleichgemacht. An der Stelle des früheren Ortes befinden sich heute eine Gedenkstätte und ein Museum, durch welche die Gruppe geführt wird.
Für die letzte Nacht ist ein Botel (halb Boot, halb Hotel) in Prag auf der Moldau reserviert, um am Sonntag ausgeruht die Rückfahrt anzutreten.

Der Teilnehmenden-Beitrag beträgt 150,00 Euro. Darin enthalten ist die Busreise, die Übernachtungen, das Frühstück sowie Führungen und Eintrittsgebühren. Mittagessen und Abendbrot ist auf Selbstkostenbasis. Abends ist jeweils ein Restaurant reserviert. In Litoměrice und in Prag gibt es aber auch Kaufhallen und Imbisse in der Nähe.

Anmeldung: Wer Interesse oder Fragen zur 30. Antifa-Fahrt hat, kann sich bei Kati Engel unter: engel.tvvdn.bda@gmail.com melden.
Die Fahrt steht allen Interessierten offen, Vorkenntnisse sind nicht notwendig.

Teilnehmer:innen der Antifa-Fahrt 2022 in der Gedenkstätte Bergen Belsen

Und sonntags wird die Stadt geputzt

8. Januar 2023

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Leider ist es fast schon eine Alltäglichkeit, dass Nazis in Eisenach scheinbar ungestört ihre Botschaften an Wänden verteilen. Jüngst beschmierte die braune Brut die letzte Wohnstätte des Widerstandskämpfers Heinrich Zieger in der Frankfurter Straße. Kamerad:innen der Basisgruppe Eisenach machten sich am Vormittag des 8. Januar auf den Weg, diesen kleinen Ort des Gedenkens wieder seine Würde zurück zu geben.
Habt Dank für Euer Engagement ❤️

Wer war Heinrich Zieger?

Als Sohn eines Arbeiters wurde Heinrich Zieger am 24. Februar 1900 in Eisenach geboren. Er wuchs in Armut auf und besuchte die Volksschule nur bis zum 14. Lebensjahr. Trotz seiner sehr guten Zeugnisnoten, musste er früh damit beginnen zur Unterstützung der Familie einer Arbeit nachzugehen. Als ungelernter Arbeiter war er in den Hörselwerken angestellt, einem auf die Produktion von Zollstöcken spezialisierten Unternehmen. Dort war er bis zu seinem Tode beschäftigt.
Als er in das Berufsleben trat, begann der 1. Weltkrieg. Heinrich Zieger erfuhr in dieser Zeit, was kapitalistische Produktionsverhältnisse in Form von Lohndruck und Arbeitshetze bedeuten. Die Kriegsjahre wurden für Ziegler damit harte, aber auch prägende Jahre. Er begann, sich nach der Arbeit den Schriften der großen Theoretiker wie Marx, Engels und Lenin zu widmen. Er wurde Mitglied in der Gewerkschaft und trat schließlich 1920 auch der KPD bei.
In den Hörselwerken wählte man ihn 1925 zum Betriebsratsvorsitzenden. 1928 wurde er Organisationsleiter im Unterbezirk der KPD in Eisenach. Außerdem gehörte Heinrich Zieger zu den Gründern des Rot-Front-Kämpferbundes in Eisenach. Es gelang ihm und seinen Mitstreitern, diesen auch während der Verbotszeit einsatzfähig zu halten.
Ende 1932 wurde Heinrich Zieger Stadtverordneter. Die Partei berief ihn zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden. In dieser Funktion erwarb er sich hohes Ansehen. Es heißt, dass seine Argumente überzeugend waren und er stets sachlich blieb, selbst wenn seine Gegner unsachlich wurden.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gehörte er der Führung der illegalen KPD-Ortsgruppe Eisenach an. Doch das entging leider den Faschisten nicht. Nach einer kurzzeitigen Festnahme im März 1933 wurde Heinrich Zieger am 26. Oktober 1933 erneut verhaftet. Diesmal musste er wochenlange Verhöre und Folterungen im Eisenacher Bezirksgefängnis über sich ergehen lassen. Irgendwann waren seine Kräfte und sein Wille aufgebraucht. Noch hatte er keinen Namen verraten, keine Struktur preisgegeben. Aber die Angst schwach zu werden, zum Verräter zu werden, wuchs. Er wählte in der Nacht vom 28. zum 29. Dezember 1933 die letzte verbliebene Möglichkeit sich den Schergen zu entziehen und setzte seinem Leben selbst ein Ende.

In Eisenach ist er unvergessen. Heute erinnert im Südviertel eine Straße an ihn
und seit 2014 befindet sich hier vor seinem letzten Wohnsitz in der Frankfurter
Straße 104 ein Stolperstein.

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